Dresden - Vierspurig und mehr als 40 Meter breit soll die neue Carolabrücke werden - und damit deutlich größer als ihre Vorgängerin. Für mögliche Bauprojekte im Umfeld der Brücke ergeben sich dadurch erhebliche Herausforderungen.
Dort, wo sich am Altstädter Elbufer heute die Busparkplätze befinden, stand bis 1945 das Venezianische Haus. Das Gebäude war Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild gotischer Stadtpaläste errichtet worden und wurde später durch Bomben zerstört.
Pläne für den von vielen Dresdnern gewünschten Wiederaufbau liegen seit Jahren in den Schubladen. Entsprechende Entwürfe wurden der Öffentlichkeit bereits vorgestellt.
Doch mit ausreichend Platz könnte es angesichts der Dimensionen der neuen Brücke eng werden, gab unter anderem die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) zu bedenken.
Schon die alte DDR-Flussquerung (34 Meter breit) reichte mit ihrer östlichen Kante bis auf sechs Meter an das betroffene Grundstück heran.
SPD-Stadtrat Stefan Engel hofft auf Vermeidung von "riesigem Fehler"
Hinzu kommt: Die notwendige Unterstützung aus dem Stadtrat fehlt bislang. Im Juni wurde im Zuge der Grundsatzentscheidung zum Brücken-Neubau ein Änderungsantrag abgelehnt, der auch die Rekonstruktion des Palazzos ermöglichen sollte. Lediglich Grüne und SPD stimmten geschlossen dafür.
SPD-Stadtrat Stefan Engel (32) sieht die Debatte zwar erst am Anfang, betont jedoch zugleich: "Es wäre ein riesiger Fehler, wenn die neue Carolabrücke den Wiederaufbau dauerhaft verbauen würde."
Das Rathaus erklärte dazu, es gebe derzeit weder aktuelle Planungen noch Investoren-Interesse am Venezianischen Haus. Die Verwaltung prüfe jedoch "potenzielle Entwicklungsflächen" in der Umgebung.
Solche Flächen gibt es auch in Richtung Pirnaischer Platz: Dort wurde in der Vergangenheit über die Rückkehr des Kaiserpalastes (1897 errichtet, 1951 abgerissen) sowie über eine Umgestaltung und Beruhigung der St. Petersburger Straße diskutiert. Beide Ideen stoßen jedoch auf dasselbe Hindernis: die notwendige Vierspurigkeit.
Laut Verwaltung ist eine Reduzierung der Spurenzahl zwischen Rathenauplatz und Georgplatz erst langfristig denkbar. Ohne grundlegende Eingriffe in die Verkehrsführung sind sowohl die großen Umbaupläne als auch eine Rückkehr des Kaiserpalastes kaum realistisch.