Tödliche Krankheit breitet sich aus! Folge der Corona-Pandemie?

Tokio (Japan) - In Japan breitet sich eine seltene, aber äußerst gefährliche bakterielle Infektion in Rekordgeschwindigkeit aus. Die Ursache der Erkrankung ist den Behörden bislang ein Rätsel.

Menschen gehen im Februar 2022 inmitten der Coronavirus-Pandemie im verregneten Tokio spazieren.
Menschen gehen im Februar 2022 inmitten der Coronavirus-Pandemie im verregneten Tokio spazieren.  © KAZUHIRO NOGI / AFP

Besorgniserregend: Es handele sich dabei um seltene, aber besonders gefährliche Infektionen mit Gruppe-A-Streptokokken - und die sind potenziell tödlich!

In Japan wurde die Verbreitung von Stämmen des streptokokkenbedingten toxischen Schocksyndroms (STSS) bereits bestätigt und es werde erwartet, dass die Zahl der Fälle in diesem Jahr die Rekordzahl von 2023 übertreffen wird, berichtete The Guardian.

Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten erklärte dazu, dass es noch zu wenige Informationen über die nun plötzlich aufgetretenen, schweren Formen von Streptokokken gebe, weshalb die Behörde "noch nicht in dem Stadium ist, in dem wir sie erklären können".

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Im vergangenen Jahr wurden vorläufigen Zahlen zufolge 941 Fälle von STSS in Japan gemeldet. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden bereits 378 Fälle registriert. Die Infektionen wurden bis auf zwei in allen 47 Präfekturen des Landes festgestellt.

Obwohl vor allem ältere Menschen von der Krankheit stärker gefährdet seien, führe der nun vorherrschende Stamm der Gruppe A zu mehr Todesfällen bei Patienten unter 50 Jahren.

So seien von 65 Personen unter 50 Jahren, bei denen zwischen Juli und Dezember 2023 STSS diagnostiziert wurde, 21 gestorben, was einem Drittel entspricht.

Erkältungsähnliche Symptome

Die Aufhebung der Corona-Beschränkungen veranlasste die Menschen auch dazu, seltener Schutzmasken zu tragen.
Die Aufhebung der Corona-Beschränkungen veranlasste die Menschen auch dazu, seltener Schutzmasken zu tragen.  © Daniel Karmann/dpa

Die meisten Fälle von STSS werden durch Bakterien der Gruppe Streptococcus pyogenes verursacht. Sie sind häufige Erreger von Infektionskrankheiten wie Scharlach und Atemwegserkrankungen.

Die Bakterien können vor allem bei Kindern Halsschmerzen verursachen. Viele Menschen haben den Erreger auch in sich, ohne es zu wissen, und werden nicht krank.

Doch die hochansteckenden Bakterien, die die Infektion auslösen, können in manchen Fällen schwere Krankheiten, gesundheitliche Komplikationen und sogar den Tod verursachen. Insbesondere bei Erwachsenen über 30 Jahren enden rund 30 Prozent der STSS-Fälle tödlich.

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Bei älteren Menschen können erkältungsähnliche Symptome auftreten, in seltenen Fällen können sie sich jedoch verschlimmern und zu Halsentzündung, Mandelentzündung, Lungenentzündung und Meningitis führen. In schwersten Fällen kann es zu Organversagen und Nekrose kommen.

Dass es 2023 in Japan zu einem dramatischen Anstieg der Fälle kam, führen Experten auf die Aufhebung der während der Coronavirus-Pandemie verhängten Beschränkungen zurück.

Behandlung und Prävention

Grundlegende Hygienevorkehrungen wie während der Corona-Pandemie sollen die Ausbreitung von Streptokokken A eindämmen.
Grundlegende Hygienevorkehrungen wie während der Corona-Pandemie sollen die Ausbreitung von Streptokokken A eindämmen.  © 123rf.com/photobyphotoboy

Ken Kikuchi, Professor für Infektionskrankheiten an der Tokyo Women's Medical University, sagte, er sei "sehr besorgt" über den dramatischen Anstieg der Zahl der Patienten mit schweren Infektionen mit Gruppe-A-Streptokokken in diesem Jahr. Auch er ist davon überzeugt, dass die Herabstufung von Covid-19 die Zunahme von Infektionen mit Streptococcus pyogenes begünstigte.

Denn die Menschen verzichteten zunehmend auf grundlegende Maßnahmen zur Infektionsprävention, also etwa regelmäßige Händedesinfektion oder das Tragen von Schutzmasken.

"Der immunologische Status von Menschen nach der Genesung von Covid-19 könnte ihre Anfälligkeit für einige Mikroorganismen verändern", gab Kikuchi zu bedenken und forderte, die aktuellen Erkrankungen mit Gruppe-A-Streptokokken aufzuklären und "sofort unter Kontrolle" zu bringen.

Streptokokken-Infektionen werden - wie Covid-19 - durch Tröpfcheninfektion und Körperkontakt übertragen. Das Bakterium kann Patienten auch über Wunden an Händen und Füßen infizieren. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika, bei schweren Krankheitsverläufen oft in Kombination mit anderen Medikamenten sowie einer intensiven medizinischen Betreuung.

Das japanische Gesundheitsministerium empfiehlt den Menschen, die gleichen grundlegenden Hygienevorkehrungen gegen Gruppe-A-Streptokokken zu treffen, die auch während der Corona-Pandemie zum Alltag gehörten.

Titelfoto: KAZUHIRO NOGI / AFP

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