Deutsche Bahn: Sind überfüllte Züge und Verspätungen "Teil des Plans"?

Mainz - Verspätungen und völlig überfüllte Züge, wer mit der Deutschen Bahn reist, macht immer wieder derartige Erfahrungen. Eine ZDF-Dokumentation zeigt auf, dass diese Missstände offenbar auf bewusste Strategien und Unterlassungen des Managements zurückgehen.

Überfüllte Züge bei der Deutschen Bahn - ein ehemaliger Zugchef sagt, diese seien im DB-Konzern "Teil des Plans".
Überfüllte Züge bei der Deutschen Bahn - ein ehemaliger Zugchef sagt, diese seien im DB-Konzern "Teil des Plans".  © Christian Charisius/dpa

Die Sendung "Deutsche Bahn: Die Insider - Tricks hinter den Kulissen" wurde am gestrigen Dienstag ausgestrahlt, ist aber auch auf ZDF.de zu finden.

Dabei berichten vier sogenannte "Insider" - aufwendig maskiert und mit verfremdeten Stimmen - aus dem Innenleben des DB-Konzerns. Sie alle haben laut ZDF mehrere Jahre lang für die Bahn gearbeitet.

Unter anderem tritt in der Dokumentation "Arne" auf, der fünf Jahre als Zugchef tätig war. In dieser Position trug er bei Zugfahrten die Verantwortung für die Sicherheit und den ordnungsgemäßen Ablauf der Fahrt.

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Wie er schildert, gehen die teils erheblich überfüllten Züge im Fernverkehr darauf zurück, dass die Deutsche Bahn ihre Tickets ohne automatische Sitzplatzreservierung verkaufe, diese müsse immer in einem zweiten Schritt extra erworben werden.

"Das Problem ist einfach, da die Tickets nicht mit den Sitzplätzen verbunden sind, dass die Bahn mehr Tickets verkaufen kann als Sitzplätze", erläutert der ehemalige Zugchef. Überfüllte Züge seien daher "Teil des Plans".

Für die Bahn sei dies eine "nette Einnahme-Quelle", doch sehr viele Reisende seien in der Folge verärgert. In extremen Fällen müssten überfüllte Züge sogar von der Bundespolizei geräumt werden, um ein Sicherheitsrisiko zu vermeiden.

Ehemaliger Lokführer erklärt, weshalb die Bahn so oft zu spät kommt

Das Logo der Deutschen Bahn ist am "Bahntower" in Berlin zu sehen - eine ZDF-Dokumentation enthüllt brisante Informationen über den DB-Konzern.
Das Logo der Deutschen Bahn ist am "Bahntower" in Berlin zu sehen - eine ZDF-Dokumentation enthüllt brisante Informationen über den DB-Konzern.  © Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

Ein anderer Insider ist "Niklas", der zehn Jahre lang als Lokführer für die Deutsche Bahn gearbeitet hat. In dieser Zeit habe er "extrem viele Vorfälle mit Verspätungen" erlebt. Diese seien ganz klar Teil des Tagesgeschäfts gewesen.

Wie der ehemalige Lokführer weiter erklärt, gehen diese Verspätungen bei der Bahn sehr oft auf den schlechten Zustand der Gleise zurück. Aus diesem Grund müssten Züge immer wieder langsam bis sehr langsam fahren. "Ich kenne fast keine Strecke, die keine Langsamfahrstelle hat", ergänzt der Insider.

Dass die Gleise nicht ausreichend von der Deutschen Bahn gewartet werden, gehe auf einen "Fehler im System" zurück, heißt es weiter in der Dokumentation.

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Die Bahn sei zwar für die Wartung zuständig, wären Gleise oder Schienen aber so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden müssten, so schreibe eine gesetzliche Regelung vor, dass dies dann auf Kosten der Bundesregierung geschehe.

Aus diesem Grund vernachlässige die Bahn die Wartung des Schienennetzes, was wiederum zu vielen Verspätungen im Fernverkehr führe.

Insider der Deutschen Bahn nennt Bonussystem "Manipulation"

Daneben verrät die ZDF-Dokumentation "Deutsche Bahn: Die Insider - Tricks hinter den Kulissen" noch diverse andere Geheimnisse aus dem Innenleben des DB-Konzerns.

So berichtet der Insider "Holger" warum das Bonussystem mit den Prämienpunkten aus seiner Sicht eine "Manipulation" sei. An einer Stelle spricht der Experte sogar von einer "Verarsche hoch fünf".

Insider "Björn" wiederum verrät, wie Reisende beim Kauf von Bahntickets wirklich Geld sparen können und weshalb die BahnCard hierfür unnötig sei.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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