Flugzeug-Recycling: In der Lausitz wird dieser riesige Airbus zerlegt

Dresden/Görlitz - Ein Auto ausschlachten? Das macht bei Bedarf fast jede x-beliebige Werkstatt. Aber wie recycelt man ein Großflugzeug? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die Elbeflugzeugwerke Dresden (EFW) nun ein Pilotprojekt in der Lausitz gestartet.

Das Heck des Airbus A320 ragt noch ins Freie. Erst wenn das Leitwerk abgebaut ist, kann die Maschine komplett in den Hangar gezogen werden.
Das Heck des Airbus A320 ragt noch ins Freie. Erst wenn das Leitwerk abgebaut ist, kann die Maschine komplett in den Hangar gezogen werden.  © Eric Münch

Als vor knapp zwei Wochen eine Maschine vom Typ Airbus A320 auf dem ehemaligen Militärflugplatz Rothenburg landet, finden sich haufenweise Zaungäste ein. Fast 38 Meter lang, 47 Tonnen schwer und 77 Millionen US-Dollar teuer (Listenpreis 2008) - ein solcher Brummer ist in Rothenburg vermutlich noch nie runtergegangen.

Inzwischen steht die 18 Jahre alte Passagiermaschine in einem Hangar, das Heck ragt noch heraus. Der Großflieger wird recycelt, erklärt EFW-Projektleiter Kay-Uwe Hörl (47). "Das Cockpit kann abgetrennt und für Flugzeugsimulationen in Flugschulen verwendet werden."

Besonders wertvoll seien die Aufhängungen der Triebwerke aus Titan und natürlich die Bordcomputer. Bis zu 1500 Teile könnten wiederverwertet werden.

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In den nächsten Monaten wird erprobt, wie Flugzeug-Recycling im industriellen Maßstab am besten funktioniert. EFW-Chef Andreas Sperl (72) nennt das Projekt einen "Meilenstein". Die Recyclingquote solle von einem Drittel auf vier Fünftel erhöht werden. Ziel sei es, in Rothenburg ein Recycling-Center zu etablieren.

Der Regisseur: Kay-Uwe Hörl (47) leitet das Pilotprojekt der Elbeflugzeugwerke in Rothenburg.
Der Regisseur: Kay-Uwe Hörl (47) leitet das Pilotprojekt der Elbeflugzeugwerke in Rothenburg.  © Eric Münch
Antriebslos: Die Triebwerke sind bereits ausgebaut. Bis zu 1500 Teile der 18 Jahre alten Maschine können verwertet werden.
Antriebslos: Die Triebwerke sind bereits ausgebaut. Bis zu 1500 Teile der 18 Jahre alten Maschine können verwertet werden.  © Eric Münch

Triebwerke aus Titan

Roger, Ende und aus: Das Wertvollste im Cockpit sind die Bordcomputer.
Roger, Ende und aus: Das Wertvollste im Cockpit sind die Bordcomputer.  © Eric Münch

Das Dresdner Engagement mit Partnern in der Schweiz und den Niederlanden könnte sich auch finanziell lohnen.

Der Markt für Ersatzteile ist rund acht Milliarden US-Dollar schwer. Und er bietet Chancen. In den kommenden zehn Jahren werden voraussichtlich 11.000 Flugzeuge stillgelegt. Die Corona-Pandemie beschleunigt den Prozess zusätzlich.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) begrüßt die Initiative: "Es ist eine Chance mit einem Unternehmen, das den Markt kennt."

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EFW baut bereits Passagier- zu Frachtflugzeugen um. Mit diesen und anderen Aktivitäten sowie mit den 1600 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen 2019 nach eigenen Angaben einen Gesamtumsatz von 300 Millionen Euro.

Auch die Lausitz hat daran einen Anteil. Zwei der EFW-Werke stehen im nahen Kodersdorf.

Titelfoto: Eric Münch

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