Von Frank Christiansen, Petra Albers, Jonas Reihl
Niederzier - Aktivisten haben am Freitagmorgen einen Braunkohlebagger im Tagebau Hambach besetzt. Nach bisherigen Erkenntnissen waren zwölf Personen unbefugt in den Bereich des Tagebaus eingedrungen, sagte ein Sprecher der Polizei Düren.
Acht von ihnen hatten sich in großer Höhe auf einem Schaufelradbagger befunden, zwei Menschen hätten sich dort abgeseilt, ergänzte er.
Die anderen vier Personen hielten laut Polizei eine Förderbandanlage besetzt. Gegen 12.30 Uhr hätten sie die Bandanlage in Polizeibegleitung verlassen, erklärten die Protestierenden in einem Instagram-Livestream, den sie vom Bagger aus übertrugen.
Weil die anderen Aktivisten die Arbeitsgeräte allerdings auch nach polizeilicher Aufforderung nicht freiwillig verlassen wollten, wurden sie "durch die eingesetzten Polizeikräfte von den besetzten Großgeräten heruntergeführt bzw. abgeseilt", so der Sprecher.
Für die Räumung hatte die Polizei nach eigenen Angaben auch spezialisierte Höhenretter angefordert. Zudem sei ein Hubschrauber im Einsatz.
Gegen 13.30 Uhr konnte die Polizei den Einsatz schließlich beenden. Alle Personen wurden in Gewahrsam genommen. Trotz des passiven Widerstands der Protestierenden sei der Einsatz "insgesamt friedlich" verlaufen, bilanziert der Sprecher.
Aktivisten protestieren gegen RWE-Pläne
Nach Angaben eines Sprechers des Energiekonzerns RWE war der Bagger zwischenzeitlich aus Sicherheitsgründen nicht in Betrieb. "Die Kohleversorgung der Kraftwerke ist weiterhin gewährleistet", betonte er aber.
Der Sprecher verurteilte die Besetzung und kündigte an, das Unternehmen werde Anzeige erstatten. "Mit dieser unverantwortlichen Aktion bringen die Störer sowohl Mitarbeiter von RWE als auch sich selbst in Gefahr."
Mit der Besetzung wollen die Aktivisten nach eigenen Angaben gegen die bevorstehende Rodung eines Teils des Hambacher Forstes durch den Energiekonzern protestieren.
"Es sagt viel über unser Wirtschaftssystem aus, dass es profitabel ist Wälder zu roden und Dörfer einzureißen, um giftige Seen zu füllen, Yachthäfen und Luxusapartments zu bauen und Inseln aufzuschütten", heißt es in einer Mitteilung der Gruppe, die sich "Pirat*innen" nennt.
Erstmeldung: 26. September, 9.32 Uhr; zuletzt aktualisiert: 14.16 Uhr