Nahost-Konflikt: Leiche von Geisel mit deutscher Staatsangehörigkeit identifiziert

Kairo/Tel Aviv - Das Ringen um die Rückführung toter Geiseln im Gazastreifen gefährdet den Friedensprozess.

Die Hamas hat bislang nicht alle vereinbarten toten Geiseln an Israel übergeben.
Die Hamas hat bislang nicht alle vereinbarten toten Geiseln an Israel übergeben.  © Emilio Morenatti/AP/dpa

Israel wirft der islamistischen Hamas einen Verstoß gegen das Waffenruhe-Abkommen vor, da bislang nur acht Leichen und damit weniger als ein Drittel der vereinbarten 28 toten Geiseln übergeben wurden.

Um Druck auszuüben, beschloss Israel laut der "Times of Israel", den Grenzübergang Rafah zu Ägypten nicht wie vorgesehen am Mittwoch wieder zu öffnen. Auch sollen die Hilfslieferungen nach Gaza reduziert werden.

Die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, dass sie Israel heute vier weitere tote Geiseln aushändigen werde, meldete die Zeitung daraufhin in der Nacht unter Berufung auf einen Diplomaten sowie eine zweite mit der Angelegenheit vertraute Quelle.

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Die Hamas erklärte, es gebe Schwierigkeiten, die sterblichen Überreste in den Trümmerbergen nach zwei Jahren Krieg zu lokalisieren. Israel hält das laut Medienberichten für eine Verzögerungstaktik.

Alle Entwicklungen zum Nahost-Konflikt findet Ihr hier im TAG24-Newsticker.

15. Oktober, 9.03 Uhr: Leiche von Geisel mit deutscher Staatsangehörigkeit identifiziert

Nach der Rückgabe von vier Leichen durch die islamistische Hamas sind drei davon nach israelischen Angaben identifiziert worden.

Bei einem handelt es sich nach Angaben des Forums der Geiselfamilien um den 20-jährigen Tamir Nimrodi, der auch deutscher Staatsbürger ist.

Der Soldat war während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus dem israelischen Grenzgebiet verschleppt worden. Er hatte damals freiwillig den Wochenenddienst mit einem anderen Soldaten getauscht. Nach Angaben des Forums wurde er während seiner Gefangenschaft durch israelisches Bombardement getötet.

Alon Nimrodi (r.), Vater der getöteten Geisel, war mit seiner Partnerin vergangenes Jahr im Schloss Bellevue zu Gast. Auf Schildern zeigten beide ein Foto des Verschleppten.
Alon Nimrodi (r.), Vater der getöteten Geisel, war mit seiner Partnerin vergangenes Jahr im Schloss Bellevue zu Gast. Auf Schildern zeigten beide ein Foto des Verschleppten.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

15. Oktober, 7.38 Uhr: Trump macht Hamas Druck und beklagt nicht zurückgebrachte Tote

US-Präsident Donald Trump (79) macht Druck auf die Hamas.

Nach der Freilassung der restlichen 20 lebenden Geiseln durch die Hamas am Montag im Austausch gegen knapp 2000 palästinensische Häftlinge schrieb Trump am Tag darauf auf seiner Plattform Truth Social in Großbuchstaben, die Arbeit sei "nicht beendet". Die Toten seien nicht "wie versprochen" zurückgebracht, beklagt er.

Nachdem die Hamas am Montag zunächst vier Leichen übergeben hatte, händigte sie am Dienstagabend Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Särge mit den mutmaßlichen Überresten von vier weiteren toten Geiseln aus. Die Toten trafen israelischen Medien zufolge in der Nacht im forensischen Institut in Tel Aviv ein, wo sie nun identifiziert werden sollen.

US-Präsident Donald Trump (79) will sich weiterhin um die Rückführung der toten Geiseln bemühen.
US-Präsident Donald Trump (79) will sich weiterhin um die Rückführung der toten Geiseln bemühen.  © Alex Brandon/AP/dpa

15. Oktober, 7.25 Uhr: Bericht über Tote bei israelischem Angriff in Gaza

Bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Gaza wurden laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa drei Menschen getötet.

Israels Armee gab an, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung dargestellt. Dies sei eine Verletzung der Waffenruhe-Vereinbarung. Da sich die Personen trotz mehrfacher Aufforderung nicht zurückgezogen hätten, sei das Feuer eröffnet und "die Bedrohung beseitigt" worden.

In Gaza-Stadt hat die israelische Armee drei Menschen per Drohne erschossen.
In Gaza-Stadt hat die israelische Armee drei Menschen per Drohne erschossen.  © Leo Correa/AP/dpa

14. Oktober, 21.50 Uhr: Hamas übergibt vier weitere Leichen von Geiseln

Die islamistische Hamas hat die Leichen von vier weiteren getöteten Geiseln übergeben. Die israelische Armee teilte mit, vier Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden und diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär.

"Die Hamas ist verpflichtet, das Abkommen einzuhalten und die notwendigen Schritte zur Rückführung der Geiseln zu unternehmen", hieß es in der Mitteilung. Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. 20 von ihnen verbleiben noch im Gazastreifen.

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

14. Oktober, 21.20 Uhr: Trump will Hamas notfalls mit Gewalt entwaffnen

US-Präsident Donald Trump (79) will die Hamas entwaffnet sehen - notfalls auch unter dem Einsatz von Gewalt. Er habe mit Vertretern der islamistischen Terrororganisation gesprochen, und sie hätten ihm zugesagt, dass sie die Waffen ablegen werden.

"Und wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam passieren", sagte er bei einem Treffen mit dem argentinischen Staatschef Javier Milei. Wen genau er mit "wir" meinte, sagte er nicht. Die Hamas lehnte es bislang ab, ihre Waffen abzugeben.

Trump wollte sich zu einer möglichen Frist nicht genau äußern. Die Entwaffnung solle aber "ziemlich, ziemlich schnell" in einem "angemessenen Zeitraum" erfolgen.

Kämpfer der Hamas sollen ihre Waffen abgeben - wann das geschehen soll, ist noch nicht geklärt.
Kämpfer der Hamas sollen ihre Waffen abgeben - wann das geschehen soll, ist noch nicht geklärt.  © Abdel Kareem Hana/AP/dpa

14. Oktober, 21 Uhr: Kampf der Geiselfamilien um Leichen-Rückführung geht weiter

Angehörige der von der Hamas freigelassenen Geiseln fordern, den Kampf bis zur Rückführung der letzten getöteten Geiseln aus dem Gazastreifen fortzusetzen.

Der Vater des am Montag freigelassenen Omri Miran sagte vor Journalisten in einem Tel Aviver Krankenhaus, man habe "die moralische Pflicht", die anderen Familien, deren tote Angehörige nicht zu einem würdevollen Begräbnis nach Israelüberführt worden seien, weiter zu unterstützen.

Entgegen der Vereinbarung mit Israel hat die islamistische Terrororganisation Hamas bisher nur vier von 28 Leichen übergeben. Danny Miran forderte die israelische Regierung dazu auf, auf einer genauen Umsetzung des Plans von US-Präsident Donald Trump zu bestehen.

14. Oktober, 20.15 Uhr: Finanzminister Klingbeil: Übernehmen bei Gaza Verantwortung

Finanzminister Lars Klingbeil stellt vor der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds deutsche Hilfen für den Wiederaufbau im Gazastreifen in Aussicht.

Wichtig sei nun, dass humanitäre Hilfe schnell und umfassend in die Region komme und der Wiederaufbau beginne, sagte der Vizekanzler vor dem Abflug nach Washington. "Deutschland wird sich hier gemeinsam mit Partnern engagieren."

Die Sonne geht hinter Gebäuden unter, die bei israelischen Boden- und Luftangriffen im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden.
Die Sonne geht hinter Gebäuden unter, die bei israelischen Boden- und Luftangriffen im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden.  © Leo Correa/AP/dpa

14. Oktober, 19.25 Uhr: Israel spricht Nepal nach Identifikation von Leiche Beileid aus

Armeeangehörige tragen einen Sarg mit der Leiche eines nepalesischen Staatsangehörigen am internationalen Flughafen Kathmandu.
Armeeangehörige tragen einen Sarg mit der Leiche eines nepalesischen Staatsangehörigen am internationalen Flughafen Kathmandu.  © Niranjan Shrestha/AP/dpa

Israel hat Nepal nach Rückführung der Leiche eines nepalesischen Agrarstudenten aus dem Gazastreifen sein Beileid ausgesprochen.

Der Fall des 23-jährigen Bipin Joshi, der nach israelischen Informationen schon in den ersten Monaten nach seiner Entführung am 7. Oktober 2023 in Geiselhaft ermordet wurde, hatte für große Anteilnahme gesorgt. Seine Schwester hatte im August bei einer Großkundgebung für die Geiseln in Tel Aviv unter Tränen eine Ansprache gehalten.

Alle vier am Montag von der Terrororganisation Hamas übergebenen sterblichen Überreste wurden inzwischen identifiziert, darunter auch die von Bipin Joshi.

"Die Waffen schweigen": Hunderte Menschen feiern in München die Freilassung der Hamas-Geiseln
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Bei dem Hamas-Massaker wurden nach Medienberichten zehn weitere nepalesische Staatsbürger getötet, viele davon Teil eines Programms für Agrarstudenten in einem israelischen Kibbuz am Rande des Gazastreifens.

14. Oktober, 18.20 Uhr: Israel übergibt Leichen von 45 Palästinensern

Israel hat im Rahmen der Vereinbarung mit der islamistischen Hamas die Leichen von 45 Palästinensern übergeben. Die sterblichen Überreste seien mithilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in den Gazastreifen gebracht worden, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen.

Im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sollten nun Gentests zur Identifizierung der Leichen vorgenommen werden. Danach sollten die Familien ihre toten Angehörigen beisetzen können.

Die Übergabe erfolgte einen Tag, nachdem die Hamas 20 Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben hatte - drei Israelis und ein Student aus Nepal. Israel hat außerdem knapp 2000 palästinensische Gefangene freigelassen.

Das Internationale Rote Kreuz kommt mit den Leichen der Palästinenser am Nasser-Krankenhaus an.
Das Internationale Rote Kreuz kommt mit den Leichen der Palästinenser am Nasser-Krankenhaus an.  © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

14. Oktober, 17.20 Uhr: Falschmeldung über Hamas-Geiseln verbreitet sich im Netz

Alle weiblichen Geiseln getötet? Eine irreführende Behauptung verbreitet sich im Zusammenhang mit Freilassung der verbliebenen Hamas-Geiseln auf Social Media.

Die Fakten zeigen ein anderes Bild: Tatsächlich waren die am 13. Oktober freigelassenen Hamas-Geiseln ausschließlich Männer. Frauen waren aber schon im Rahmen früherer Vereinbarungen freigekommen.

Insgesamt hatten die Hamas und weitere Terroristen am 7. Oktober 2023 bei ihrem Angriff auf Israel nach Angaben der UN 251 Menschen den Gazastreifen verschleppt. Unter den Geiseln waren 90 Frauen sowie 36 Minderjährige.

Bis zum 30. April 2024 waren 48 der entführten Frauen wieder in Israel. Die letzten beiden lebenden, weiblichen Geiseln wurden am 30. Januar 2025 freigelassen. Zwölf Frauen überlebten die Gefangenschaft nicht. Die große Mehrheit – 78 Frauen – kam frei.

Die Rückkehr der verbliebenen überlebenden Hamas-Geiseln hat in Israel große Freude ausgelöst.
Die Rückkehr der verbliebenen überlebenden Hamas-Geiseln hat in Israel große Freude ausgelöst.  © Emilio Morenatti/AP/dpa

14. Oktober, 15.55 Uhr: Nur vier Geisel-Leichen übergeben – bleibt Rafah vorerst zu?

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

Entgegen der Vereinbarung mit Israel übergab die islamistische Hamas bisher erst vier von 28 Leichen. Die Terrororganisation erklärte dazu, es gebe Schwierigkeiten, die sterblichen Überreste in den Trümmerbergen nach zwei Jahren Krieg in dem Küstenstreifen zu lokalisieren.

Der israelische Kan-Sender berichtete, die Empfehlung der Sicherheitsbehörden an die politische Führung laute auch, die Einfuhr humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen bis zur Übergabe aller Leichen nicht in vollem Umfang zu erlauben. Im Rahmen der Vereinbarung waren die Hilfslieferungen ausgeweitet worden.

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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