"Krebs entfernen": Londoner Polizeichef will seine Skandal-Truppe erneuern

London - Im Zuge einer weitreichenden Reform der skandalgeplagten Londoner Polizei könnten Dutzende Polizisten aus der Einheit geworfen werden.

Der Polizeipräsident der Metropolitan Police, Mark Rowley (58), droht mit einer Welle von Entlassungen.
Der Polizeipräsident der Metropolitan Police, Mark Rowley (58), droht mit einer Welle von Entlassungen.  © dpa/PA Wire/Carl De Souza

Scotland-Yard-Chef Mark Rowley (58) kündigte am heutigen Donnerstag im BBC-Interview an, dass etwa 100 Polizisten einer genaueren Prüfung unterzogen würden und "möglicherweise die Organisation verlassen müssten".

Um die Reform voranzutreiben, hat Rowley rund 90 Beamten neue Aufgaben zugeteilt:

Diese Polizisten, die vormals in der Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Terrorismus arbeiteten, wurden nun in die Abteilung für professionelle Standards versetzt.

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Diese Einheit sei außerdem um 150 Arbeitskräfte aufgestockt worden, so Rowley.

Es gehe darum, so schnell wie möglich "den Krebs aus dem Körper" der Metropolitan Police zu entfernen.

Ein unabhängiger Untersuchungsbericht stellte der Londoner Polizei kürzlich das verheerende Zeugnis aus, institutionell rassistisch, frauenfeindlich und homophob zu sein.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen sei nicht ernstgenommen worden, außerdem gebe es weit verbreitetes Mobbing, Sexismus und Diskriminierung in der Behörde.

Auslöser war der Fall Sarah Everard (✝33)

Ein ehemaliger Londoner Polizist nutze seinen Dienstausweis, um Sarah Everard (✝33) zu entführen, vergewaltigen und ermorden. Noch immer wird diskutiert, ob der Vorfall hätte verhindert werden können. (Symbolbild)
Ein ehemaliger Londoner Polizist nutze seinen Dienstausweis, um Sarah Everard (✝33) zu entführen, vergewaltigen und ermorden. Noch immer wird diskutiert, ob der Vorfall hätte verhindert werden können. (Symbolbild)  © dpa/Xin Hua/Han Yan

Der Bericht war in Auftrag gegeben worden, nachdem im März 2021 ein Polizist die 33-jährige Londonerin Sarah Everard unter Einsatz seines Dienstausweises entführt sowie anschließend vergewaltigt und ermordet hatte.

Auch danach kamen Skandale ans Licht.

Im Februar wurde ein Beamter zu jahrzehntelanger Haft verurteilt, der fast 20 Jahre lang ein Dutzend Frauen wiederholt vergewaltigt hatte.

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Rowley erzählte, auch er selbst sei bei der Durchsicht von Personallisten teils schockiert gewesen, etwa über Fälle von Gewalt und Sexualstraftaten.

"Wir haben hier Hunderte Leute, die nicht hier sein sollten", so der Polizeichef, der die Behörde im vergangenen Jahr übernommen hatte.

Titelfoto: dpa/PA Wire/Carl De Souza

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