Nahost-Konflikt: Atomstreit eskaliert - Europa zieht Notbremse

Israel - Mehrere Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen haben vor dem UN-Sicherheitsrat erneut vor den Folgen einer Hungersnot in Gaza gewarnt. Mehr als eine halbe Million Menschen seien in dem Küstenstreifen akut von Hunger und Tod bedroht, sagte die stellvertretende UN-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya in New York. Bis Ende September könnte diese Zahl auf 640.000 steigen.

Der UN-Sicherheitsrat blickt mit Sorge auf den Hunger in Gaza.
Der UN-Sicherheitsrat blickt mit Sorge auf den Hunger in Gaza.  © Abed Rahim Khatib/dpa

Mindestens 132.000 Kinder im Alter unter fünf Jahren dürften bis Mitte nächsten Jahres unter akuter Unterernährung leiden, zitierte Msuya Zahlen eines Reports der IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification).

Diese bewertet, wie gravierend Menschen in Krisengebieten von Hunger bedroht sind und hat Mitglieder von knapp zwei Dutzend Organisationen der Vereinten Nationen und weiteren Hilfsorganisationen. Die Initiative hatte vergangene Woche erklärt, die für eine Hungersnot notwendigen Kriterien seien im Regierungsbezirk Gaza, in dem auch die Stadt Gaza liegt, erfüllt.

Israel verlangt, dass der Bericht zurückgezogen wird. Der Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Eden Bar Tal, nannte ihn "gefälscht". Er warf vor, durch methodische Verstöße ein politisch motiviertes Ergebnis herbeigeführt zu haben.

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Sollte innerhalb von zwei Wochen kein neuer Bericht vorgelegt werden, wolle Israel den Geldgebern des IPC seine Beweise für die Fehlerhaftigkeit vorlegen und diese auffordern, ihre finanzielle Unterstützung der Initiative einzustellen.

Alle Entwicklungen zum Nahost-Konflikt findet Ihr hier im TAG24-Newsticker.

28. August, 22.07 Uhr: UN-Chef fordert von Israel Verzicht auf Stadt-Gaza-Einnahme

UN-Generalsekretär António Guterres (76) fordert Israel auf, auf die angekündigte Einnahme der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens zu verzichten.

"Hunderttausende Zivilisten würden erneut zur Flucht gezwungen und Familien in noch größere Gefahr geraten. Das muss aufhören. Es gibt keine militärische Lösung für diesen Konflikt", schrieb Guterres am Abend auf der Online-Plattform X. Die Zivilbevölkerung in Gaza sehe sich einer "weiteren tödlichen Eskalation" ausgesetzt. Die Ankündigung Israels, die Stadt Gaza zu besetzen, läute eine neue und gefährliche Phase ein.

UN-Generalsekretär António Guterres (76). (Archivbild)
UN-Generalsekretär António Guterres (76). (Archivbild)  © Kay Nietfeld/dpa

28. August, 19.25 Uhr: Israel fliegt erneut Luftangriff gegen Ziele im Jemen

Die israelische Luftwaffe hat einen Angriff gegen ein mutmaßliches Ziel der Huthi-Miliz im Jemen geflogen.

In dem Gebiet der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sei ein militärisches Ziel der mit dem Iran verbündeten Miliz "präzise angegriffen" worden, teilte Israels Militär mit. In der Gegend rund um Sanaa waren Berichten zufolge starke Explosionen zu hören.

Die israelische Luftwaffe hat einen Angriff gegen ein mutmaßliches Ziel der Huthi-Miliz im Jemen geflogen. (Archivbild)
Die israelische Luftwaffe hat einen Angriff gegen ein mutmaßliches Ziel der Huthi-Miliz im Jemen geflogen. (Archivbild)  © Str/AP/dpa

28. August, 19.17 Uhr: Europäer ziehen im Atomstreit mit dem Iran die Notbremse

Der Atomstreit mit dem Iran eskaliert.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) haben den Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen Teheran ausgelöst. Es handle sich um eine Art Notbremse angesichts des Verhaltens der Islamischen Republik, ihre atomare Infrastruktur auszubauen, sagte der deutsche Außenminister Johann Wadephul (62, CDU).

Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) haben den Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen Teheran ausgelöst. (Symbolbild)
Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) haben den Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen Teheran ausgelöst. (Symbolbild)  © Richard Drew/AP/dpa

28. August, 14.15 Uhr: UN-Hungerhilfe warnt - Gazastreifen steht "kurz vor dem Zusammenbruch"

Die UN-Hungerhilfe hat eindringlich vor den Folgen der katastrophalen Versorgungslage im Gazastreifen gewarnt. Das Küstengebiet stehe "kurz vor dem Zusammenbruch", erklärte die Chefin des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Cindy McCain, am Donnerstag nach einem Besuch vor Ort. "Die Verzweiflung steigt, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen."

"Ich habe Kinder getroffen, die vor Hunger sterben und wegen schwerer Mangelernährung behandelt werden, und ich habe Fotos von ihnen gesehen, als sie gesund waren", erklärte WFP-Chefin McCain. "Sie sind nicht wiederzuerkennen." Sie hatte die Orte Chan Yunis im Süden und Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens besucht.

McCain forderte, das frühere "große und vertrauenswürdige Netz von 200 Lebensmittelverteilstellen im gesamten Streifen, Gemeinschaftsküchen und Bäckereien wieder aufzubauen". Die WFP-Chefin traf nach eigenen Angaben auch den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu, um auf eine bessere Versorgung des Gazastreifens zu drängen.

Die UNO hatte für Teile des Gazastreifens am vergangenen Freitag offiziell eine Hungersnot ausgerufen.
Die UNO hatte für Teile des Gazastreifens am vergangenen Freitag offiziell eine Hungersnot ausgerufen.  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

28. August, 13.44 Uhr: Syrien berichtet von israelischem Bodeneinsatz nahe Damaskus

Israels Militär hat auf einem Militärgelände in Syrien nach dortigen Angaben einen Bodeneinsatz durchgeführt. Israelische Soldaten hätten sich dafür südlich von Damaskus von vier Hubschraubern abgeseilt, berichtete der Nachrichtenkanal Al-Dschasira unter Berufung auf syrische Militärkreise.

Auch Anwohner schilderten der Deutschen Presse-Agentur, dass vier Hubschrauber aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen in Richtung Damaskus geflogen seien.

Die syrische Staatsagentur Sana bestätigte den Einsatz. Israels Armee erklärte: "Wir kommentieren keine ausländischen Berichte".

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, es sei die erste Landung israelischer Truppen aus der Luft seit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad im Dezember. Dieser war mit dem Iran verbündet. Laut Beobachtungsstelle wurde das Militärgelände während Assads Herrschaft von Iran-treuen Milizen genutzt. Der israelische Einsatz habe etwa zwei Stunden gedauert.

Israelische Soldaten sollen sich südlich der syischen Hauptstadt aus Helikoptern abgeseilt haben.
Israelische Soldaten sollen sich südlich der syischen Hauptstadt aus Helikoptern abgeseilt haben.  © Matias Delacroix/AP/dpa

28. August, 13.40 Uhr: Israels Armee: Drohne aus dem Jemen nahe Gaza-Grenze abgefangen

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Drohne abgefangen, die aus dem Jemen kam. Zuvor hätten in israelischen Ortschaften entlang der Grenze zum Gazastreifen Alarmsirenen geheult, hieß es in einer Mitteilung der Armee.

Es gab keine Berichte zu Schäden oder Verletzen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 greift die jemenitische Huthi-Miliz Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an – als Ausdruck ihrer Solidarität mit der islamistischen Hamas. Israel attackiert seinerseits immer wieder Ziele im Jemen.


Die Huthi-Miliz greift Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren immer wieder an.
Die Huthi-Miliz greift Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren immer wieder an.  © Osamah Abdulrahman/AP/dpa

27. August, 21.45 Uhr: Israel fordert Rücknahme von Bericht über Hungersnot in Gaza

Israel hat die Autoren eines Berichts über eine Hungersnot in Teilen des Gazastreifens aufgefordert, diesen unverzüglich zurückzuziehen.

Der Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Eden Bar Tal, nannte den Bericht "gefälscht". Er warf der IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) vor, durch methodische Verstöße ein politisch motiviertes Ergebnis herbeigeführt zu haben.

Palästinenser stehen für Lebensmittel im nördlichen Gazastreifen an. (Symbolbild)
Palästinenser stehen für Lebensmittel im nördlichen Gazastreifen an. (Symbolbild)  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

27. August, 6.40 Uhr: So begründet Israel den Angriff auf Gaza-Krankenhaus mit 20 Toten

Die israelische Armee legte erste Ergebnisse einer Untersuchung zum Angriff auf das Nasser-Krankenhaus im südlichen Gazastreifen vor, bei dem nach palästinensischen Angaben 20 Menschen getötet wurden, darunter fünf Journalisten.

Laut der Armee hatte der Angriff die Zerstörung einer von der Hamas installierten Überwachungskamera zum Ziel. Die Kamera sei auf dem Gelände der Klinik platziert worden, um israelische Truppen zu beobachten und letztlich terroristische Aktivitäten gegen sie zu verüben, hieß es.

Die Truppen hätten die Kamera zerstört und so die "Bedrohung" beseitigt, sagte die Armee.

Bei dem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus im südlichen Gazastreifen kamen auch Journalisten ums Leben.
Bei dem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus im südlichen Gazastreifen kamen auch Journalisten ums Leben.  © Abed Rahim Khatib/dpa

27. August, 6.34 Uhr: US-Gesandter kündigt Sitzung im Weißen Haus zu Gaza an

Israels Außenminister Gideon Saar (58) trifft am Mittwoch in Washington seinen US-Kollegen Marco Rubio (54).

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff (68) kündigte derweil im US-Sender Fox News ebenfalls für Mittwoch eine "große Sitzung" im Weißen Haus unter Leitung von US-Präsident Donald Trump (79) an, bei der ein "umfassender Plan" zur Verwaltung des Gazastreifens nach dem Krieg erörtert werden solle. Einzelheiten nannte Witkoff nicht.

Man glaube, den Konflikt vor Jahresende beilegen zu können. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter.

US-Sondergesandter Steve Witkoff (68) will am Mittwoch "große Sitzung" zum Gazastreifen im Weißen Haus abhalten.
US-Sondergesandter Steve Witkoff (68) will am Mittwoch "große Sitzung" zum Gazastreifen im Weißen Haus abhalten.  © Evan Vucci/AP/dpa

27. August, 6.22 Uhr: Alabali Radovan trifft Geisel-Angehörige

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (35) möchte am Mittwoch - dem zweiten Tag ihrer Nahost-Reise in Israel - mit Angehörigen der Geiseln sprechen.

Insgesamt werden noch 50 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, 20 davon sollen am Leben sein.

Daneben will sich die SPD-Politikerin über die Situation der Christen in den Palästinensergebieten informieren. Geplant hat die Ministerin unter anderem ein Gespräch mit Kardinal Pierbattista Pizzaballa (60), dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Er hatte im Juli nach einem Angriff der israelischen Armee auf eine katholische Kirche den Gazastreifen besucht.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (35, SPD) befindet sich derzeit auf einer Nahost-Reise.
Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (35, SPD) befindet sich derzeit auf einer Nahost-Reise.  © Katharina Kausche/dpa

26. August, 21.06 Uhr: Hunderttausende bei Demo in Israel für Geisel-Befreiung

Bei einer Demonstration in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv haben zahlreiche Menschen ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden.

Nach einer Schätzung der Organisatoren versammelten sich etwa 350.000 Menschen am Abend auf dem "Platz der Geiseln" im Zentrum von Tel Aviv. Sie forderten lautstark die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Gaza-Kriegs, wie eine dpa-Reporterin beobachtete.

In Tel Aviv sind hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen.
In Tel Aviv sind hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen.  © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

26. August, 21.02 Uhr: Atomgespräche in Genf enden ohne Durchbruch - Eskalation droht

Die Atomgespräche zwischen Regierungsvertretern aus Teheran, Berlin, London und Paris sind ohne Durchbruch beendet worden.

Irans Außenamtssprecher Ismail Baghai sagte im Staatsfernsehen, die Parteien hätten bei dem Treffen in Genf ihre Sichtweisen erörtert. Ohne einen Durchbruch droht eine politische Eskalation im Streit um Irans Atomprogramm.

Irans Außenamtssprecher Ismail Baghai. (Archivbild)
Irans Außenamtssprecher Ismail Baghai. (Archivbild)  © Shadati)/XinHua/dpa

26. August, 15.44 Uhr: Merz kritisiert israelischen Angriff auf Krankenhaus in Gaza

Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) hat den israelischen Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen mit zahlreichen Toten scharf kritisiert.

Was die israelische Armee tue, sei "nicht akzeptabel", sagte er in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem belgischen Regierungschef Bart De Wever in Berlin. "Dieses Ereignis von gestern wirft einen schweren Schatten auf die ansonsten ja in jeder Hinsicht berechtigte Vorgehensweise gegen die Hamas."

Titelfoto: Richard Drew/AP/dpa

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