Block-Prozess: Unternehmerin bat Chef der Entführer um "konkreten Plan"

Hamburg - Nach einer dreiwöchigen Pause wird am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) voraussichtlich mit einer Zeugenaussage des mutmaßlichen Chef-Entführers David B. (68) fortgesetzt. TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Liveblog.

Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Ihrem Lebensgefährten, Gerhard Delling (66, l.), wird Beihilfe vorgeworfen.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 14.10 Uhr: B. betont, dass er von einer legalen Aktion ausging

B. betont, dass zunächst kein Plan über die Rückholung der Kinder existiert habe. Es sei lediglich um die geforderte Informationsbeschaffung über Hensel und die Kinder in Dänemark gegangen. Zudem sei er stets davon ausgegangen, im Recht zu sein.

"Ich bin kein Anwalt, aber auf unserer 'Wie sieht die rechtliche Sitution aus?' wurde uns stets gesagt, dass die Kinder nicht zurückgegeben worden sind und aus der deutschen Perspektive aus, die Familie das Recht, hat die Kinder zurückzuholen".

Es folgt eine fünfminütige Pause für die Dolmetscherin von B., der ruhig und sachlich auf Englisch vorträgt.

Update, 14 Uhr: Der mutmaßliche Entführer wollte nach Deutschland expandieren

B. redet auch über Kontakte mit Ex-BND-Chef August Hanning (79) und der Firma "System 360 Grad" und auch darüber, dass er tatsächlich vorgehabt hatte, die Geschäfte seiner Firma "Cyber Cupula" nach Deutschland zu expandieren.

In dem Zusammenhang habe ihm auch die Familie V. aus Süddeutschland geholfen, diese hatte Theo und Klara nach der Entführung zunächst auf ihrem Bauernhof nahe Stuttgart beherbergt. Nachdem die Entführer die Kinder mit einem Wohnmobil dort hingebracht hatten.

Update, 13.55 Uhr: "Dass die Kinder sich wie im Gefängnis fühlen könnten"

Im Februar und März 2023 hätten B. und sein Team dann angefangen, das Wohnhaus von Stephan Hensel und den Kindern in Gråsten in Dänemark zu observieren. "Wir haben zunächst zwei Kameras installiert", so der 68-Jährige. Die gesammelten Daten seien dabei alle direkt an das Hauptquartier in Hamburg gesendet worden.

Christina Block sei sehr erschüttert darüber gewesen, dass auch Stephan Hensel Kameras rund um sein Haus installiert hatte. "Sie fühlte sich sehr schlecht damit, dass die Kinder sich wie im Gefängnis fühlen könnten" und sei "sehr berührt von diesen Ergebnissen" gewesen, so B.

Und weiter: "Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würden die Kinder nicht viel rausgehen und wir haben auch keine andere Kindern in das Haus gehen sehen".

Update, 13.47 Uhr: Weiter gehts mit David Bs. Zeugenaussage

Aufgrund der erneut durchgeführten zusätzlichen Sicherheitskontrollen geht der Prozess auch nach der Mittagspause mit rund 20 Minuten Verspätung weiter.

Obwohl der Zuschauersaal noch so gut wie leer ist, wird die Zeugenaussage von David B. fortgesetzt. Er erzählt von der Einrichtung eines Hauptquartiers in der "letzten Etage" des Büros von Dr. Andreas C., sowie der Erstellung einer Chat-Gruppe für die "interne Kommunikation" zwischen ihm, einem seiner Mitarbeiter, Keren T., Christina Block als auch Dr. C.

Noch im Februar 2023 habe er ein Team "aus jungen Männern aus Israel" nach Deutschland geholt, die alle im "Grand Elysée"-Hotel untergebracht worden seien. Er und sein Team hätten im Hotel "geschlafen und gegessen". Allerdings unter "Spitznamen", die ihnen von "jemandem im Hotel" gegeben worden seien.

Update, 12.29 Uhr: Mittagspause

David B. wird direkt wieder unterbrochen: Es folgt die obligatorische Mittagspause bis 13.30 Uhr. Diesmal müssen alle den Saal verlassen.

Update, 12.20 Uhr: Der Plan sah keine Gewalt vor

B. berichtet weiter, er habe beabsichtigt, das Haus von Stephan Hensel zu beobachten. Ziel sei es gewesen, für den Fall, dass sich die Kinder in Gefahr befänden, eine Möglichkeit zu schaffen, sie "sicher und ohne Gewalt" herauszuholen. Der Plan habe ausdrücklich vorgesehen, keinerlei Gewalt anzuwenden. Diesen Ansatz habe er auch mit Anwalt C. besprochen.

C. habe zudem vorgeschlagen, dass sein Team während der Arbeit im Hotel der Familie Block untergebracht werden könne; das sei im Februar 2023 gewesen. "Wir wussten nicht wie lange die Operation dauert", so B., der zunächst von wenigen Monaten ausgegangen war.

Update, 12.15 Uhr: Block bittet B. um "konkreten Plan"

Daraufhin sei es zu mehreren Treffen in Hamburg gekommen, unter anderem habe sich einer seiner Mitarbeiter mit Dr. C. und seinem Sohn sowie "dem Freund von Christina" – mutmaßlich der wegen Beihilfe angeklagte Gerhard Delling (66) – im "Grand Elysée"-Hotel sowie dem Büro von Dr. C. in Hamburg getroffen. Dort sei auch eine Vorauszahlung von 150.000 Euro in bar übergeben worden.

B. sei daraufhin selbst nach Hamburg geflogen und habe Christina Block, "ihren Freund" sowie Dr. C. und auch den Zeugen Alon S. in einem italienischen Restaurant getroffen. Es sei ein sehr emotionales Treffen gewesen. Block habe in "sehr gutem Englisch" ihre Geschichte geschildert und dabei einen äußerst traurigen und verzweifelten Eindruck gemacht.

B. habe sie daraufhin gefragt: "Was können wir tun?" Seine Firma "Cyber Cupula" sei auf Cyber-Sicherheit spezialisiert, doch die Kombination aus familiärem Konflikt und operativer Unterstützung sei neu für ihn gewesen. Block habe ihm während des Treffens erklärt, man benötige Daten, die später vor Gericht als Beweismittel genutzt werden könnten.

Es sei vereinbart worden, dass B. einen "konkreten Plan" ausarbeiten solle.

Update, 12.10 Uhr: B. spricht von 250.000 Euro

Das änderte sich nur zwei Tage später als es laut B. zum ersten E-Mail-Austausch zwischen seiner Mitarbeiterin Keren T. und dem Familienanwalt Dr. C. gekommen sei.

Man fragte nach den Informationen, die für eine mögliche Untersuchung nötig seien: Namen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen. Es wurde laut B. auch ein handgeschriebenes Dokument auf offiziellem Briefpapier des Büros von Dr. C. übergeben, mit den Namen der Kinder.

Auch die Kosten für eine solche Operation wurden besprochen: rund 250.000 Euro.

Update 12 Uhr: B. sollte Informationen "im Namen der Mutter beschaffen"

Die Richterin fragt, wie der Kontakt "zu diesem ganzen Geschehen" entstanden sei. David B. schildert, dass er Ende Dezember 2022 von einem Mann – dem Zeugen Alon S. – kontaktiert wurde und sich nur einen Tag später mit diesem in seinem Büro in Tel Aviv getroffen habe.

Während eines "zwei- bis dreistündigen Gesprächs" soll S. ausführlich von der Situation von Christina Block und ihren Kindern berichtet haben. "Alon stellte es als tragischen Vorfall dar und erklärte, dass die Familie sich nicht an deutsche Behörden wenden wolle – unter anderem wegen der rechtlichen Besonderheiten zwischen Dänemark und Deutschland", so B. Im selben Gespräch erzählte S. außerdem, es habe bereits einen Versuch gegeben, die Kinder zurückzubringen.

Alon S. habe ihn daraufhin gefragt, ob sein Team "im Namen der Mutter Christina" Informationen beschaffen könne. Es bestehe erheblicher Zeitdruck, da im Februar 2023 eine wichtige Anhörung anstehe.

B. betonte: "Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Block-Familie gar nicht". Alon S. habe ihm gegenüber nur von einer einflussreichen Familie gesprochen, die er mal kennenlernen sollte. Als einzelne Personen soll er Dr. Andreas C. als "wichtigen Anwalt der Familie" sowie Eugen Block unter dem Spitznamen "Der Patriarch" vorgestellt haben.

Update, 11.50 Uhr: Zeuge David B. will sich vorstellen

B. ist es wichtig, sich erstmal vorzustellen und umreißt in Kurzfassung seinen Lebenslauf. Demnach lebte er die ersten zehn Jahren seines Lebens in Brüssel, absolvierte später seinen obligatorischen Militärdienst in Israel und ging dann fürs Studium nach Paris und diente danach "ein Jahrzehnt meinem Land".

Er sei vierfacher Vater und habe vier Enkelkinder. Seinen Beruf beschrieb er als "Wissenschaftler im Bereich Cyber-Sicherheit".

Heute habe er ein "Hightech-Unternehmen", welches im Süden Israels unter anderem medizinische Simulatoren für Ärzte entwickle. Diese würden auch im Ausland – wie Deutschland – verwendet werden.

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