Messer-Attacke während Lesung: Rushdie-Attentäter muss Jahrzehnte in den Knast

Von Benno Schwinghammer

New York (USA) - Der Attentäter von Schriftsteller Salman Rushdie (77) ist zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht im US-Bundesstaat New York legte das Strafmaß gegen den Amerikaner Hadi Matar (27) fest, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Er kann Berufung einlegen.

Hadi Matar (27, r) und sein Pflichtverteidiger Nathaniel Barone während der Urteilsverkündung im Gericht.
Hadi Matar (27, r) und sein Pflichtverteidiger Nathaniel Barone während der Urteilsverkündung im Gericht.  © Adrian Kraus/FR171451 AP/AP/dpa

Der 27-Jährige hatte bei einer Lesung des weltbekannten Autors im August 2022 mehr als ein Dutzend Mal auf Rushdie eingestochen. Das Messer durchtrennte seinen Sehnerv - seitdem ist der Autor auf einem Auge blind und trägt stets eine Brille mit einem abgedunkelten Glas. Rushdie verbrachte nach dem Anschlag Wochen in einem Krankenhaus und einer Pflegeeinrichtung.

Eine Geschworenenjury im Bezirk Chautauqua im Nordwesten des Bundesstaates hatte Matar bereits im Februar des versuchten Mordes an dem heute 77-Jährigen schuldig gesprochenen. Matar hatte zwar auf nicht schuldig plädiert. Angesichts des vor Hunderten Augenzeugen begangenen Angriffs und Videoaufnahmen gab es aber keinen Zweifel daran, dass er die Tat begangen hat.

Matars Verteidigung scheiterte damit, Zweifel daran zu säen, dass er einen vorsätzlichen Mord begehen wollte. Rushdie war seinem Attentäter im Prozess bei seiner Zeugenaussage selbst gegenübergetreten.

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Der 77-Jährige schilderte, wie er den dramatischen Vorfall im August 2022 erlebte. "Mir war ganz klar, dass ich sterbe", sagte Rushdie. "Und das war mein vorherrschender Gedanke."

Rushdie verarbeitet Tat in neuem Buch

Der Schriftsteller Salman Rushdie (77).
Der Schriftsteller Salman Rushdie (77).  © Soeren Stache/dpa

Ihm seien zunächst die dunklen und wilden Augen des herannahenden Angreifers aufgefallen, erzählte Rushdie. Im Gerichtssaal vermied es der auf der Anklagebank sitzende Täter Matar, sein Opfer anzuschauen. Er selbst verweigerte die Aussage.

Ein weiterer Prozess auf Bundesebene in Verbindung mit Terror-Vorwürfen dürfte sich US-Medien zufolge eingängiger mit der Suche nach Matars Motiv befassen.

Der Literat ("Mitternachtskinder") verarbeitete den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch "Knife: Gedanken nach einem Mordversuch". Schon lange vorher hatte er um sein Leben fürchten müssen: 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini wegen des als blasphemisch empfundenen Romans "Die satanischen Verse" zur Ermordung des Autors aufgerufen.

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Der Anklage zufolge war dies auch der Grund für Matars Tat. Der Attentäter wohnte bis dahin im Bundesstaat New Jersey.

Immer wieder stach der Täter auf ihn ein

Vor Gericht erzählte Rushdie weiter, er habe zuerst gedacht, er werde geschlagen. Doch dann habe er bemerkt, dass "sehr viel Blut auf meine Kleidung floss". Immer wieder stach der Täter in der Folge auf ihn ein - in die Wange, den Hals und sein rechtes Auge. "Sehr schmerzhaft und gefährlich" sei das gewesen, schilderte der Autor. "Danach habe ich vor Schmerzen geschrien."

Er zeige den Geschworenen im Prozess auch sein zerstörtes Auge. Die bleibenden Folgen seien nicht auf seine geminderte Sehkraft beschränkt. Rushdie beklagte sich darüber, nicht mehr so energisch und stark wie zuvor zu sein.

Titelfoto: Fotomontage: Adrian Kraus/FR171451 AP/AP/dpa//Soeren Stache/dpa

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