Nahost-Konflikt: US-Berater spricht von "sehr komplizierter Situation"

Kairo/Tel Aviv - Israel fordert die islamistische Hamas zur Übergabe aller toten Geiseln auf und droht bei Nichteinhaltung des Waffenruhe-Abkommens mit der Rückkehr zum Krieg im Gazastreifen.

Israel droht der Hamas mit der Fortsetzung des Gaza-Kriegs.
Israel droht der Hamas mit der Fortsetzung des Gaza-Kriegs.  © Abdel Kareem Hana/AP/dpa

Verteidigungsminister Israel Katz (70) sagte laut der israelischen Nachrichtenseite "ynet", das Abkommen verlange die Entwaffnung der Hamas sowie die Übergabe aller lebenden und toten Geiseln.

Sollte sich die Terrororganisation weigern, die Vereinbarung einzuhalten, werde Israel die Kämpfe wieder aufnehmen. Er habe das Militär angewiesen, für diesen Fall einen umfassenden Plan auszuarbeiten.

Die Hamas hatte am Abend zwei weitere Leichen übergeben und nach eigener Darstellung damit alle für sie erreichbaren Überreste von Geiseln ausgehändigt.

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Die israelische Armee bestätigte am Morgen nach Abschluss des Identifizierungsprozesses, dass es sich bei den beiden zuletzt übergebenen Leichen um getötete Geiseln handelt, eine Frau und einen Mann. Laut Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Geiselleichen übergeben. Bisher übergab sie zehn Leichen.

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16. Oktober, 8.24 Uhr: Israel weist Behauptung der Hamas zurück

Israel weist laut der israelischen Nachrichtenseite "ynet" die Erklärung der Hamas zurück, sie habe jetzt alle toten Geiseln übergeben, die sie erreichen kann.

Nach Israels Informationen habe die Hamas Zugang zu mindestens zehn weiteren toten Geiseln. Die USA gehen laut zwei ranghohen US-Beratern jedoch nicht davon aus, dass die Hamas gegen ihre Verpflichtungen aus dem Waffenruhe-Abkommen verstößt. Die Hamas habe über Vermittler zugesichert, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die übrigen Leichen zu finden, hieß es.

16. Oktober, 8.19 Uhr: US-Berater spricht von "sehr komplizierter Situation"

Viele Leichen von Geiseln könnten unter den Ruinen ausgebombter Gebäude oder in Tunnelschächten verschüttet sein.

"Dies ist eine sehr komplizierte Situation", erklärte ein ranghoher US-Berater. "Ich kann Ihnen sagen, dass wir hier nicht weggehen werden, bis alle (Geiseln) nach Hause kommen."

Sowohl israelische als auch US-Beamte befürchten laut der US-Nachrichtenseite "Axios", dass rechtsextreme Minister in Israels Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (75) die Frage der Rückgabe der toten Geiseln nutzen werden, um das Waffenruhe-Abkommen zu untergraben und auf eine Wiederaufnahme des Krieges zu drängen. "Wir können nicht zulassen, dass das Abkommen scheitert", wurde ein Beamter der US-Regierung zitiert.

Das Auffinden von toten Geiseln im Gazastreifen bezeichnet auch ein ranghoher US-Berater als "sehr kompliziert".
Das Auffinden von toten Geiseln im Gazastreifen bezeichnet auch ein ranghoher US-Berater als "sehr kompliziert".  © Uncredited/AP/dpa

16. Oktober, 8.12 Uhr: Entmilitarisierung schwierige Aufgabe

Ein ranghoher US-Berater räumte ein, dass die Umsetzung der Entmilitarisierung des Gazastreifens eine sehr schwierige Aufgabe sein werde.

"Derzeit sind wir dabei, einen Weg zu finden, wie wir dieses Ziel erreichen können, ohne dass sich jemand unsicher fühlt", hieß es. "Es ist unrealistisch zu glauben, dass alle einfach hereinspazieren, ihre Waffen niederlegen und sagen: 'Bitte sehr'". Viele Menschen - selbst auf der Seite der Hamas - hätten Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch andere Menschen in Gaza.

"Es handelt sich also um eine sehr komplexe Dynamik", sagte der Berater der US-Regierung.

15. Oktober, 22.23 Uhr: Hamas übergibt zwei weitere Leichen von Geiseln

Die islamistische Hamas hat die Leichen von zwei weiteren getöteten Geiseln übergeben.

Die israelische Armee teilte mit, vier Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden und diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär.

Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. 19 von ihnen verbleiben noch im Gazastreifen. Bei einer von 10 Leichen, die die Hamas bislang freigab, handelt es sich nach israelischen forensischen Erkenntnissen nicht um die sterblichen Überreste einer Geisel.

Die Hamas hat die Leichen von zwei weiteren getöteten Geiseln übergeben.
Die Hamas hat die Leichen von zwei weiteren getöteten Geiseln übergeben.  © Abed Rahim Khatib/dpa

15. Oktober, 14.53 Uhr: Zwei Tote durch Schüsse in Israel

Bei einem gewaltsamen Zwischenfall in Israel sind mindestens zwei Menschen getötet worden.

Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, zwei weitere Personen seien schwer verletzt worden. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden.

Medien hatten zunächst berichtet, es werde der Verdacht geprüft, dass es sich um einen Anschlag handelte. Die Polizei teilte hingegen mit, es handele sich offenbar um einen kriminellen Hintergrund. Ein Motorradfahrer habe mutmaßlich auf ein Fahrzeug geschossen.

15. Oktober, 14.49 Uhr: EU-Einsatz von Grenzschützern verzögert sich

Nach Verzögerungen bei der Öffnung des Grenzübergangs zwischen Gaza und Ägypten betont die EU ihre Bereitschaft, den Einsatz von EU-Grenzschützern sobald wie möglich wieder aufzunehmen.

Die EU-Mission bleibe in Bereitschaft und solle am Grenzübergang Rafah eingesetzt werden, sobald die Bedingungen es erlaubten, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas (48) in Brüssel.

"Wir als Europäische Union fordern alle Parteien auf, die Vereinbarung vollständig und ohne weitere Verzögerung umzusetzen", so der Sprecher weiter. Das umfasse neben eines dauerhaften Waffenstillstands, der Freilassung aller Geiseln sowie der Verteilung humanitärer Hilfe in Gaza auch den Grenzübergang Rafah.

Ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas (48) hat sich zur Wiederaufnahme des Einsatzes von EU-Grenzschützern zwischen Gaza und Ägypten geäußert.
Ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas (48) hat sich zur Wiederaufnahme des Einsatzes von EU-Grenzschützern zwischen Gaza und Ägypten geäußert.  © Lev Radin/ZUMA Press Wire/dpa

15. Oktober, 14.47 Uhr: Trump zeigt Verständnis für Hinrichtungen der Hamas

US-Präsident Donald Trump (79) hat Berichte über Tötungen von Menschen im Gazastreifen durch die islamistische Terrororganisation Hamas mit einem gewissen Verständnis kommentiert.

Die Hamas habe gegen "sehr, sehr schlimme Banden" durchgegriffen, sagte Trump am Dienstag. "Das hat mich nicht groß gestört, um ehrlich zu sein. Das ist ok." Trump behauptete auch, dass Länder wie Venezuela Banden in die USA schicken würden.

Auf der Plattform X war ein Video veröffentlicht worden, das eine Gruppen-Erschießung von rund acht Menschen auf einem Platz südlich der Stadt Gaza zeigen soll. Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur telefonisch, die Hamas habe den Getöteten vorgeworfen, Kollaborateure der israelischen Armee zu sein.

Laut US-Präsident Donald Trump (79) hat die Hamas gegen "sehr, sehr schlimme Banden" durchgegriffen.
Laut US-Präsident Donald Trump (79) hat die Hamas gegen "sehr, sehr schlimme Banden" durchgegriffen.  © Joey Sussman/ZUMA Press Wire/dpa

15. Oktober, 11.45 Uhr: Eine der übergebenen Leichen offenbar keine Geisel

Eine der von der Hamas übergebenen Leichen stammt nach Angaben der israelischen Armee nicht von einer Geisel.

Eine genetische Untersuchung im forensischen Institut in Tel Aviv habe ergeben, dass es sich bei der vierten am Dienstagabend übermittelte Leiche um keine der weiterhin vermissten getöteten Geiseln handele. In Medienberichten wird davon ausgegangen, dass es sich um die Leiche eines Palästinensers handeln könnte.

"Die Hamas ist verpflichtet, alle notwendigen Anstrengungen zu machen, um die verstorbenen Geiseln zurückzuführen", hieß es in der Mitteilung. Damit verbleiben noch 21 getötete Geiseln im Gazastreifen.

Die Hamas soll eine Leiche übergeben haben, bei der es sich nicht um eine israelische Geisel gehandelt hat.
Die Hamas soll eine Leiche übergeben haben, bei der es sich nicht um eine israelische Geisel gehandelt hat.  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

15. Oktober, 10.32 Uhr: Palästinenserpräsident verurteilt Hinrichtungen durch Hamas

Die palästinensische Autonomiebehörde hat Exekutionen von Menschen im Gazastreifen durch die islamistische Terrororganisation Hamas scharf verurteilt.

Dutzende Zivilisten seien dabei ohne Gerichtsverfahren getötet worden, hieß es nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa aus dem Amt des Präsidenten Mahmud Abbas (89), dessen Behörde das von Israel besetzte Westjordanland verwaltet.

15. Oktober, 9.03 Uhr: Leiche von Geisel mit deutscher Staatsangehörigkeit identifiziert

Nach der Rückgabe von vier Leichen durch die islamistische Hamas sind drei davon nach israelischen Angaben identifiziert worden.

Bei einem handelt es sich nach Angaben des Forums der Geiselfamilien um den 20-jährigen Tamir Nimrodi, der auch deutscher Staatsbürger ist.

Der Soldat war während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus dem israelischen Grenzgebiet verschleppt worden. Er hatte damals freiwillig den Wochenenddienst mit einem anderen Soldaten getauscht. Nach Angaben des Forums wurde er während seiner Gefangenschaft durch israelisches Bombardement getötet.

Alon Nimrodi (r.), Vater der getöteten Geisel, war mit seiner Partnerin vergangenes Jahr im Schloss Bellevue zu Gast. Auf Schildern zeigten beide ein Foto des Verschleppten.
Alon Nimrodi (r.), Vater der getöteten Geisel, war mit seiner Partnerin vergangenes Jahr im Schloss Bellevue zu Gast. Auf Schildern zeigten beide ein Foto des Verschleppten.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

15. Oktober, 7.38 Uhr: Trump macht Hamas Druck und beklagt nicht zurückgebrachte Tote

US-Präsident Donald Trump (79) macht Druck auf die Hamas.

Nach der Freilassung der restlichen 20 lebenden Geiseln durch die Hamas am Montag im Austausch gegen knapp 2000 palästinensische Häftlinge schrieb Trump am Tag darauf auf seiner Plattform Truth Social in Großbuchstaben, die Arbeit sei "nicht beendet". Die Toten seien nicht "wie versprochen" zurückgebracht, beklagt er.

Nachdem die Hamas am Montag zunächst vier Leichen übergeben hatte, händigte sie am Dienstagabend Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Särge mit den mutmaßlichen Überresten von vier weiteren toten Geiseln aus. Die Toten trafen israelischen Medien zufolge in der Nacht im forensischen Institut in Tel Aviv ein, wo sie nun identifiziert werden sollen.

US-Präsident Donald Trump (79) will sich weiterhin um die Rückführung der toten Geiseln bemühen.
US-Präsident Donald Trump (79) will sich weiterhin um die Rückführung der toten Geiseln bemühen.  © Alex Brandon/AP/dpa

15. Oktober, 7.25 Uhr: Bericht über Tote bei israelischem Angriff in Gaza

Bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Gaza wurden laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa drei Menschen getötet.

Israels Armee gab an, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung dargestellt. Dies sei eine Verletzung der Waffenruhe-Vereinbarung. Da sich die Personen trotz mehrfacher Aufforderung nicht zurückgezogen hätten, sei das Feuer eröffnet und "die Bedrohung beseitigt" worden.

In Gaza-Stadt hat die israelische Armee drei Menschen per Drohne erschossen.
In Gaza-Stadt hat die israelische Armee drei Menschen per Drohne erschossen.  © Leo Correa/AP/dpa

14. Oktober, 21.50 Uhr: Hamas übergibt vier weitere Leichen von Geiseln

Die islamistische Hamas hat die Leichen von vier weiteren getöteten Geiseln übergeben. Die israelische Armee teilte mit, vier Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden und diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär.

"Die Hamas ist verpflichtet, das Abkommen einzuhalten und die notwendigen Schritte zur Rückführung der Geiseln zu unternehmen", hieß es in der Mitteilung. Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. 20 von ihnen verbleiben noch im Gazastreifen.

Die israelischen Sicherheitsbehörden empfehlen nach israelischen Medienberichten, eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erst nach Rückführung aller Leichen der Geiseln zu ermöglichen.

Titelfoto: Uncredited/AP/dpa

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