Affenpocken-Fälle in England: Gefahr auch in Deutschland?

Berlin - Nach mehreren Fällen von Affenpocken bei Menschen in Großbritannien sensibilisiert das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland Ärzte für die Virusinfektion.

Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken entsprechend in Nagetieren zirkuliert. Affen gelten als Fehlwirte. (Symbolbild)
Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken entsprechend in Nagetieren zirkuliert. Affen gelten als Fehlwirte. (Symbolbild)  © 123RF/tailex47

In einem Beitrag heißt es, angesichts der Fälle im Vereinigten Königreich sollten Affenpocken auch dann bei entsprechend unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien.

Männer, die Sex mit Männern haben, sollten bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".

In Großbritannien hatte sich die Zahl der erfassten Fälle der seltenen Erkrankung nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) von Montag auf sieben erhöht.

Alarm! Jetzt kommen die Tropenkrankheiten auch zu uns
Gesundheit Alarm! Jetzt kommen die Tropenkrankheiten auch zu uns

Die Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Oftmals sei unklar, wo sich Betroffene mit dem Virus angesteckt haben.

Bei vier jüngst gemeldeten Fällen handele es sich um Männer, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern hatten.

Sie sollen sich in London angesteckt haben. Die erste Infektion, die Anfang Mai in Großbritannien bekannt geworden war, soll hingegen auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen. Daraufhin hatten britische Experten betont, dass die Affenpocken nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen würden und dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sehr gering sei.

Die Erkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist milde Symptome hervor, kann allerdings durchaus auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien in diesem Kontext nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt.

Affenpocken können Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen auslösen

In Großbritannien sind neue Affenpocken-Fälle erfasst worden.
In Großbritannien sind neue Affenpocken-Fälle erfasst worden.  © Andrea Männel/RKI/dpa

Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln.

Die Pocken des Menschen gelten seit dem Jahr 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpockeninfektionen beim Menschen diagnostiziert - und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich.

Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken entsprechend in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte.

Dauersitzen macht krank: So wirst Du Deine unliebsamen Rückenschmerzen los
Gesundheit Dauersitzen macht krank: So wirst Du Deine unliebsamen Rückenschmerzen los

"Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden", heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. "Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich."

In einem Fachartikel von 2019 hielten drei RKI-Mitarbeiter fest: "Außerhalb von Afrika wurden Affenpocken bei Menschen lediglich dreimal identifiziert: im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel". Die meisten Menschen - über 30 Fälle wurden erfasst - steckten sich demnach in mehreren US-Bundesstaaten an.

In die USA sei das Virus mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt worden. Die Betroffenen sollen sich nicht direkt bei diesen Tieren angesteckt haben, sondern durch Kontakt zu Präriehunden, die vor ihrem Weiterverkauf in der Nähe der ghanaischen Tiere gehalten worden waren.

Titelfoto: Montage: 123RF/tailex47, Andrea Männel/RKI/dpa

Mehr zum Thema Gesundheit: