Berlin - Unpünktliche Züge, überlange Schichten, keine Weihnachtsfeier. Bei den Mitarbeitern der Deutschen Bahn ist die Stimmung im Keller.
Am Mittwoch soll die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla (52), ihre Pläne zum Umbau des Konzerns präsentieren. Doch die Mitarbeiter revoltieren.
Fernverkehrs-Vorstand Michael Peterson (54) wollte nun in einem Interview in der DB-Mitarbeiter-APP "echt:klar" über anstehende Veränderungen informieren, um die Gemüter zu beruhigen. Doch das wurde offenbar zum Debakel, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Der Zeitung liegen interne Chats und Mitarbeiter-Kommentare vom besagten Interview vor.
Viele Mitarbeiter seien demnach völlig frustriert. "Keine Weihnachtsfeier mehr. Die Motivation ist bei den meisten Mitarbeitern eher schlecht. Wertschätzung gleich null", schreibt ein Bahnmitarbeiter.
Ein anderer ergänzt: "Wir müssen endlich aufhören, uns in die eigenen Taschen zu lügen". Ein dritter stellt fest: "Viele haben die Identifikation mit ihrer Bahn bereits verloren."
"Das ganze System ist krank" - Bahnmitarbeiter proben den Aufstand
Hintergrund des Bahn-Aufstandes: Aufgrund der vielen Verspätungen müssen Mitarbeiter immer häufiger überlange Schichten fahren. Statt der gewohnten Neun-Stunden-Schichten, heißt es für sie mitunter Zwölf-Stunden-Schichten, bis hin zu 14-Stunden-Schichten.
Dazu kommt die Ankündigung von Fernverkehrs-Vorstand Michael Peterson "rund 500 Stellen abzubauen". Zudem würden im Sanierungsplan der Bahnchefin "weitere Ansprüche an uns stecken". Überhaupt sei mit normalen Dienstplänen vorab nicht zu rechnen.
"Für nächstes Jahr kann ich noch keine Entwarnung geben", erklärt der Fernverkehrs-Chef laut SZ im internen Interview und lässt viele Mitarbeiter fassungslos zurück.
"Das ganze System ist so krank", schreibt etwa Thomas J. "Ich habe immer noch den Eindruck, dass sich unsere Führungskräfte zu sehr über die Anzahl der angestoßenen Projekte, Powerpoint-Präsentationen und Excel-Tabellen definieren."