Stress, psychische Belastung, hohes Alter: Thüringer Polizei beklagt zu viele Langzeitkranke

Erfurt - Unter Thüringens Polizisten gibt es seit Jahren viele Langzeitkranke. Zuletzt ist die Zahl noch einmal gestiegen. Nach Angaben des Innenministeriums sind die wenigsten von ihnen in Folge eines Dienstunfalls für mehrere Wochen krankgeschrieben gewesen.

2020 war etwa jeder sechste Polizist in Thüringen langzeitkrank.
2020 war etwa jeder sechste Polizist in Thüringen langzeitkrank.  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Insgesamt seien 1028 Beamte länger als sechs Wochen krankheitsbedingt ausgefallen, sagte eine Sprecherin des Thüringer Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. "Dies entspricht einem Anteil von rund 17 Prozent an der Gesamtstärke", hieß es.

Damit ist 2020 etwa jeder sechste Thüringer Polizist langzeitkrank gewesen.

Vor allem bei den Landespolizeiinspektionen in Saalfeld und Nordhausen und bei der Autobahnpolizei seien prozentual betrachtet sehr viele Beamte längere Zeit krank gewesen.

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Die Dienststellen mit den niedrigsten Zahlen an langzeitkranken Beamten im Bereich der Polizei waren 2020 den Angaben nach die Bereitschaftspolizei, die Landespolizeidirektion und die Landespolizeiinspektion Erfurt. In der Bereitschaftspolizei leisten vor allem junge Beamte ihren Dienst.

Hoher Altersdurchschnitt und psychische Erkrankung

Die Polizei im Einsatz.
Die Polizei im Einsatz.  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Nur ein geringer Teil der langzeitkranken Polizisten fällt aus, weil sich die Beamten im Dienst entsprechend schwer verletzt haben. "Langzeiterkrankungen infolge eines erlitten Dienstunfalls belegen nur einen geringen Anteil an der Gesamtfallzahl", heißt es aus dem Innenministerium.

So habe es 2020 nur 16 Dienstunfälle gegeben, die zu einer Krankschreibung über einen länger als sechs Wochen andauernden Zeitraum geführt hätten. 2019 beziehungsweise 2018 seien es 35 beziehungsweise 30 vergleichbare Dienstunfälle gewesen.

Einer der Hauptgründe für die hohe Zahl der Langzeitkranken sei dagegen der hohe Altersdurchschnitt der Beamten. "Auch psychische Erkrankungen haben in ihrer Bedeutung als Ursache für Erkrankungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen", so eine Sprecherin.

Mehr junge Polizisten, mehr Personal, weniger Belastung

Nach Einschätzung des Ministeriums wird sich die Zahl der langzeitkranken Polizisten vor allem dadurch senken lassen, dass mehr junge Nachwuchsbeamte eingestellt werden. Nicht nur, dass dadurch der Altersschnitt der Beamten gesenkt werde.

Indem ausreichend Personal zur Verfügung stehe, "können stressbedingte Belastungen am Arbeitsplatz gemindert werden", so die Erklärung. In den vergangenen beiden Jahren seien insgesamt 545 Polizeianwärterinnen und -anwärter eingestellt worden.

Darüber hinaus soll eine im Februar 2020 eingestellte Gesundheitsmanagerin dafür sorgen, dass gesundheitliche Belastungen für Polizisten geringer werden und sich ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz verbessert.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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