Deutschland legt Messlatte hoch: Hier geht es Sexarbeitern am besten!

Deutschland - Sexarbeitern scheint es in Deutschland so gut wie nirgendwo sonst zu gehen. Trotzdem gibt es nach wie vor etliche Baustellen.

Wie gut sind die Arbeitsbedingungen von Prostituierten weltweit? (Symbolbild).
Wie gut sind die Arbeitsbedingungen von Prostituierten weltweit? (Symbolbild).  © 123RF/lightfieldstudios

Die rechtliche und gesellschaftliche Situation von Sexarbeitern ist von Land zu Land unterschiedlich.

Während einige Regionen dieser Welt auf Legalisierung und Regulierung setzen, gibt es nach wie vor etliche Staaten, in welchen Prostitution gänzlich verboten ist.

Diese verschiedenen Bedingungen führen nicht nur zu einer schwankenden Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft – zudem münden sie in den unterschiedlichsten Arbeits- und Lebensbedingungen.

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Und unter diesen leidet das Wohlbefinden der Sexworker massiv.

Um diesem komplexen Thema auf den Grund zu gehen und Baustellen aufzuzeigen, die es weltweit noch zu beheben gibt, haben sich das Online-Magazin LustMag und das Kleinanzeigenportal Erobella zusammengeschlossen und gemeinsam eine Studie unter dem Namen "Sexworker Well-Being Index" durchgeführt.

Hierbei war das Ziel, auf die "unübersichtliche und diversifizierte Datenlage über die Arbeitsbedingungen von Prostituierten im internationalen Vergleich" aufmerksam zu machen und zudem herauszufinden, wie Personen in diesem Bereich am besten geschützt werden können.

25 Länder der westlichen Welt im Vergleich

Dazu wurden 25 Länder der westlichen Welt in fünf prostitutionsrelevanten Kategorien miteinander verglichen.

Dabei wurde ein bestimmtes Augenmerk darauf gelegt,

  • inwiefern Sexarbeiter eine Lobby haben, die sich für sie einsetzt (Interessenvertretungen),
  • ob sie gesetzlich geschützt und anerkannt werden (Rechtliche Situation),
  • ob sie sich in Notfällen auf ihr Netzwerk verlassen können (Sozialer Zusammenhalt),
  • wie viele kontrollierte und sichere Rotlichtviertel es gibt (Rotlichtviertel)
  • und wie hoch der Anteil der bedenkenswerten Auto- und Straßenprostitution ist (Straßenprostitution).

In jeder der fünf Kategorien konnten bis zu 100 Punkte erreicht werden – je nachdem wie gut die Länder darin abschnitten.

Zum Ende hin wurden diese zusammengezählt und mit einer Formel vereinheitlicht, um sie in einen übersichtlichen Vergleich zu setzen.

Und daraufhin kam die Studie zu folgender Erkenntnis:

Ein gutes Zeichen: In Deutschland machen Straßenstriche nur 13 Prozent der Prostitution aus. (Symbolbild)
Ein gutes Zeichen: In Deutschland machen Straßenstriche nur 13 Prozent der Prostitution aus. (Symbolbild)  © 123RF/bialasiewicz

Auf Nummer eins der Länder, die den besten Standard für Sexarbeiter bieten, liegt Deutschland – dicht gefolgt von Österreich und den Niederlanden.

In allen drei Ländern ist die Prostitution legal und wird zudem staatlich reguliert. Das heißt: Wie auch jegliche andere Selbstständige können sich Sexarbeiter als Kleinunternehmer anmelden, Steuern bezahlen und Kranken- und Rentenversicherungen abschließen.

Zudem machen Straßenstriche in diesen Ländern höchstens 15 Prozent aus.

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Ganz anders sieht es dagegen leider in Ungarn, Griechenland und der Slowakei aus.

In diesen Ländern arbeiten 40 bis 73 Prozent der Prostituierten auf der Straße, viele von werden dazu gezwungen. Zudem haben vor allem Ungarn und die Slowakei ein großes Problem mit Menschenhandel.

Trotz ersten Platz hat auch Deutschland noch Baustellen

Lady Susann ist als Domina in Berlin tätig.
Lady Susann ist als Domina in Berlin tätig.  © Lady Susann

Das sieht auf den ersten Blick doch ziemlich gut für Deutschland aus, oder?

Nun ja, so einfach ist es leider nicht.

Zwar geht es Sexarbeitern bei uns im Vergleich zu anderen Ländern verhältnismäßig gut, jedoch können wir deswegen noch lange nicht von optimalen Bedingungen sprechen.

Um einige weitere Einblicke in die Thematik zu erhalten und eine persönliche Erfahrung einfließen zu lassen, hat LustMag mit der Berliner Domina Lady Susann gesprochen.

Und diese gab an, dass es zwar ein großes Glück sei, dass die Prostitution in der deutschen Politik als eine richtige Arbeit angesehen wird – trotzdem gibt es noch immer Gesetze, die der Sexarbeit nicht zugutekommen.

So zum Beispiel das Prostitutionsschutzgesetz (ProstSchG). Dieses schreibe vor, "dass man als Sexworker bei der zuständigen Behörde persönlich vorstellig wird ... und am Ende einen Ausweis, der mit einem Lichtbild versehen ist, bei Kontrollen mit sich führen muss."

Ist zwar gut gemein, in der Praxis jedoch kontraproduktiv.

Die Aufklärung macht's!

Reden hilft: Die Menschen sollen verstehen, dass Sexarbeit nicht immer schmutzig und erzwungen ist. (Symbolbild)
Reden hilft: Die Menschen sollen verstehen, dass Sexarbeit nicht immer schmutzig und erzwungen ist. (Symbolbild)  © 123RF/antonioguillem

Für Lady Susann ist klar: Wenn sich etwas ändern soll, dann muss vor allem dieses Gesetz überarbeitet werden.

Zudem wären Berater aus der Branche hilfreich, um für Fragen und Anliegen zur Verfügung zu stehen – und das nicht nur für die Arbeiter selbst.

Auch eine Aufklärung innerhalb der Gesellschaft würde zu einer Entstigmatisierung führen, die den Frauen und Männern in der Sexbranche zugutekommen würde.

"Ein offener Umgang mit dem Thema Sexarbeit ist wichtig ... Wenn die Leute verstehen, dass Prostitution nicht immer schmutzig und mit Zwang behaftet ist, steigt auch die Toleranz und vor allem die Akzeptanz."

Titelfoto: 123RF/lightfieldstudios

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