Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal: Muslime spenden für katholische Kitas

Bad Neuenahr-Ahrweiler/Offenbach am Main - Die verheerende Hochwasserkatastrophe, die im Sommer über das Ahrtal im Norden von Rheinland-Pfalz hereinbrach, sorgte für großflächige Zerstörungen und mehr als 130 Tote. Doch zugleich löste die Flutkatastrophe auch eine Welle von Solidarität und Hilfe aus, die bis heute andauert.

Spendenübergabe an die Kita Sankt Hildegard (v.l.): Gabriele Müller, Fatih Ates (Time to Help), Margot Sonntag (Sankt Hildegard), Fatih Tanaydin (Time to Help).
Spendenübergabe an die Kita Sankt Hildegard (v.l.): Gabriele Müller, Fatih Ates (Time to Help), Margot Sonntag (Sankt Hildegard), Fatih Tanaydin (Time to Help).  © Time To Help

Dabei sorgte schon im Sommer der Verein "Time to Help" aus dem südhessischen Offenbach am Main für großes Aufsehen. Die Organisation mobilisierte rund 1200 überwiegend muslimische Flüchtlinge und Migranten, die als ehrenamtliche Helfer in das Katastrophengebiet im Landkreis Ahrweiler reisten.

Nun hat der Verein erneut Hilfe in die nach wie vor schwer von dem Hochwasser gezeichnete Region entsandt. Wie "Time to Help" mitteilte, hat die Hilfsorganisation rund 30.000 Euro von überwiegend muslimischen Spendern eingesammelt.

Das Geld wurde demnach bereits am 22. und 26. November in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Helferin Gabriele Müller an vier Bildungseinrichtungen im Ahrtal übergeben.

Vandalen beschädigen und fluten Hochwasserschutzanlage
Hochwasser Vandalen beschädigen und fluten Hochwasserschutzanlage

Die Spenden gingen laut "Time to Help" an die Janusz-Korczak-Schule in Sinzig sowie an die Don-Bosco-Schule und die Kitas Sankt Mauritius und Sankt Hildegard in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Der Verein unterstrich, dass die Lage im Katastrophengebiet noch immer weit von der Normalität vor der Flut entfernt sei. "Dass die Berichterstattung über das Ahrtal nicht mehr so prominent ist, heißt nicht, dass sich die Situation entspannt hat", sagte Fatih Ates, ein Sprecher der Hilfsorganisation.

Man habe sich bewusst dazu entschieden, Geld für Bildungseinrichtungen zu sammeln, um Schüler und Eltern in der schwierigen Zeit zu unterstützen, insbesondere, da neben den Flutschäden auch die vierte Welle der Coronavirus-Pandemie für zusätzliche Probleme sorge.

"Schulen und Kitas sind nicht nur wichtige Lernorte, sondern auch Sozialräume, an denen die Kinder wirklich Kind-sein können", erklärte Fatih Ates das Engagement des Vereins. In der Krise sei dies insbesondere wichtig.

"Ein wichtiges Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung"

Cengiz Bayram, der geschäftsführender Vorsitzende von "Time to Help", sieht die Spenden auch als ein Symbol der Toleranz sowie als ein Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts: "Es freut mich, dass vor allem viele muslimische Spender:innen bereit waren, Geld für katholische Kitas bereitzustellen. Das ist ein wichtiges Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung in Zeiten, die durch Spaltung statt durch Harmonie geprägt sind."

Damit spielte er indirekt auch auf den Umstand an, dass es offenbar unmittelbar nach der Flutkatastrophe Versuche von Rechtsextremisten gab, die Hilfsaktionen im Ahrtal zu unterwandern.

Titelfoto: Time To Help

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