Weiterhin Gefahr für Deutschland: Neue Erkenntnisse im Fall Jan Marsalek

Moskau - Jan Marsalek (45) war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Finanzwelt und gilt inzwischen als Spion Putins. Nach der Implosion des Dax-Konzerns Wirecard, dessen Vorstandsmitglied Marsalek war, tauchte dieser ab und floh nach Russland. Nun gelang es einem Rechercheteam von ZDF, "Spiegel" und "The Insider", den Betrüger in Moskau aufzuspüren.

Der Ex-Vertriebsvorstand von Wirecard, Jan Marsalek, auf einem Fahndungsfoto des Bundeskriminalamts. (Archivfoto)  © PP München/Bundeskriminalamt/BKA/dpa

Seit fünf Jahren genießt der Flüchtige den Schutz des Kremls, unerreichbar für deutsche Ermittler.

Durch Ermittlungsakten gegen einen Spionagering in London gelang es den Journalisten, die Spur Marsaleks aufzunehmen. Wenig später verdichteten sich die Hinweise auf seine neue Identität: Unter dem Namen Alexander Nelidov lebt der gebürtige Österreicher offenbar mittlerweile am Rand der russischen Hauptstadt.

Durch die Auswertung von Login-Daten einer Marsalek zugeordneten Handynummer stellte das Rechercheteam fest, dass der 45-Jährige nahezu täglich am Lubjanskaja-Platz verkehrt - dem Sitz des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.

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Dort gelang es sogar, den abgetauchten Ex-Topmanager beim Betreten der FSB-Zentrale zu fotografieren. Weitere Erkenntnisse sollen belegen, dass Marsalek zudem mehrfach im Auftrag des FSB in die Ukraine gereist sei.

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Marsalek weiterhin Gefahr für Deutschland

In Europa ist Marsalek weiterhin zur Fahndung ausgeschrieben. (Archivfoto)  © Daniel Bockwoldt/dpa

Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags, Marc Henrichmann (CDU, 49), zeigt sich angesichts Marsaleks Aufenthaltsort wenig überrascht.

"Man hat in desaströser Art und Weise einen russischen Spion nicht sehen wollen und über Jahre unterschätzt", sagte Henrichmann dem ZDF. Jetzt zeige sich, dass man es mit Putin mit einem Gegner zu tun habe, der ohne jede Regeln spiele.

Da Marsalek weiterhin im Dienst der Russen stehe, gehe von ihm auch nach wie vor eine Gefahr für Deutschland aus, so der CDU-Politiker. "Er ist offenbar mit viel Geld ausgestattet, er kennt keine Skrupel, er ist ein schmutziger Soldat, der Putins Spiel ausführt."

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Dass dem Betrüger und Spion in naher Zukunft in Deutschland der Prozess gemacht wird, hält Henrichmann für unwahrscheinlich: "Putin liefert seine Soldaten nicht aus, solange sie ihm nützlich sind."

Die komplette Folge "Frontal" über den Wirecard-Betrüger Jan Marsalek seht Ihr in der ZDF-Mediathek, die Sendung "ZDFheute live" mit CDU-Politiker Marc Henrichmann gibt's bei YouTube.

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