Kleiner Émile vermisst: Jetzt gerät seine Familie ins Visier der Ermittler!

Le Vernet (Frankreich) - Seit fast neun Monaten gibt es keine Spur von Émile. Das Verschwinden des Jungen, der im November drei Jahre alt wurde, ist den Ermittlern ein Rätsel, das sie bislang nicht lösen konnten. Zuletzt wurde der Junge am 8. Juli vergangenen Jahres bei einem Familientreffen im Haus seiner Großeltern mütterlicherseits gesehen.

Émile war zum Zeitpunkt seines Verschwindens zweieinhalb Jahre alt. Im November wurde er drei.
Émile war zum Zeitpunkt seines Verschwindens zweieinhalb Jahre alt. Im November wurde er drei.  © Screenshot/Twitter/Gendarmerie nationale

Wie Le Parisien und RTL berichteten, wurden sowohl Émiles Familie als auch die Dorfbewohner von Le Vernet, die zum Zeitpunkt des Verschwindens anwesend waren, aufgefordert, das Verschwinden zu rekonstruieren. Dazu sollen alle Zeugen noch einmal an den Tatort kommen und ihre Darstellung der Geschehnisse überprüfen.

Bisher hätten die Ermittlungen keine nennenswerten Hinweise ergeben. Jedoch wurden das Haus der Großeltern sowie der dazugehörige Garten mehrfach gründlich durchsucht. Ebenso 30 weitere Gebäude in dem Dorf, in der Nähe geparkte Autos und ein angrenzender Wald.

Auch die besonders religiöse und zurückhaltende Familie wurde sehr genau überprüft, einschließlich der Telefonverbindungen.

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Hunderte Hinweise, die bei der Polizei eingingen, wurden geprüft, brachten aber auch keine neuen Erkenntnisse. Das Kind ist einfach nirgendwo zu finden. Ins Visier der Ermittler sind allerdings Émiles Vater und sein Großvater geraten, deren Namen im Vorstrafenregister der Polizei auftauchten.

So musste sich der Vater des kleinen Jungen 2018, also noch vor der Geburt seines Sohnes, vor Gericht verantworten, weil er Mitglied der französischen rechtsextremen Gruppe "Bastion Social" gewesen sein soll und angeblich in rassistische Gewalttaten verstrickt war, berichtete RTL.

Der Mann wurde freigesprochen.

Sexuelle Übergriffe innerhalb der Religionsgemeinschaft?

Im Juli nahmen Angehörige der französischen Gendarmerie im Südalpendorf Le Vernet an einer Suchaktion nach Émile teil.
Im Juli nahmen Angehörige der französischen Gendarmerie im Südalpendorf Le Vernet an einer Suchaktion nach Émile teil.  © NICOLAS TUCAT / AFP

Auch der Großvater wurde 2018 verhört. Die französische Presse enthüllte diesbezüglich nun brisante Details aus der Vergangenheit von Philippe V. Denn der 50-jährige Physiotherapeut ist Zeuge in einem Gerichtsverfahren, in dem es um Gewalttaten von Erwachsenen gegen Minderjährige geht.

Diese liegen rund 30 Jahre zurück und wurden erst zwischen 2014 und 2017 angezeigt. Konkret gehe es um Schläge, körperliche Züchtigung, Vergewaltigung, Misshandlung und sexuelle Übergriffe innerhalb der Religionsgemeinschaft Sainte-Croix de Riaumont in Liévin.

Philippe V. war dort in den 1990er-Jahren - und damit zum Zeitpunkt der angeblichen Vorfälle - Erzieher. Ehemalige Studentinnen sollen seine Autorität und seine sehr harten Strafen bezeugt haben.

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Diese stritt V. zunächst als "völlig falsch" ab, gab dann aber Schläge auf den Hintern, Tritte und Ohrfeigen zu, die er verteilte. Einer seiner früheren Schüler behauptete: "Er war der strengste aller Erzieher. Er tolerierte keine Unverschämtheiten. Er verhängte Strafen, die man bei anderen nicht bekommen hätte. Einmal ließ er mich auf den Knien in der Ecke warten."

Der Zeuge betonte aber auch, dass V. "kein Unmensch" und "trotz der Strenge" nicht unnahbar war.

Wie der französische Fernsehsender BFM TV informierte, seien die Ermittler im Zuge der Untersuchungen seit dem Verschwinden von Émile auf diese Angelegenheit aufmerksam geworden. Einen Zusammenhang gebe es offenbar jedoch nicht. Als sein Enkel verschwand, habe der Großvater Pfähle in seinem Auto verstaut.

Die Suche nach dem Jungen geht weiter.

Titelfoto: NICOLAS TUCAT / AFP, Screenshot/Twitter/Gendarmerie nationale

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