Droht Lufthansa der Super-GAU? Nächster Streik bahnt sich an

Mörfelden-Walldorf/Frankfurt am Main - Die Passagiere der Lufthansa müssen mit Streiks einer weiteren Berufsgruppe rechnen.

Passagiere der Lufthansa könnten bald erneut gewaltig in die Röhre schauen. (Symbolfoto)
Passagiere der Lufthansa könnten bald erneut gewaltig in die Röhre schauen. (Symbolfoto)  © Matthias Balk/dpa

Kurz vor Beginn der fünften ver.di-Warnstreikwelle am Boden haben am Mittwoch die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen mit einer deutlichen Mehrheit von mehr als 96 Prozent für Streiks gestimmt.

Das haben die Urabstimmungen bei der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline ergeben, wie die Gewerkschaft UFO am Mittwoch in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt am Main bekannt gegeben hat.

Über ein mögliches Streik-Szenario und einen Termin soll später entschieden werden. UFO-Chef Joachim Vázquez Bürger betonte die Entschlossenheit der Mitglieder und der gesamten Kabine, die sich auch in zahlreichen Neueintritten zeige.

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Ein Streik sei weiterhin vermeidbar: "Wir bleiben auch weiterhin offen für angemessene Angebote und faire Lösungen des Arbeitgebers, um Streiks möglicherweise noch kurzfristig abzuwenden."

Für die rund 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Cityline fordert UFO im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.

UFO verzichtete als einzige Gewerkschaft im Nach-Corona-Jahr 2022 auf Arbeitskampfmaßnahmen

Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen könnten schon bald ihre Arbeit bis auf Weiteres niederlegen.
Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen könnten schon bald ihre Arbeit bis auf Weiteres niederlegen.  © Matthias Balk/dpa

In den getrennten Tarifverhandlungen für die Lufthansa-Muttergesellschaft und die Regio-Tochter Cityline hatte die Gewerkschaft die jeweiligen Angebote als unzureichend abgelehnt. Vor dem Hintergrund hoher Kaufkraftverluste durch die Inflation schauen die Arbeitnehmer auf die wieder stark gestiegenen Gewinne, die Konzernchef Carsten Spohr am Donnerstag (7. März) für das zurückliegende Geschäftsjahr 2023 präsentieren will.

Die 1992 gegründete Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) vertritt als Spartengewerkschaft ausschließlich Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen vorrangig bei Condor und im Lufthansa-Konzern. In einzelnen Flugbetrieben konkurriert sie scharf mit der DGB-Gewerkschaft ver.di, die ebenfalls das fliegende Personal organisieren will.

Eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den beiden verfeindeten Gewerkschaften ist unwahrscheinlich. Bis zu einem ersten Streik im Jahr 2012, bei dem es auch um die Abwehr von Leiharbeit ging, galt die Vertretung des meist serviceorientierten Kabinenpersonals als handzahm.

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Das änderte sich in den Jahren darauf, als der damalige Vorsitzende Nicoley Baublies die UFO 2015 in den bis dahin längsten Streik der Lufthansa-Geschichte mit acht Tagen Dauer führte.

Im Nach-Corona-Jahr 2022 verzichtete UFO als einzige Gewerkschaft im Lufthansa-Konzern auf Arbeitskampfmaßnahmen. Im Tarifabschluss wurden vor allem die unteren Lohngruppen angehoben, während die Inflationsausgleichsprämie auf die jetzt laufend Tarifrunde vertagt wurde.

Warnstreik der Bereiche Technik, Logistik und Training soll am kommenden Samstagmorgen enden

Ein Warnstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover im laufenden Jahr war bislang die letzte Arbeitsniederlegung unter Führung der Gewerkschaft, die ab 2018 mit erheblichen innergewerkschaftlichen Querelen zu kämpfen hatte. Der heutige Vorsitzende Joachim Vazquez Bürger fliegt bei der Lufthansa Cityline und wurde im November 2023 gewählt.

Unabhängig von der UFO-Urabstimmung hat die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten in den Lufthansa-Bereichen Technik, Logistik und Training ab Mittwochabend, 20 Uhr, zu einem Warnstreik aufgerufen. Alle anderen Angehörigen des Bodenpersonals sollen sich dem Ausstand am Donnerstag um 4 Uhr anschließen.

Der Warnstreik endet für alle Teilnehmer am Samstag um 7.10 Uhr. Zudem sollen am Donnerstag die Luftsicherheitskräfte in Hamburg und Frankfurt streiken, sodass dort an diesem Tag keine Passagiere zusteigen können.

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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