Dresden - Waren die Maßnahmen während der Corona-Pandemie angemessen? Und was lief falsch? Fragen wie diese versucht derzeit der Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag zu klären. Bei der Anhörung am Freitag verteidigte der Virologe Christian Drosten (52) das Gros der getroffenen Maßnahmen. Und er brach eine Lanze für die Impfung.
Schon im Spätherbst 2021 habe es wissenschaftlich belastbare Daten aus Deutschland gegeben, die belegten, dass zwei Drittel bis drei Viertel der Infektionen auf Ungeimpfte zurückgehen, erläuterte Drosten.
Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (45, CDU) habe daraus die "Pandemie der Ungeimpften" gemacht.
Das sei aus heutiger Sicht zwar falsch, der Zusammenhang zwischen Impfung und Inzidenz aber wissenschaftlich belegbar, so der Virologe weiter. Als Beispiel nannte er Zahlen aus der Woche vom 29. November bis 5. Dezember 2021. Damals hatte Sachsen die höchste Inzidenz bundesweit.
"Schaut man einen Monat vorher, dann hatte Sachsen auch die niedrigste Impfquote in ganz Deutschland."
Drosten stuft die Maßnahmen während der Corona-Zeit als richtig ein
Als richtig stufte er auch eine Reihe von Ver- und Geboten ein. Die "stärkste Kraft" entwickelten dabei Beschränkungen von Versammlungen, an Schulen, am Arbeitsplatz und in der Gastronomie.
Kein nachweisbarer Effekt sei bei Einschränkungen des Handels und bei allgemeinen Hygienemaßnahmen (Desinfektionsmittel, Lüften) feststellbar gewesen. Das sei durch sechs große wissenschaftliche Studien belegt, sagte Drosten. Am Vergleichsbeispiel Großbritannien zeigte er, dass Deutschland in der ersten Welle 2020 rein rechnerisch mit knapp 70.000 Corona-Toten hätte rechnen müssen statt der registrierten 9345 Covid-Opfer.
Drosten trat auch der Auffassung entgegen, er sei der "Architekt" der Corona-Maßnahmen gewesen und habe die Politik federführend beraten. Diese Annahme sei hauptsächlich auf seinen Podcast mit dem NDR zurückzuführen, der medial vielfältigen Widerhall gefunden habe, sagte Drosten.
Mit Blick auf zukünftige Pandemien empfahl der Virologe, die Rolle der Wissenschaft klarer zu definieren: "Virologen sind nicht für die Ökonomie oder andere Bereiche zuständig."
Wegen Verzögerungen und offen gebliebener Fragen behielt sich der Ausschussvorsitzende Andreas Nowak, (50, CDU) vor, Drosten ein weiteres Mal einzuladen.