Block-Prozess: Chef der Entführer sagt voraussichtlich heute aus
Hamburg - Nach einer dreiwöchigen Pause wird am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) voraussichtlich mit einer Zeugenaussage des mutmaßlichen Chef-Entführers David B. (68) fortgesetzt. TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Liveblog.
Update, 10.45 Uhr: Sagt Karen T. gerade aus?
Es folgen Diskussionen über die geplante Vernehmung von David B., dabei kommt die Vermutung auf, dass zum aktuellen Zeitpunkt auch seine rechte Hand Karen T. alias Olga vor der Hamburger Staatsanwaltschaft außerhalb der Hauptverhandlung verhört wird.
Auf direkte Nachfrage schweigt die Staatsanwaltschaft.
Karen T. war laut der eigenen Aussage von Block in den Monaten vor der Entführung ihre engste Vertraute.
Update, 10.33 Uhr: Frau Block lässt sich unter Tränen erneut ein
Nach der Pause lässt sich auch Christina Block zu der Zeugenaussage von Astrid Have ein. "Sie saß nur einen halben Meter entfernt von mir und sagte: 'Einer hier lügt' und hat mich dabei direkt angeguckt", so die 52-Jährige, aber: "Sie kann damit nur sich gemeint haben."
Haves Aussage, sie hätte lieber mit Theo seinen 12. Geburtstag gefeiert, als als Zeugin auszusagen, sei ein Schlag in Gesicht für eine "liebende und leibliche Mutter" gewesen. "Wohlwissen, dass sie vor vier Jahren geholfen hat, meine Kinder widerrechtlich zu entziehen."
Direkt an Theo gerichtet, sagte Block unter Tränen: "Ich hätte alles stehen und liegen lassen, um mit dir deinen Geburtstag zu feiern". Bezüglich der von Astrid Haves geschilderten unheilbaren psychischen Folgen für die Kinder, sagte Block: "So schlimm es euch jetzt gehen mag, ich bin mir sicher, ihr werdet wieder gesund, und ich bin immer an eurer Seite."
Update, 10.17 Uhr: Technische Probleme im Saal
Kaum ist der Prozess gestartet, folgt die erste Pause: Es gibt technische Probleme, Teile der Mikrofone gehen nicht. Ein Techniker muss kommen.
Update, 10.07 Uhr: "Kann ihr kein Wort glauben"
Während immer noch Zuschauende in der Schlange stehen und vereinzelt in den Saal kommen, startet der Prozess mit einer Stellungnahme von Block-Anwalt Ingo Bott (42) bezüglich der Zeugenaussage Astrid Have (39) vom 23. Verhandlungstag.
Diese sei laut Bott "eindrucksvoll" gewesen, "weil sie bestätigt hat, dass man ihr kein Wort glauben kann". Have habe nur das abgespült, was "sie seit 2021 immer behauptet" und das ausgespart, was sie selbst belasten könne. Schließlich sei sie vor derselben Kammer ebenfalls wegen Kindesentziehung zusammen mit ihrem Mann Stephan Hensel angeklagt, so Bott.
Hensel hatte die jüngsten Block-Kinder im Sommer 2021 nach einem Umgangswochenende bei ihm und Have in Dänemark nicht nach Deutschland zurückgebracht.
Update, 10 Uhr: Prozess startet
Mit einer halben Stunde Verspätung startet der 24. Verhandlungstag.
Update, 9.46 Uhr: Das sagte David B. gegenüber der Hamburger Staatsanwaltschaft
Die überraschende Aussage des zunächst flüchtigen David B. (68) gegenüber der Hamburger Staatsanwaltschaft soll die Steakhouse-Erbin schwer belasten.
Unter anderem widersprach der mutmaßlich ehemalige Mossad-Agent der Darstellung von Christina Block, er und seine Sicherheitsfirma "Cyber Cupula" hätten die Entführung eigenmächtig durchgeführt. Laut der Aussage der Unternehmerin war B.s Firma für die IT-Sicherheit im Hotel "Grand Elysée" der Familie Block engagiert worden.
B. sagte jedoch Anfang November aus, er und sein Team - darunter auch der bereits geständige Angeklagte Tal S. - hätten stets nach Anweisungen der Tochter von Eugen Block (85) gehandelt und über 200.000 Euro in Bar für ihre Dienste erhalten.
Die Anweisungen seien ihm über den mitangeklagten Familienanwalt Dr. Andreas C. übermittelt worden. Block soll B. zudem noch drei Tage vor der Entführung versichert haben, die Rückholaktion ihrer Kinder aus Dänemark sei legal.
Update, 9.20 Uhr: Prozessbeginn verzögert sich aufgrund zusätzlicher Sicherheitskontrollen
Lange wurde darüber spekuliert, doch nun scheint es Gewissheit zu geben: Der mutmaßliche Chef der Entführer, David B. (68), wird voraussichtlich heute als Zeuge aussagen. Ein Hinweis darauf sind verstärkte Sicherheitskontrollen vor Saal 237.
Die Schlangen vor dem Saal sind so lang wie noch nie: Die Zuschauenden stehen bis zum Treppenhaus. Grund dafür ist, dass diesmal alle – auch Prozessbeteiligte wie Stephan Hensel (51) und Christina Block – eine zusätzliche Sicherheitskontrolle mit Ganzkörperscanner durchlaufen müssen. Normalerweise werden alle nur beim Betreten des Hamburger Strafjustizgebäudes kontrolliert.
Der Prozessbeginn wird sich dadurch deutlich verzögern.
Update, 9 Uhr: So geht es am Mittwoch weiter
Trotz der dreiwöchigen Unterbrechung des Prozesses wurde es nicht still rund um den Fall "Christina Block". Wie die Staatsanwaltschaft Hamburg mitteilte, wurden neben dem bereits vernommenen Sicherheitsunternehmer David B. noch zwei weitere Israelis außerhalb der Hauptverhandlung befragt.
Beide sollen ebenfalls an der Entführung beteiligt gewesen sein und sich – wie auch B. – eigenständig bei der deutschen Behörde gemeldet haben.
Ob und wie die Verteidigung auf die durch die zwei neuen Aussagen weiter gewachsene Aktenlage reagieren wird, dürfte sich heute zeigen. Immerhin war das Verfahren bereits zuletzt wegen der umfangreichen Vernehmung von B. unterbrochen worden.
Wann und ob die drei Israelis als Zeugen vor Gericht erscheinen, werde aus Sicherheitsgründen nicht im Voraus bekannt gegeben, teilte das Gericht mit. Es wird aber vermutet, dass David B. am Mittwoch als Zeuge aussagen wird.
Update, 8.50 Uhr: Recap vom 23. Prozesstag
Im Fokus des 23. Verhandlungstags stand die Zeugenaussage von Astrid Have (39) und ein Antrag von Anwalt Ingo Bott (42), der schlussendlich zur dreiwöchigen Unterbrechung der Hauptverhandlung führte.
Die Ehefrau von Blocks Ex-Mann Stephan Hensel (51) ließ über ihren Zeugenbeistand gleich zu Beginn ihrer Zeugenbefragung mitteilen, dass sie zu sämtlichen Ereignissen vor dem 5. Januar 2024 keine Angaben machen werde – also auch nicht zur Silvesternacht 2023/24.
Have berichtete vor allem von den physischen und psychischen Auswirkungen der Entführung für Theo und Klara. Beide leiden demnach bis heute unter Albträumen. Theo sei seitdem "anders als andere Kinder".
Besonders Klara, die die Berichterstattung über den Prozess aufmerksam verfolge, wünsche sich, dass "endlich die Wahrheit auf den Tisch" komme, sagte die Zeugin direkt an Christina Block gerichtet.
Block-Anwalt Ingo Bott hatte zu Beginn des Verhandlungstags die Aussetzung des Verfahrens beantragt, nachdem die umfangreiche Vernehmung des mutmaßlichen Entführers David B. durch die Staatsanwaltschaft bekannt geworden war. Dem Antrag stimmte die Kammer zu.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa