Er "verschusselte" seine Corona-Impfung: Doc Caro trauert um Patienten

Köln/Duisburg – Carola Holzner (39) alias "Doc Caro" ist seit Beginn der Pandemie aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Die Notfallärztin behandelt täglich Corona-Patienten auf der Intensivstation – Routine, könnte man meinen. Ein Fall regte sie kürzlich allerdings zum Nachdenken an.

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie kümmert sich Carola Holzner (39) unablässig um Patienten und macht in der Öffentlichkeit auf die Lage im Gesundheitswesen aufmerksam.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie kümmert sich Carola Holzner (39) unablässig um Patienten und macht in der Öffentlichkeit auf die Lage im Gesundheitswesen aufmerksam.  © Marcel Kusch/dpa

Die Fachärztin für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin an einem Duisburger Krankenhaus appellierte bereits vor Monaten (wie viele andere), dass es wichtig sei, sich impfen zu lassen.

Damals sagte sie in einer Talkrunde bei "Anne Will", dass Argumente und Erklärungen im Vieraugengespräch sicherlich die besten Möglichkeiten seien, um Impfskeptiker zu überzeugen.

Leider hat die 39-Jährige, die oft drastische Worte findet, regelmäßig mit Menschen zu tun, bei denen eine Impfung oftmals zu spät kommt. Genau solch ein Fall beschäftigte die gestandene Ärztin kürzlich sehr. Vor etwas mehr als 22 Tagen nahm sie einen Corona-Patienten auf, der aufgrund seines schlechten Zustandes schnell auf die Intensivstation verlegt werden musste.

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"Er hat sich bedankt, war voller Hoffnung.
Hat mich gebeten, ob ich ihn noch impfen könne – er habe es 'verschusselt'. Vier Tage haben die Kollegen ihn auf der Intensivstation versucht zu überbrücken. Ohne Tubus. Vergeblich", schilderte sie die Situation.

Am gestrigen Montag sei der Mann verstorben.

Doc Caro begleitete Corona-Patienten

Tod eines Patienten lässt Doc Caro nicht kalt

Nicht selten findet Medizinerin Carola Holzner (39) drastische Worte für verschiedenste Themen. Bei Instagram folgen ihr fast 200.000 Menschen.
Nicht selten findet Medizinerin Carola Holzner (39) drastische Worte für verschiedenste Themen. Bei Instagram folgen ihr fast 200.000 Menschen.  © Screenshot/Instagram/doc.caro.holzner

Bei ihrem letzten Besuch habe die Ärztin den Patienten noch gefragt, was er anders machen wollen würde. "Nichts", habe er geantwortet. Außer, dass er sich nicht habe impfen lassen, sei ein großer Fehler gewesen.

Die Intensivmedizinerin habe Tränen in den Augen gehabt, als man ihr die Nachricht überbrachte: "Ich bin wütend. 'Mütend' reicht da nicht mehr. Und trotzdem mache ich weiter. So, wie viele andere auch. Vielleicht für dich. Damit aus dir nicht auch 22 Tage, 9 Stunden und 13 Minuten werden."

Mittlerweile sei sie es einfach nur leid, dass es noch immer Menschen gebe, die behaupten, dass Impfungen nicht schützen würden. Es sei anstrengend und zermürbend.

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"Jemand, der wahrscheinlich nicht das Gefühl kennt, eine flehende Hand zu greifen und Augen, die dich voller Angst ansehen, kann es nicht nachvollziehen", waren die letzten eindringlichen Worte der Expertin, die seit beinahe zwei Jahren Corona-Patienten behandelt und viele von ihnen gehen lassen musste, weil sie es nicht überlebten.

Titelfoto: Montage: Marcel Kusch/dpa, Screenshot/Instagram/doc.caro.holzner

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