Nach Erdbeben: Baby wird unter Trümmern geboren - Mutter stirbt

Dschindires (Syrien) - Zwei Tage nach dem heftigen Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt die Opferzahl schnell und stetig. Zehntausende Helfer versuchen, Verschüttete lebend zu bergen - auch nachts bei Kälte und Dunkelheit. Ein kleines Wunder spielte sich im syrischen Gebirge Kurd Dagh ab, wo ein wenige Stunden altes Baby gerettet werden konnte.

Ein Video aus Syrien zeigt den Moment, als das Neugeborene aus den Trümmern eines Hauses gerettet wird.
Ein Video aus Syrien zeigt den Moment, als das Neugeborene aus den Trümmern eines Hauses gerettet wird.  © Bildmontage Screenshot Twitter/@LexiLu47623348

Als Helfer sich in der nordwestsyrischen Stadt Dschindires durch den Schutt eines zerstörten Gebäudes gruben, vernahmen sie plötzlich das Weinen eines Babys.

Unter den Trümmern eines Hauses entdeckten sie dann ein Neugeborenes, was noch durch die Nabelschnur mit seiner Mutter verbunden war.

Man vermutet, dass die Frau namens Afraa Abu Hadiya das Kind unter den Trümmern des eingestürzten Gebäudes zur Welt brachte.

Starkes Erdbeben nahe dem italienischen Vulkan Vesuv
Erdbeben Starkes Erdbeben nahe dem italienischen Vulkan Vesuv

Die Mutter des Mädchens überlebte nicht und konnte nur noch tot geborgen werden. Auch alle anderen Familienmitglieder kamen demnach bei der schrecklichen Katastrophe ums Leben. Die Familie wurde nahe einem Eingang zu einem Gebäude gefunden, wahrscheinlich wollten sie sich während des Erdbebens in Sicherheit bringen.

Das kleine Baby konnte aber mehr als zehn Stunden nach dem Beben gerettet und in ein Krankenhaus gebracht werden. Zuvor durchtrennte eine Nachbarin der Familie die Nabelschnur.

Baby befindet sich in einem stabilen Zustand

Das kleine Mädchen wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt.
Das kleine Mädchen wird in einem Inkubator in einem Kinderkrankenhaus behandelt.  © Ghaith Alsayed/AP/dpa

Das Neugeborene liegt jetzt in einem Inkubator in der nahe gelegenen Stadt Afrin. Abgesehen von blauen Flecken, gebrochenen Rippen und einer Unterkühlung würde es dem Mädchen aber gut gehen, so der behandelnde Arzt Dr. Hani Maarouf.

"Unsere einzige Sorge ist der Bluterguss auf ihrem Rücken, und wir müssen prüfen, ob es ein Problem mit ihrem Rückenmark gibt", sagt Dr. Hani Maarouf. Sie hätte aber ihre Beine und Arme normal bewegt, ergänzt er.

Der Mediziner glaubt, dass die Mutter des Kindes während der Geburt bei Bewusstsein gewesen war und kurz darauf verstarb. Aufgrund der Körpertemperatur des Kindes schließt Maarouf darauf, dass der Säugling nur wenige Stunden vor seiner Entdeckung auf die Welt kam und nicht schon vor dem Beben.

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So viele Stunden in der Kälte hätte das Kind nicht überlebt, erklärt der Arzt aus Syrien. "Wäre das Mädchen noch eine Stunde länger dort gelassen worden, wäre es gestorben", so Maarouf gegenüber AP News.

Mutter Afraa Abu Hadiya, die zuvor mit ihrer Familie aus der Provinz Dair al-Saur im Osten geflüchtet war, wird ihre Tochter niemals kennenlernen können.

Sie wurde zusammen mit ihrem Mann und den anderen vier Kindern auf einem Friedhof am Stadtrand von Dschindires beigesetzt.

Titelfoto: Bildmontage Screenshot Twitter/@LexiLu47623348

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