ÖFB-Team siegt nach Graz-Tragödie: Amoklauf weckt bei Rangnick schlimme Erinnerungen
San Marino/Graz - Der tragische Amoklauf mit elf Toten an einem Gymnasium in Graz hat nicht nur in Österreich große Bestürzung und Trauer ausgelöst. Die Nationalmannschaft des deutschen Nachbarlandes stand am Abend trotzdem bereits wieder auf dem Platz, doch die Gedanken der Spieler und Verantwortlichen an Fußball beschränkte sich auf die 90 Minuten.
Alles in Kürze
- ÖFB-Team siegt 4:0 gegen San Marino nach Amoklauf in Graz
- Marko Arnautovic: Spiel interessiert mich nicht nach Tragödie
- Ralf Rangnick erinnert sich an Amoklauf von Winnenden
- Michael Gregoritsch und Marcel Sabitzer bestürzt über Ereignisse
- ÖFB-Team zeigt Einheit und Solidarität nach Tragödie

"Ich wollte hier gar nicht herkommen, aber ich muss das machen", erklärte Marko Arnautovic (35), der beim 4:0-Sieg in der WM-Quali gegen San Marino zwei Treffer erzielte, im Interview nach der Partie.
"Heute sollte man nicht reden, sich nicht freuen. Was in Graz passiert ist, ist brutal – da interessiert mich dieses Spiel überhaupt nicht. Ich habe seit der Früh Herzrasen und Mitleid", so der frühere Werderaner. "Ich weiß nicht, ob wir noch sicher sind auf dieser Welt."
Bei seinem Trainer Ralf Rangnick (66) weckte der verheerende Vorfall schreckliche Erinnerungen: "Mich hat es natürlich sofort an den Amoklauf im März 2009 von Winnenden erinnert – zehn Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt", offenbarte der im baden-württembergischen Backnang geborene Coach bereits vor dem Spiel am Mikrofon von ServusTV.
Es sei zwar "wirklich schwer", sich heute auf den Fußball zu konzentrieren, eine Spielabsage habe aber trotzdem nie zur Debatte gestanden. "Gerade in so einer Zeit, wenn sowas passiert, müssen wir zeigen, wie wir hier zusammenstehen, was für ein Team wir sind und wie sehr wir zusammenhalten", begründete der 66-Jährige die Entscheidung.


Michael Gregoritsch und Marcel Sabitzer sind bestürzt

Vor allem Michael Gregoritsch (31) vom SC Freiburg und BVB-Star Marcel Sabitzer (31) setzten die Ereignisse ordentlich zu. Beide wuchsen in Graz auf und spielten in der Jugend für den Grazer AK.
Die Nachricht habe "alles in den Schatten" gestellt, so der SCF-Stürmer. "Es war heute ein sehr schwerer Schlag für uns alle."
"Ich habe meine ganze Jugend in Graz verbracht, das ist schon ein extrem komisches Gefühl. Man kann sich das gar nicht vorstellen", fügte der Borusse an. Sportliche Fragen wollte er hingegen nicht beantworten, das sei im Moment "alles egal".
Gregoritsch fand nach dem Triumph hingegen auch bewegende Worte: "Wir haben für meine Heimatstadt Graz gespielt, für diese Stadt, für unser Land gewonnen. Wir helfen einander, dafür sind Familien da. Unser Land ist vereint."
Titelfoto: imago / GEPA pictures