Polizisten stecken dreijährigen Sohn wegen Töpfchen-Unfällen ins Gefängnis

Fort Lauderdale (USA) - Zwei Polizisten im US-Bundesstaat Florida wird vorgeworfen, ihren gemeinsamen Sohn zweimal in eine "widerliche" Gefängniszelle gesteckt zu haben. Eigenen Aussagen der Eltern nach, sei der Grund dafür gewesen, dass der Junge es wiederholt nicht rechtzeitig aufs Töpfchen geschafft hätte.

Wiederholte Töpfchen-Unfälle waren der Grund für die Gefängnis-Strafe der Eltern. (Symbolbild)
Wiederholte Töpfchen-Unfälle waren der Grund für die Gefängnis-Strafe der Eltern. (Symbolbild)  © tomsickova/123RF

Die Mutter, eine Kriminalbeamtin und der Vater, Lieutenant der Daytona Beach Shores Polizei, wird vorgeworfen, ihren eigenen Sohn psychisch missbraucht zu haben, berichtete The Associated Press.

In einem Video, welches vergangene Woche von der Volusia County Sheriff an die Medien herangetragen wurde, gab das Paar gegenüber einem staatlichen Ermittler für Kindesmissbrauch zu, ihren Sohn zweimal ins Gefängnis gesteckt zu haben, am 5. und 6. Oktober 2022.

Das Video wurde von der Körperkamera eines Beamten der Volusia County Sheriff's Office aufgezeichnet, der den Ermittler zu dem Haus der Polizisten begleitete.

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Darin erklärt der Vater, dass die Kindertagesstätte Windeln für Kinder älter als drei nicht erlaubte. Zwar sei die Einrichtung zu der Zeit noch nachsichtig gewesen, aber deswegen hätten sie alles versucht, um dem Dreieinhalbjährigen die Windeln abzugewöhnen.

"Wir haben es mit Büchern versucht, wir haben versucht, ohne Hosen herumzulaufen, wir haben wirklich alles versucht", teilte der Vater dem Ermittler mit. Stattdessen versuchte er es also mit einer härteren Konfrontation.

"Ich sagte: 'Du weißt, was ich beruflich mache'", erklärte der Vater. "Ich sagte, ich bin ein Polizist. Ich bringe böse Jungs in den Knast, die sich nicht an das Gesetz halten. Das habe ich also getan. Ich sagte: 'Du weißt, dass du dich nicht an die Regeln hältst, lass uns ins Gefängnis gehen.'"

Vater meinte, die Töpfchen-Unfälle bräuchten mehr "Disziplin"

Die Kindertagesstätte des Sohnes hätte Windeln für Kinder älter als drei nicht erlaubt, weswegen die Eltern dann hart durchgriffen. (Symbolbild)
Die Kindertagesstätte des Sohnes hätte Windeln für Kinder älter als drei nicht erlaubt, weswegen die Eltern dann hart durchgriffen. (Symbolbild)  © aaalll3110/123RF

Die Zelle sei "widerlich" gewesen, weswegen er sie nach Drogen absuchte, bevor er seinen Sohn dort einsperrte.

Er fuhr fort, dass der Junge etwa 13 Minuten hinter Gittern war und er ihn die ganze Zeit im Auge hatte. "Er weinte", sagte der Vater. "Ich habe die Reaktion bekommen, die ich von ihm erwartet habe."

Der Vater teilte dem Ermittler mit, dass seine Mutter dasselbe am Tag zuvor gemacht hätte, allerdings nur für drei Minuten.

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Die Gefängnis-Strafe hätte angeblich funktioniert, so der Vater. Sein Sohn hätte nach dem Zellen-Aufenthalt keine Unfälle mehr gehabt.

Im Interview mit dem Ermittler stellte sich zudem heraus, dass der Vater das Gleiche mit seinem älteren Sohn vor etwa neun Jahren gemacht hätte, als dieser zugab, ein Mädchen im Kindergarten geschlagen zu haben.

"Ich nahm ihn mit ins Gefängnis, und er saß dort. Und ich habe ihn beobachtet ... und er hat geweint und so, und bis heute, wenn man diesen Vorfall erwähnt, sagt er nur: 'Ich würde das nie wieder tun.' Es hat gewirkt", meinte der Vater. "Deshalb habe ich das hier gemacht. Er hat zwar niemanden geschlagen, aber ich dachte mir, dass es dasselbe ist: Disziplin."

Vorwürfe, die Daytona Beach Shores Polizei würde Vorfall unterschlagen

Die Zelle war, laut Angaben des Vaters, "widerlich."
Die Zelle war, laut Angaben des Vaters, "widerlich."  © holwichaikawee/123RF

Beide Elternteile sagten dem Ermittler, dass sie nichts falsch gemacht hätten.

Wie der Staat von der Behandlung des Jungen erfahren hatte, wurde bisher noch nicht bekannt gegeben.

Das Volusia County Sheriff's Office bat später darum, das Video zurückzurufen und berief sich dabei auf einen Gerichtsbeschluss, der die Veröffentlichung von Informationen über den Fall einschränkt.

Bisher ist nicht klar, ob und welche Konsequenzen dem Paar drohen könnten. Sie selbst sind schon zwei Mal vor Gericht gegangen, um im März die Staatsanwaltschaft und im Mai den Staatsanwalt R.J. Larizza zu verklagen.

Die Akten der Prozesse sind zurzeit nicht frei verfügbar. Auch das Ministerium für Kinder und Familien in Florida könne sich laut der Sprecherin Tori Cuddy nicht zu dem Fall äußern, da diese Information vertraulich sei.

Zum jetzigen Zeitpunkt wurden die Beamten noch nicht suspendiert und arbeiten weiterhin für die Daytona Beach Shore Polizei. Lonnie Groot, ein ehemaliger Stadtanwalt von Daytona Beach Shores sagte AP, er habe bisher erfolglos versucht, zusätzliche Unterlagen über die Untersuchung zu erhalten.

"Die Stadt versucht ganz offensichtlich, die Angelegenheit zu vertuschen, und hofft, dass die Sache damit vom Tisch ist und sie wieder ihren eigenen Weg gehen kann", meinte Groot.

Titelfoto: tomsickova/123RF

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