Verheerender Brand in Hongkong: Zahl der Toten steigt auf 65
Von Johannes Neudecker, Sabina Crisan
Hongkong - Noch immer suchen die Ermittler nach der Ursache für den verheerenden Brand in Hongkong. Die Polizei nahm drei Menschen einer Baufirma mit Verdacht auf fahrlässige Tötung fest. Die Behörden gaben mittlerweile bekannt, dass die Zahl der Todesopfer auf 65 gestiegen ist.
Die Männer im Alter zwischen 52 und 68 Jahren sollen für Befragungen in Gewahrsam bleiben. Mit großen Masken als Kopfbedeckung führten sie die Männer vor laufender Kamera ab. Auch Büroräume des Unternehmens wurden durchsucht.
Bei dem verheerendsten Brand in der chinesischen Sonderverwaltungsregion seit Jahrzehnten kamen mindestens 65 Menschen ums Leben.
Unter den Toten war auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der am Einsatzort bewusstlos gefunden wurde und im Krankenhaus verstarb.
Die Feuerwehr kämpfte bis zum Abend (Ortszeit) weiter gegen einzelne Brandherde.
Die Zahl der Todesopfer könnte weiterhin steigen. Wie Stadtchef John Lee in den frühen Morgenstunden des Donnerstags erklärte, werden 279 Menschen noch immer vermisst.
Feuerwehr rettet Haustiere
Medienberichten zufolge retten die Helfer weitere Überlebende aus den betroffenen Gebäuden. Die Feuerwehr brachte am Morgen (Ortszeit) zudem mehrere Katzen und Hunde, die überlebt hatten, aus den Gebäuden.
Über den Hochhausblöcken der Wohnanlage Wang Fuk Court zogen am Vormittag (Ortszeit) weiter dichte Rauchschwaden, während die Feuerwehr ihre Löscharbeiten von Drehleitern aus fortsetzte, wie Live-Übertragungen zeigten. Wegen der Verkehrsbehinderungen fiel an 13 Schulen der Unterricht aus.
Die dramatischen Bilder des Brandes der höchsten Kategorie fünf gingen um die Welt. Das Feuer war am Mittwoch aus bislang noch ungeklärter Ursache ausgebrochen und hatte sich rasch über mehrere eingerüstete Hochhäuser ausgebreitet.
Die Feuerwehr berichtete von extremen Temperaturen in den oberen Stockwerken und schwierigen Bedingungen bei der Brandbekämpfung.
Mittlerweile brachten die Einsatzkräfte die Feuer weiter unter Kontrolle, meldeten aber noch Flammen in drei Wohnblöcken.
Baugerüst im Fokus
Die Behörden prüfen insbesondere die Sicherheitsstandards der traditionellen Bambusgerüste und der daran befestigten Schutznetze, mit denen alle Gebäude wegen Renovierungsarbeiten verkleidet waren.
Ermittler fanden Fenster, die mit Polystyrolplatten verbaut und teils blockiert waren – einem leicht entflammbaren Kunststoff, der häufig als Dämmmaterial verwendet wird. Weiter vermuten die Ermittler, dass Schutznetze, Planen und Plastikfolien möglicherweise nicht den Brandschutznormen entsprochen hatten.
Hongkongs Regierungschef John Lee ordnete an, alle Gebäude in der chinesischen Sonderverwaltungsregion, die derzeit großflächig renoviert werden, zu überprüfen.
Gegen die traditionell im Hongkonger Bau verwendeten Bambusgerüste gab es immer wieder Bedenken hinsichtlich der Brandschutzsicherheit.
Erstmeldung: 27. November, 7.34 Uhr; zuletzt aktualisiert: 15.12 Uhr
Titelfoto: Bildmontage: Vernon Yuen/Nexpher via ZUMA Press Wire/dpa, Uncredited/kyodo/dpa

