Zeitumstellung verstellt innere Uhr: Forscher verrät, wie man sie wieder synchronisiert
Von Elke Richter
München - Am kommenden Wochenende ist Zeitumstellung – und bringt die innere Uhr von Millionen Menschen aus dem Takt.

Wenn das hin und wieder passiert, ist das kein größeres Problem. Doch dauerhaft kann es Krankheiten auslösen, wie Manuel Spitschan von der Technischen Universität München erläutert, der zu den Auswirkungen von Licht auf den Menschen und dessen Gesundheit forscht.
"Die innere Uhr sagt zum Beispiel unserem Stoffwechsel: 'Jetzt ist es eine gute Zeit, die Nahrung zu verarbeiten'", schildert Spitschan, der auch am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen arbeitet.
Die bevorstehende Zeitumstellung ist vergleichsweise einfach zu verkraften, "gewinnt" man doch eine Stunde dazu. Anders ist es im Frühjahr, wo viele eigentlich noch eine Stunde schlafen möchten, aber nicht können, weil der Wecker früher als gewohnt klingelt.
Hier ist die Lösung laut Spitschan in erster Linie Licht: "Wenn wir Licht am Morgen abkriegen, dann hat das prinzipiell eine unterstützende Wirkung. Das heißt, unsere innere Uhr wird nach vorn gestellt und hilft uns, morgens frisch in den Tag zu starten."
Analog läuft es am Abend: Um gut einschlafen zu können, hilft es, sich etwa drei Stunden vor dem Zubettgehen nicht mehr sehr hellem Licht auszusetzen.
Umstellung auf Winterzeit: Innere Uhr wichtig für Tag-Nacht-Rhythmus

"Wenn die innere Uhr sich verspätet, hat das Konsequenzen auf den Tag-Nacht-Rhythmus", führt Spitschan aus. Zumal sie ohnehin regelmäßig mit der Außenwelt synchronisiert werden muss. Denn je nach Person dauert ein Tag chronobiologisch nicht exakt 24 Stunden, sondern zwischen circa 23,5 und 24,5 Stunden.
Um die innere Uhr zu stellen, sei Licht entscheidend, erläutert Spitschan. "Wenn man viel Licht am Tag hat und kaum in der Nacht, haben wir die besten Bedingungen, dass unsere innere Uhr gut synchronisiert wird."
Daneben könnten auch Reize aus der Umgebung oder dem eigenen Verhalten das Synchronisierungssignal beeinflussen. "Etwa wenn ich spät esse oder Sport mache, kann es dazu führen, dass die innere Uhr verschoben wird." Auch soziale Strukturen gehörten dazu.
"Wenn wir keine sozialen Verpflichtungen hätten, dann würde es wahrscheinlich keinen stören, wenn man nach der eigenen inneren Uhr lebt", erklärt Spitschan. "Aber wir sind Teil der Gesellschaft, in der man zur Arbeit oder sein Kind in den Kindergarten bringen muss."
Wenn man zu der Zeit, wo man eigentlich schlafen würde, wach sein müsse, sei man unter anderem kognitiv nicht so leistungsfähig, die Thermoregulation sei beeinträchtigt, die Reaktionszeiten langsamer. Zudem haben beispielsweise Nachtarbeiter nachweislich ein höheres Risiko für bestimmte Gesundheitsprobleme.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa