Protestaktion im Tagebau Hambach: Aktivisten entern Braunkohlebagger

Von Frank Christiansen, Petra Albers

Niederzier - Aktivisten haben im Tagebau Hambach einen Braunkohlebagger besetzt. Nach bisherigen Erkenntnissen seien zwölf Personen unbefugt in den Bereich des Tagebaus eingedrungen, sagte ein Sprecher der Polizei Düren.

Durch die Besetzung eines Braunkohlebaggers haben Aktivisten einen Teil der Fließbänder im Tagebau Hambach lahmgelegt.
Durch die Besetzung eines Braunkohlebaggers haben Aktivisten einen Teil der Fließbänder im Tagebau Hambach lahmgelegt.  © Henning Kaiser/dpa

Acht von ihnen befänden sich in großer Höhe auf einem Schaufelradbagger, zwei Menschen hätten sich dort abgeseilt. Inzwischen habe die Polizei mit der Räumung begonnen, sagte der Sprecher.

Die anderen vier Personen hielten laut Polizei eine Förderbandanlage besetzt. Mittlerweile hätten sie die Bandanlage in Polizeibegleitung verlassen, sagten Aktivisten in einem Instagram-Livestream, den sie vom Bagger aus übertrugen.

Für die Räumung hatte die Polizei nach eigenen Angaben auch spezialisierte Höhenretter angefordert. Zudem sei ein Hubschrauber im Einsatz.

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Nach Angaben eines Sprechers des Energiekonzerns RWE ist der Bagger zurzeit aus Sicherheitsgründen nicht in Betrieb. "Die Kohleversorgung der Kraftwerke ist weiterhin gewährleistet."

Der Sprecher verurteilte die Besetzung und kündigte an, das Unternehmen werde Anzeige erstatten. "Mit dieser unverantwortlichen Aktion bringen die Störer sowohl Mitarbeiter von RWE als auch sich selbst in Gefahr."

Aktivisten protestieren gegen RWE-Pläne

Um Kies abbauen zu können, will RWE das sogenannte "Sündenwäldchen" am Rand des Tagebaus roden.
Um Kies abbauen zu können, will RWE das sogenannte "Sündenwäldchen" am Rand des Tagebaus roden.  © Henning Kaiser/dpa

Mit der Besetzung wollen die Aktivisten nach eigenen Angaben gegen die bevorstehende Rodung eines Teils des Hambacher Forstes durch den Energiekonzern protestieren.

"Es sagt viel über unser Wirtschaftssystem aus, dass es profitabel ist Wälder zu roden und Dörfer einzureißen, um giftige Seen zu füllen, Yachthäfen und Luxusapartments zu bauen und Inseln aufzuschütten", heißt es in einer Mitteilung der Gruppe, die sich "Pirat*innen" nennt.

Die Aktivisten befürchten eine Räumung und Rodung des besetzten "Sündenwäldchens" in den nächsten Wochen.

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RWE will das Wäldchen am Rande des Tagebaus roden, um Kies abbauen zu können. So soll die Böschung eines später dort geplanten Sees stabilisiert werden.

Ein Großteil der Bäume ist bereits gefällt; in der kommenden Rodungssaison, die am 1. Oktober beginnt, soll die verbliebene etwa ein Hektar große Fläche gerodet werden. Dort halten sich seit Monaten Aktivisten in selbstgebauten Baumhäusern auf, in der Vergangenheit kam es deshalb schon häufiger zu Polizeieinsätzen.

Erstmeldung: 26. September, 9.32 Uhr; zuletzt aktualisiert: 12.39 Uhr

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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