Regierung gestürzt, heftige Proteste: Nepal versinkt im Chaos

Nepal - Ausgelöst durch ein Social-Media-Verbot gibt es seit rund vier Tagen blutige Ausschreitungen in Nepal. Den Protestierenden ist es gelungen, die Regierung zu stürzen - das Militär hat inzwischen die Kontrolle über das Land übernommen. Soldaten sichern Straßen und kontrollieren Fahrzeuge sowie Passanten.

Seit Montag kommt es in Nepal zu heftigen Protesten – ausgelöst durch ein Social-Media-Verbot.
Seit Montag kommt es in Nepal zu heftigen Protesten – ausgelöst durch ein Social-Media-Verbot.  © Safal Prakash Shrestha/ZUMA Press Wire/dpa

Wegen der schweren Unruhen trat Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli (73) am Dienstag zurück, so die Deutsche Presse-Agentur.

Zwar wurde die Social-Media-Sperre kurz darauf wieder aufgehoben - viele Kritiker sahen darin einen massiven Eingriff in die Meinungsfreiheit -, doch die ehemalige Regierung hatte daraufhin eine strikte Ausgangssperre in der Hauptstadt Kathmandu verhängt - was nur zu weiteren gewalttätigen Protesten führte.

Menschen griffen Minister und andere Politiker mit Steinen an und setzten das Regierungsgebäude in Brand.

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Ziel der Anschläge wurden wenig später auch die privaten Häuser der Abgeordneten. Die Frau des früheren Premierministers Jhalanath Khanal (75) wurde schwer verletzt und befindet sich aktuell in kritischem Zustand.

Regierung in Nepal wurde 2008 schon einmal gestürzt

Junge Menschen feiern vor dem brennenden Parlamentsgebäude ihren "Erfolg" über die gestürzte Regierung.
Junge Menschen feiern vor dem brennenden Parlamentsgebäude ihren "Erfolg" über die gestürzte Regierung.  © Niranjan Shrestha/AP/dpa

Die Bilanz der Unruhen ist verheerend: Mindestens 19 Menschen kamen bislang ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.

Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und sogar scharfe Munition gegen die Protestierenden ein.

Doch das Social-Media-Verbot - mit dem die Regierung die Plattformen unter staatliche Aufsicht stellen wollte - war längst nicht mehr der einzige Auslöser für die Wut der vor allem jungen Demonstranten. Sie prangern auch die tief verwurzelte Korruption, Vetternwirtschaft und soziale Ungleichheit im Land an.

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Auf TikTok und Instagram kursieren inzwischen Videos von jungen Menschen, die auf den Straßen tanzen, Selfies vor brennenden Gebäuden machen und ihren "Erfolg" öffentlich feiern.

Wie schnell sich in dem Himalaya-Staat eine neue Regierung bilden wird, bleibt ungewiss, so RND. Klar ist jedoch, dass die Forderungen nach Reformen, Transparenz und sozialer Gerechtigkeit immer lauter werden - auch Demonstrationen sind weiterhin zu erwarten.

Nepal ist erst seit 2008 eine Demokratie, nachdem damals die jahrhundertealte Monarchie gestürzt wurde. Zuvor herrschte von 1996 bis 2006 Bürgerkrieg.

Titelfoto: Montage: Safal Prakash Shrestha/ZUMA Press Wire/dpa, Niranjan Shrestha/AP/dpa

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