Nahost-Konflikt: Hamas erklärt Gaza-Krieg für beendet

Kairo/Tel Aviv - Im Ringen um eine Beilegung des Gaza-Kriegs haben sich Israel und die islamistische Hamas in indirekten Verhandlungen auf erste wichtige Punkte geeinigt.

Angehörige und Unterstützer der israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, feiern nach der Bekanntgabe, dass Israel und die Hamas sich auf die erste Phase eines Friedensplans geeinigt haben.
Angehörige und Unterstützer der israelischen Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, feiern nach der Bekanntgabe, dass Israel und die Hamas sich auf die erste Phase eines Friedensplans geeinigt haben.  © Emilio Morenatti/AP/dpa

Demnach werden die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen und Israel wird seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, wie US-Präsident Donald Trump für die Vereinigten Staaten als Vermittlerland auf seiner Plattform Truth Social bekannt gab.

"Alle Parteien werden fair behandelt", schrieb er dort.

Die Hamas bestätigte die Einigung.

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Die Vereinbarung sehe ein Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen, einen Rückzug des israelischen Militärs, Zugang für Hilfsgüter in das Küstengebiet und einen Austausch von Geiseln und Häftlingen vor, hieß es in einer Mitteilung der Terrororganisation.

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9. Oktober, 20.25 Uhr: Hamas erklärt Gaza-Krieg für beendet

Die Hamas hat den Krieg im Gazastreifen für beendet erklärt.

"Wir haben Garantien von den Vermittlern und der US-Regierung erhalten und alle haben bestätigt, dass der Krieg vollständig vorbei ist", sagte der höchste Hamas-Anführer im Ausland, Chalil al-Haja, in einer Fernsehansprache am Abend.

Die mit Israel unterzeichnete Vereinbarung umfasse die Öffnung des Grenzübergangs Rafah in beide Richtungen. Zudem sehe sie die Freilassung aller in Israel inhaftierten palästinensischen Frauen und Kinder vor. Eine israelische Stellungnahme liegt bislang nicht vor.

Laut Hamas ist der Gaza-Krieg beendet. (Archivbild)
Laut Hamas ist der Gaza-Krieg beendet. (Archivbild)  © Mohammed Hajjar/AP/dpa

9. Oktober, 16.56 Uhr: Bürgermeister will Fußballplatz nach Trump benennen

Für die Bemühungen von Donald Trump (79) zum Aushandeln eines Geisel-Deals will sich Israel bedanken und dem US-Präsident ein Denkmal setzen.

So kündigte der Bürgermeister von Kiryat Bialik in der Nähe von Haifa an, den neuen Fußballplatz der Stadt nach dem 79-Jährigen zu benennen. "Wir sind Präsident Trump zutiefst dankbar für sein Engagement bei der Freilassung der am 7. Oktober 2023 entführten israelischen Zivilisten und Soldaten", sagte Eli Dukorski.

Bei dem furchtbaren Terrorakt wurde damals auch ein Einwohner von Kiryat Bialik durch die Hamas gefangen genommen. Er soll nun endlich freikommen. Die Umbenennung des Sportplatzes muss noch vom Stadtrat genehmigt werden.

Eine israelische Stadt will als Zeichen der Dankbarkeit einen Fußballplatz nach US-Präsident Donald Trump (79) benennen.
Eine israelische Stadt will als Zeichen der Dankbarkeit einen Fußballplatz nach US-Präsident Donald Trump (79) benennen.  © Evan Vucci/AP/dpa

9. Oktober, 15.41 Uhr: Israel unterzeichnet Vereinbarung mit der Hamas

Die Vereinbarung zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zur ersten Phase einer Waffenruhe im Gazastreifen ist nach Angaben der israelischen Regierung offiziell unterzeichnet worden.

Die endgültige Version des Abkommens "zur Freilassung aller Geiseln" sei am Donnerstagmorgen "von allen Parteien" in Ägypten unterzeichnet worden, sagte eine Regierungssprecherin. Die Vereinbarung sieht neben der Freilassung israelischer Geiseln auch die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen, einen Rückzug der israelischen Armee sowie Hilfslieferungen vor.

Das israelische Sicherheitskabinett will nach Angaben der Regierungssprecherin um 16 Uhr (MESZ) zusammenkommen, um das Abkommen zu bestätigen. Im Anschluss soll dann um 17 Uhr das gesamte Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (75) tagen. Sobald das Kabinett grünes Licht gibt, beginnt nach Angaben der israelischen Regierung ein vereinbarter 72-Stunden-Zeitraum, in dem die israelischen Geiseln übergeben und die palästinensischen Häftlinge freigelassen werden sollen.

Das gesamte Kabinett von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (75) soll ab 17 Uhr für das Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zusammentreten.
Das gesamte Kabinett von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (75) soll ab 17 Uhr für das Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zusammentreten.  © Kay Nietfeld/dpa

9. Oktober, 13.27 Uhr: Israels Minister Smotrich lehnt Gaza-Deal ab

Der rechtsextreme israelische Minister Bezalel Smotrich hat sich deutlich gegen die Übereinkunft zwischen Israel und der islamistischen Hamas ausgesprochen.

Er und seine Partei würden dem Deal nicht zustimmen, schrieb Smotrich auf der Plattform X. Der Finanzminister äußerte zwar "große Freude" über die bevorstehende Rückkehr der Geiseln, sprach jedoch zugleich von "großer Sorge" über die Freilassung palästinensischer Häftlinge.

Er beschrieb eine "ungeheure Angst" vor den Folgen einer "Entleerung der Gefängnisse und der Freilassung der nächsten Generation terroristischer Führungspersönlichkeiten, die alles tun werden, um hier weiterhin Ströme jüdischen Blutes zu vergießen". Aus diesem Grund könne er sich den kurzsichtigen Feiern nach der Einigung bei den Gesprächen nicht anschließen.

Israels Regierung soll am späten Nachmittag zusammenkommen, um über die Punkte der Einigung zu beraten und diese offiziell abzusegnen. Dies berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Es wird davon ausgegangen, dass auch dann erst die Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft tritt. Offizielle Angaben zu den nächsten Schritten nach der Einigung in der Nacht gab es zunächst nicht.

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich (45).
Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich (45).  © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

9. Oktober, 11.59 Uhr: Deutschland plant Gaza-Wiederaufbaukonferenz mit Ägypten

Deutschland will nach dem Durchbruch bei den Verhandlungen für ein Ende des Gaza-Kriegs gemeinsam mit Ägypten zu einer Wiederaufbaukonferenz einladen.

"Das wird aber eine politisch breiter angelegte Konferenz sein müssen, die auch den politischen Rahmen mit vorzeichnet für den Gazastreifen und die natürlich immer im Blick hält, dass am Ende eine Zweistaatenlösung wird stehen müssen", sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) am Rande einer Westbalkankonferenz in der nordirischen Hauptstadt Belfast.

Eine Wiederaufbaukonferenz sei "der nächste notwendige Schritt", sagte Wadephul, der den Durchbruch bei den Verhandlungen historisch nannte. Die Konferenz in Paris, bei der sich am Abend Europäer sowie arabische und muslimische Staaten treffen, sei ein Teil dessen, was jetzt gebraucht werde. "Aber Israel fehlt am Tisch und Israel gehört an den Tisch", forderte er.

9. Oktober, 11.57 Uhr: 170.000 Tonnen UN-Hilfsgüter warten auf Einlass nach Gaza

Das UN-Nothilfebüro OCHA steht mit rund 170.000 Tonnen Hilfsgütern in der Nähe des Gazastreifens bereit.

Sobald grünes Licht der israelischen Behörden komme, die die Zugänge zu dem Kriegsgebiet kontrollieren, könnten diese zu den notleidenden Menschen gebracht werden, sagte ein Sprecher in Genf. Darunter seien Nahrungsmittel, Medikamente, Zelte und andere dringend benötigte Hilfsgüter.

Anfang der Woche hatte OCHA berichtet, dass israelische Behörden seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 insgesamt 45 Prozent der angemeldeten Hilfskonvois entweder nicht genehmigt oder im Laufe der Mission behindert hätten.

Lastwagen mit humanitärer Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen fahren der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels. (Archivbild)
Lastwagen mit humanitärer Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen fahren der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels. (Archivbild)  © Ariel Schalit/AP/dpa

9. Oktober, 10.58 Uhr: Jordanien lobt Trumps Bemühungen bei Gaza-Einigung

Jordanien hat den Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Beendigung des Gaza-Kriegs begrüßt.

Außenminister Aiman al-Safadi lobte die "bedeutenden Anstrengungen" Ägyptens, Katars und der USA sowie die Unterstützung der Türkei, wie es in einer Erklärung des Außenministeriums hieß.

Um den Krieg zu beenden und die katastrophalen Folgen zu bewältigen, müssten nun alle Bedingungen der Vereinbarung eingehalten werden. Al-Safadi dankte US-Präsident Donald Trump für dessen "entscheidende Rolle" bei der Einigung.

Die Bevölkerung müsse nun schnell humanitäre Hilfe erreichen, um die "Hungersnot im Gazastreifen" zu beenden, so der Außenminister. Das Königreich sei bereit, die Hilfslieferungen nach Gaza wieder aufzunehmen, sobald Israel die Beschränkungen aufhebe.

9. Oktober, 8.05 Uhr: Bilder der Freude und Erleichterung auf Geiselplatz

Strahlende Gesichter, Menschen, die sich in die Arme fallen und anstoßen: Bilder aus Tel Aviv aus den frühen Morgenstunden zeugen von Erleichterung und Freude angesichts der Nachrichten über eine Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Die Bilder stammen vom sogenannten Geiselplatz im Zentrum von Tel Aviv, dem Ort zahlreicher Kundgebungen und Versammlungen der vergangenen zwei Jahre, an dem Angehörige und Unterstützer das öffentliche Bewusstsein für die Verschleppten wachhalten. Später leerte sich der Platz weitgehend, weil es regnete, wie die "Times of Israel" schreibt. Auf einem Foto ist ein Mann mit Regenschirm zu sehen - andere haben sich in Israel-Flaggen gehüllt.

Auf einem Foto aus der Nacht wird eine amerikanische Flagge geschwenkt - ein Zeichen dafür, dass der lang ersehnte Durchbruch der US-Regierung von Präsident Donald Trump zugeschrieben wird. "Wir können endlich wieder atmen", heißt es in einem online veröffentlichten Brief des Forums der Geiselfamilien an Trump, in dem die Angehörigen ihn einladen, sie bei einem möglichen Besuch in Israel zu treffen oder gar auf dem Platz eine Rede zu halten.

Menschen versammeln sich auf dem Geiselplatz in Tel Aviv, um das Waffenstillstandsabkommen zu feiern.
Menschen versammeln sich auf dem Geiselplatz in Tel Aviv, um das Waffenstillstandsabkommen zu feiern.  © Ilia Yefimovich/dpa

9. Oktober, 7.44 Uhr: UN will nun schnell Hilfe im Gazastreifen leisten

Nach dem Durchbruch bei den Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs hat UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher dazu aufgerufen, so bald wie möglich im Gazastreifen aktiv werden zu können.

"Lasst uns die Geiseln herausbekommen und schnell Hilfe leisten", schrieb er auf der Plattform X.

"Unsere Teams sind voll mobilisiert, um die Lastwagen in großem Umfang in Bewegung zu setzen und Leben zu retten", ergänzte er. Sie benötigten aber einen sicheren Zugang.

9. Oktober, 6.11 Uhr: Israels Militär zieht sich auf vereinbarte Linie zurück

Die israelischen Streitkräfte sollen sich laut Trumps Plan auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, um die Geiselfreilassung vorzubereiten. Wo diese Linie exakt verlaufen soll, war zunächst allerdings unklar.

Netanjahu sagte zuletzt, das israelische Militär solle weiterhin strategisch wichtige Gebiete "tief im Gazastreifen" kontrollieren. Der vollständige Rückzug ist laut Trumps Plan erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit vor Ort sorgt.

Titelfoto: Mohammed Hajjar/AP/dpa

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