Kopftuchzwang: Iran unterdrückt Frauen jetzt per Videoüberwachung

Teheran - Die iranischen Moralwächter gehen jetzt noch härter gegen heimische Frauen vor: Polizisten werden ab sofort per Videoüberwachung überprüfen, ob Verstöße gegen die eigens festgelegten Kleidungsvorschriften vorliegen. Weibliche Betroffene bekommen nach einem aufgezeichneten Vergehen eine Warnung per SMS auf ihr Handy gesendet!

Iranische Frauen werden ab sofort mit der Hilfe von Videokameras kontrolliert.
Iranische Frauen werden ab sofort mit der Hilfe von Videokameras kontrolliert.  © Fotomontage: dpa/Xinhua/Ahmad Halabisaz, dpa/Patrick Pleul

Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete am heutigen Samstag, dass die eingesetzte Kamerasoftware nach Angaben der Polizei fehlerfrei laufen würde.

Angeblich wird es künftigen "Straftäterinnen" dennoch ermöglicht, etwaige Einwände gegen den Regelverstoß einzulegen.

Laut einem Bericht der Agentur Fars sagte Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi über das Ablegen des Hidschābs in der Öffentlichkeit: Die fehlende Kopfbedeckung würde einer Art Angriff gegenüber dem iranischen System und seinen Werten gleichkommen.

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Eine Missachtung verletze zudem die öffentliche Sittsamkeit und verstoße gegen die Scharia. Derartige Delikte würden laut dem Politiker nur von Feinden des Irans unterstützt werden.

Das Bildungsministerium des Landes teilte zuletzt mit, dass Schülerinnen und Studentinnen an Bildungseinrichtungen bei Nichttragen des Kopftuchs vom Unterricht ausgeschlossen werden.

Auch Ermutigung wird bestraft

Im Iran gibt es bereits seit Monaten Proteste gegen das Regime der Islamischen Republik.
Im Iran gibt es bereits seit Monaten Proteste gegen das Regime der Islamischen Republik.  © dpa/LaPresse via ZUMA Press/Cecilia Fabiano

Seit Monaten ist die iranische Moralpolizei, die zuletzt die Zwangsmaßnahme per Patrouillen kontrollierte, von den Straßen verschwunden.

Viele Iranerinnen tragen seither freiwillig kein Hidschāb mehr.

Jetzt wird die bereits seit längerem bekannte Kopftuch-Regelung im Iran digital überwacht, was die politische und geistliche Führung des Landes noch weiter unter Druck setzen könnte.

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Wie Medien den Generalstaatsanwalt Ali Dschamadi am heutigen Samstag zitieren, sollen ab sofort auch Menschen bestraft werden, die Frauen dazu ermutigen, ihr Kopftuch abzunehmen.

Durch den Tod der kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini (†22) im September 2022, im Gewahrsam der Polizei, wurde zuletzt eine heftige Welle an Protesten im ganzen Land ausgelöst.

Amini verstarb, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen wurde, wahrscheinlich an Gewalteinwirkungen.

Titelfoto: Fotomontage: dpa/Xinhua/Ahmad Halabisaz, dpa/Patrick Pleul

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