Block-Prozess: Entführer wollten aufhören, doch erlebten "Druck" weiterzumachen

Hamburg - Nach einer dreiwöchigen Pause wurde am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) mit der Zeugenaussage des mutmaßlichen Chef-Entführers David B. (68) fortgesetzt. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Ihrem Lebensgefährten, Gerhard Delling (66, l.), wird Beihilfe vorgeworfen.
Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Ihrem Lebensgefährten, Gerhard Delling (66, l.), wird Beihilfe vorgeworfen.  © Marcus Brandt/dpa

Der 24. Verhandlungstag drehte sich vollständig um den Chef der israelischen Sicherheitsfirma "Cyber Cupula", die in der Silvesternacht 23/24 die beiden jüngsten Block-Kinder Klara und Theo entführt haben soll.

Das Gericht hatte im Vorfeld nicht mitgeteilt, ob und wann David B. als Zeuge aussagen wird. Doch schon zu bei der Ankunft bei Gericht war aufgrund der verstärkten Sicherheitskontrollen klar: Der 68-Jährige ist in Hamburg und bis zum 18. Dezember als einziger Zeuge geladen.

Zwar schilderte B. am Mittwoch noch nicht die Ereignisse der Silvesternacht, doch schon jetzt ließ vor allem eine seiner Aussagen Christina Blocks Darstellung, B. und sein Team hätten eigenmächtig gehandelt, ins Wanken geraten.

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Vielmehr stützte diese die Anklageschrift, nach der Block die Entführung in Auftrag gegeben haben soll – ein Vorwurf, den sie weiterhin bestreitet. B. sagte im Zeugenstand: "Auf uns wurde Druck ausgeübt, dass die Kinder noch vor Weihnachten wieder zu Hause sein sollen. Jemand sagte, der Patriarch [Eugen Block] habe schon Geschenke für beide Kinder gekauft."

Update, 15.39 Uhr: Block könnte auch noch wegen Beihilfe zur Untreue verurteilt werden

Es folgten mehrere Beschlüsse der Kammer, wonach das Verfahren – entgegen den Anträgen mehrerer Verteidiger – nicht ausgesetzt wird. Zudem wurde ein Beweisantrag von Dr. Voß behandelt sowie mehrere rechtliche Hinweise der Vorsitzenden Richterin an Christina Block und an Dr. Andreas C. erteilt.

Dabei wies die Richterin darauf hin, dass für beide neben der mutmaßlichen Beauftragung der Entführung auch der Verdacht der Untreue beziehungsweise Beihilfe zur Untreue im Raum steht. Dies gelte für den Fall, dass sich der Verdacht bestätige, Dr. C. habe B. und dessen Team bewusst über mehrere Wochen unter falsch angelegten Aliasnamen kostenfrei im "Grand Elysée" untergebracht. Wodurch Kosten von mindestens 220.000 Euro entstanden seien.

Für Block und C. komme im Falle einer Verurteilung die Einziehung dieser Summe in Betracht.

Der Prozess wird am Donnerstag um 9.30 Uhr fortgesetzt.

Update, 15 Uhr: Zeugenbefragung wird unterbrochen

Kurz vor den Schilderungen Bs. über die Ereignisse ab November 2023 unterbricht die Richterin seine Befragung. Sie soll am morgigen Donnerstag fortgesetzt werden.

Update, 14.45 Uhr: Entführer wollten aufhören

Die zwei weiteren Sachen waren zum einen die stetig wachsende Angst bei Christina Block ihr Ex-Mann Stephan Hensel – "Er wurde mir als gewalttätiger Mann beschrieben", so B. – könne mit den Kindern "einfach abhauen" oder gar dem Hotel sowie der gesamten Block-Gruppe schaden. "Frau Block sagte mir in einem Moment, dass sie kein Licht mehr sehe", so B.

Zum anderen wollten David B. und sein Team nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 eigentlich "aufhören". "Der Bruder eines Mitarbeiters war getötet worden, wir hatten alle verwundete Familienmitglieder und wollten nach Hause", so der Zeuge.

Jedoch hätten Block und Dr. Andreas C. sie mit Nachdruck gebeten weiterzumachen. "Auf uns wurde Druck ausgeübt, dass die Kinder noch vor Weihnachten wieder Zuhause sein sollen. Jemand sagte, der Patriarchat habe schon Geschenke für beide Kinder gekauft."

Update, 14.30 Uhr: Die Lage sei "tragisch eskaliert"

Ende Juli sei die Situation "tragisch eskaliert". Auslöser war der Tod von Christa Block (†83), der Mutter von Christina Block. Stephan Hensel habe den Kindern nicht erlaubt, ihre schwerkranke Großmutter ein letztes Mal zu sehen, noch habe er ihnen die Teilnahme an der Beerdigung gestattet. "Das war ein sehr schwieriger Moment für Christina", so B.

Ende September und im Oktober seien dann drei Dinge parallel passiert. Zum einen habe "Christinas Freund" (Gerhard Delling) von Gerüchten erzählt, dass die Anwälte von Stephan Hensel "Affären mit Minderjährigen" hätten.

B. habe dann eine Drittpartei gebeten, dazu Recherchen im Netz zu betreiben. "Daraufhin haben wir zwei Akten bekommen, aber ich wusste nicht genau was ich damit machen soll", so B. Deswegen habe er das Material an Ex-BND-Chef August Hanning per Mail weitergeleitet und auch Christina Block, die aufforderte damit zur Polizei zu gehen.

Update, 14.20 Uhr: Eugen Block soll Druck gemacht haben

Der Zeuge berichtete von zwei Treffen mit dem "Patriarchen" (Eugen Block), bei denen er als der Mann vorgestellt wurde, der dabei helfen solle, dessen Enkelkinder zurückzubringen.

Vom Anwalt C. sei ihm spürbarer Druck vermittelt worden; zudem habe dieser deutlich gemacht, selbst unter erheblichem Druck seitens des "Patriarchen" zu stehen. Für die gesamte Familie sei es von großer Bedeutung gewesen, dass die Kinder zurückkehrten.

Update, 14.15 Uhr: B. betont, dass er von einer legalen Aktion ausging

B. betont, dass zunächst kein Plan über die Rückholung der Kinder existiert habe. Es sei lediglich um die geforderte Informationsbeschaffung über Hensel und die Kinder in Dänemark gegangen. Zudem sei er stets davon ausgegangen, im Recht zu sein.

"Ich bin kein Anwalt, aber auf unsere Frage 'Wie sieht die rechtliche Situation aus?' wurde uns stets gesagt, dass die Kinder nicht zurückgegeben worden sind und aus der deutschen Perspektive aus, die Familie das Recht hat, die Kinder zurückzuholen".

Es folgt eine fünfminütige Pause für die Dolmetscherin von B., der ruhig und sachlich auf Englisch vorträgt.

Update, 14 Uhr: Der mutmaßliche Entführer wollte nach Deutschland expandieren

B. redet auch über Kontakte mit Ex-BND-Chef August Hanning (79) und der Firma "System 360 Grad" und auch darüber, dass er tatsächlich vorgehabt hatte, die Geschäfte seiner Firma "Cyber Cupula" nach Deutschland zu expandieren.

In dem Zusammenhang habe ihm auch die Familie V. aus Süddeutschland geholfen, diese hatte Theo und Klara nach der Entführung zunächst auf ihrem Bauernhof nahe Stuttgart beherbergt. Nachdem die Entführer die Kinder mit einem Wohnmobil dort hingebracht hatten.

Update, 13.55 Uhr: "Dass die Kinder sich wie im Gefängnis fühlen könnten"

Im Februar und März 2023 hätten B. und sein Team dann angefangen, das Wohnhaus von Stephan Hensel und den Kindern in Gråsten in Dänemark zu observieren. "Wir haben zunächst zwei Kameras installiert", so der 68-Jährige. Die gesammelten Daten seien dabei alle direkt an das Hauptquartier in Hamburg gesendet worden.

Christina Block sei sehr erschüttert darüber gewesen, dass auch Stephan Hensel Kameras rund um sein Haus installiert hatte. "Sie fühlte sich sehr schlecht damit, dass die Kinder sich wie im Gefängnis fühlen könnten" und sei "sehr berührt von diesen Ergebnissen" gewesen, so B.

Und weiter: "Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würden die Kinder nicht viel herausgehen und wir haben auch keine anderen Kinder in das Haus gehen sehen".

Update, 13.47 Uhr: Weiter gehts mit David Bs. Zeugenaussage

Aufgrund der erneut durchgeführten zusätzlichen Sicherheitskontrollen geht der Prozess auch nach der Mittagspause mit rund 20 Minuten Verspätung weiter.

Obwohl der Zuschauersaal noch so gut wie leer ist, wird die Zeugenaussage von David B. fortgesetzt. Er erzählt von der Einrichtung eines Hauptquartiers in der "letzten Etage" des Büros von Dr. Andreas C., sowie der Erstellung einer Chat-Gruppe für die "interne Kommunikation" zwischen ihm, einem seiner Mitarbeiter, Keren T., Christina Block als auch Dr. C.

Noch im Februar 2023 habe er ein Team "aus jungen Männern aus Israel" nach Deutschland geholt, die alle im "Grand Elysée"-Hotel untergebracht worden seien. Er und sein Team hätten im Hotel "geschlafen und gegessen". Allerdings unter "Spitznamen", die ihnen von "jemandem im Hotel" gegeben worden seien.

Update, 12.29 Uhr: Mittagspause

David B. wird direkt wieder unterbrochen: Es folgt die obligatorische Mittagspause bis 13.30 Uhr. Diesmal müssen alle den Saal verlassen.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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