Kuriose Forderung eines Dorfes: Wer hier leben will, muss sich vorher operieren lassen

Villa Las Estrellas - Eine Handvoll Häuser, ein Postamt und sogar eine Schule befinden sich in dem kleinen Örtchen mitten in der Antarktis. Auf den ersten Blick wirkt es wie jedes andere Dorf. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Denn wer hier leben möchte, muss sich zuvor einen Teil seines Blinddarms entfernen lassen.

Eis (und Robben), soweit das Auge reicht: Nur wenige Menschen wollen direkt in der Antarktis leben. (Symbolbild)
Eis (und Robben), soweit das Auge reicht: Nur wenige Menschen wollen direkt in der Antarktis leben. (Symbolbild)  © 123RF/cicloco

Der Name des Dorfes ist Villa Las Estrellas, aus dem spanischen übersetzt etwa "Dorf der Sterne". Dieses ist die größte zivile Siedlung in der Antarktis und dem Staat Chile zugehörig. Das Dorf befindet sich auf der Insel King George, direkt vor dem antarktischen Kontinent.

Ganzjährig leben 80 bis 120 Menschen in dem kleinen Ort. Es befindet sich derartig abgelegen, dass für Menschen, die sich dort dauerhaft niederlassen möchten, eine besondere Vorschrift gilt. Wie die BBC berichtete, müssen sich die Anwohner zuvor einen Teil des Blinddarms, den Wurmfortsatz, operativ entfernen lassen.

Doch warum ist das so? Ganz einfach: Aufgrund der Lage und Struktur des Blinddarms kann an seinem Ende, dem Wurmfortsatz (Appendix) leicht eine Entzündung entstehen. Diese müsste operiert werden. Doch das nächstgrößere Krankenhaus befindet sich mehr als 1000 Kilometer entfernt.

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Zwar sind einige Ärzte vor Ort, doch diese können keine chirurgischen Eingriffe vornehmen. Im Falle einer notwendigen Operation könnte die große Entfernung zu einem Krankenhaus tödlich sein.

Die chilenische Militärbasis steht nicht weit von der Siedlung entfernt. Daher ist diese größtenteils von Wissenschaftlern und Mitarbeitern der chilenischen Luftwaffe oder Marine bevölkert, die ihre Familien mitbringen. Auch diese müssen sich aufgrund der Vorsichtsmaßnahme den Appendix entfernen lassen.

Wie lebt es sich in der Antarktis?

Die jährliche Durchschnitts-Temperatur des Dorfes liegt bei -2,3 Grad Celsius. Um einen Einblick in das Leben der Bewohner zu erhalten, machten sich die BBC-Reporter auf, die Stadt zu erkunden.

Sie trafen den damaligen Kommandeur des Luftwaffenstützpunktes Sergio Cubillos, der mit seiner Familie mitten in der eisigen Welt lebt.

Er sagte, seine Frau und Sohn hätten sich an den grauen Ort angepasst und genießen das Abenteuer. Zudem verriet er, dass man hier besser nicht schwanger werden sollte - es wäre zu riskant.

Dennoch bietet der Ort eine Schule für die wenigen Kinder, die mit ihren Eltern in Villa Las Estrellas leben. Doch der Unterricht kann oftmals aufgrund des heftigen Schneefalls nicht besucht werden. Die Menschen müssen dann zu Hause bleiben.

Es gibt keine öffentlichen Freizeiteinrichtungen. Neben den wenigen Gebäuden steht auf einem Hügel eine russisch-orthodoxe Kirche.

Villa Las Estrellas bietet einen einzigartigen Lebensort

Nahe dem Dorf liegt der Militär-Flughafen. Er ist neben dem Boot eine etwas bequemere Methoden für den Zutritt zur Siedlung.

Trotz der harten Bedingungen erleben die Langzeit-Antarktisbewohner ein einzigartiges Leben am äußersten Ende der Welt, wenn auch ohne Teile ihres Blinddarms.

Titelfoto: 123RF/cicloco

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