Er ist Israeli: Entsetzen nach Festival-Ausladung von Dirigent Shani

München/Gent - Die kurzfristige Absage eines Konzerts der Münchner Philharmoniker mit ihrem israelischen Dirigenten Lahav Shani (36) im belgischen Gent sorgt in Deutschland für besorgte und teils wütende Reaktionen.

Die Münchner Philharmoniker wurden mit ihrem israelischen Dirigenten Lahav Shani (36) vom Flanders Festival Ghent ausgeladen.
Die Münchner Philharmoniker wurden mit ihrem israelischen Dirigenten Lahav Shani (36) vom Flanders Festival Ghent ausgeladen.  © Matthias Balk/dpa

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (60) sprach von einer "Schande für Europa", Bayerns Kunstminister Markus Blume (50, CSU) bezeichnete den Vorgang als Antisemitismus-Skandal.

Auch Charlotte Knobloch (92), frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, nannte die Entscheidung eines der "krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses".

Felix Klein (57) verurteilte die Entscheidung: "Ich halte die Absage unter der genannten Begründung für einen ganz und gar unsäglichen und zutiefst antisemitischen Vorgang", sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung gegenüber der dpa.

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Das Flanders Festival Ghent erklärte den Schritt mit Shanis Rolle als Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. Einleitend heißt es in einer Stellungnahme: "Die Entscheidung basiert auf unserer tiefen Überzeugung, dass Musik eine Quelle der Verbindung und Versöhnung sein sollte."

In der Erklärung auf der Festivalseite heißt es weiter: "(...) aber angesichts seiner Rolle als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra können wir keine ausreichende Klarheit über seine Haltung zum Völkermord-Regime in Tel Aviv schaffen."

Knobloch: "Wer historisches Echo nicht hört, stellt sich taub.

Die einstige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch (92), spricht von einem der "krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses".
Die einstige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch (92), spricht von einem der "krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses".  © Christoph Reichwein/dpa

Man halte die Durchführung des Konzerts daher für unerwünscht. "Wir haben uns entschieden, die Gemütsruhe unseres Festivals zu wahren und das Konzerterlebnis für unsere Besucher und Musiker zu sichern."

Für Knobloch eine fragwürdige Entscheidung: "Wer in dieser Lage das historische Echo nicht hört, der stellt sich taub. In so einer Umgebung ist es für mich auch kein Wunder, dass immer mehr jüdische Menschen ihre Zukunft in Europa mit einem dicken Fragezeichen versehen."

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (67, SPD) erklärte, er könne "die Entscheidung des Veranstalters in keiner Weise nachvollziehen".

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Das Festival verwies darauf, Shani habe sich mehrfach "für Frieden und Versöhnung" eingesetzt. Doch eindeutig habe er sich nicht von dem "Regime" distanzierten.

Der seit 2023 andauernde Gaza-Krieg geht auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober zurück, bei dem rund 1200 Menschen getötet und über 250 verschleppt wurden. Seitdem verhärten sich weltweit zunehmend die Fronten.

Israel spricht von Selbstverteidigung, die Bundesregierung weist den Genozid-Vorwurf ebenfalls zurück.

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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