Gestrichene Zugteile sorgen für volle ICE zwischen Sachsen und Hessen: So bitter ist Reaktion der DB

Dresden/Leipzig - Befürchtung wahr geworden! Wegen gestrichener Zugteile muss die Deutsche Bahn (DB) vermehrt Buchungssperren auf der ICE-Linie 50 zwischen Dresden und Wiesbaden (Hessen) verhängen. Besonders der Abschnitt Leipzig-Frankfurt ist immer wieder ausgebucht. Die Chancen auf eine baldige Besserung der Situation stehen äußerst schlecht.

Die Züge der Baureihe 411 (l.) sollen zwischen Dresden und Wiesbaden erst im Oktober 2026 durch längere Fahrzeuge der Baureihe 401 (r.) ersetzt werden. (Archivbild)
Die Züge der Baureihe 411 (l.) sollen zwischen Dresden und Wiesbaden erst im Oktober 2026 durch längere Fahrzeuge der Baureihe 401 (r.) ersetzt werden. (Archivbild)  © Christophe Gateau/dpa

"Nach aktuellem Planungsstand werden wir die Linie ab Oktober 2026 auf größere Fahrzeuge vom Typ ICE-1 mit circa 500 Sitzplätzen umstellen können", lautet das bittere DB-Statement auf TAG24-Anfrage.

Damit müssen Reisende offenbar noch rund ein Jahr mit den aktuellen Zuständen leben, die vom Fahrgastverband PRO BAHN als "katastrophal" beschrieben werden. "Wir nehmen verstärkt eine Überfüllung der Züge wahr", beklagt Referent Michael Koch (26), der folglich eine sofortige Kapazitätsaufstockung fordert.

Seit Mitte Juni verkehren durch den Wegfall der Baureihe 415 auch die stark nachgefragten Verbindungen nur noch in Einzeltraktion. Von ursprünglich 626 Sitzplätzen blieben nur noch 376 Plätze übrig, was einem Minus von rund 40 Prozent entspricht.

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Dies macht sich seit Monaten bemerkbar, auch wenn die Deutsche Bahn "aus Wettbewerbsgründen" keine Zahlen zur Auslastungssituation preisgeben will.

Eine Konzernsprecherin begründet das Auftreten von Buchungssperren mit einem reduzierten Zugangebot im Ost-West-Verkehr wegen derzeitigen Bauarbeiten auf der Anhalter Bahn zwischen Bitterfeld und Berlin. Dass die Probleme auch bereits davor auftraten, blieb in der Stellungnahme unberücksichtigt.

Frust wegen weiterer Änderung: Bahn streicht ICE-Halte in Riesa

In Sachsens "Nudelstadt" werden künftig weniger ICE halten. (Archivbild)
In Sachsens "Nudelstadt" werden künftig weniger ICE halten. (Archivbild)  © Sebastian Schultz

Neben der Überfüllungs-Problematik sorgt ein weiteres Vorhaben auf der ICE-Linie für Negativ-Schlagzeilen. So lässt die DB ab dem Fahrplanwechsel mehrere ICE nicht mehr in Riesa halten. Nur noch Leistungen in den Früh- und Abendstunden werden dort stoppen.

Dies hängt laut Konzern mit einer sonst nicht ausreichenden Wendezeit in Dresden und einer Umsteigeverbindung in Leipzig zusammen. "Sehr viele Reisende profitieren durch das neue Konzept", heißt es.

PRO-BAHN-Referent Koch ist da anderer Meinung. Er befürchtet eine steigende Unattraktivität der Bahn als Verkehrsmittel und sieht die Gefahr, dass Riesa irgendwann komplett vom ICE-Verkehr abgeschnitten wird.

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Auch vom VVO kommt scharfe Kritik. Geschäftsführer Burkhard Ehlen (56) prognostiziert eine weitere Verschlechterung der Auslastungssituation des RE50 (Saxonia-Express), der jetzt schon oft überfüllt ist.

Riesas OB Marco Müller (49, CDU) bedauert die Streichungen.
Riesas OB Marco Müller (49, CDU) bedauert die Streichungen.  © Eric Münch

Ralf Hänsel (55, CDU), Landrat des Landkreises Meißen, spricht von einem "schmerzhaften Einschnitt für die Region". Auch Riesas OB Marco Müller (49, CDU) zeigt sich verärgert. Man habe den Bahnhof der Stadt zum Knotenpunkt für Bahn, Bus und P+R ausgebaut. "Nun wird unser Engagement durch die DB konterkariert."

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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