Messerattacke in Grundschule: Opfer (12) und Tatverdächtiger (13) sollen sich nicht gemocht haben
Von Lukas Dubro und Antje Kayser
Alles in Kürze
- Messerattacke an Berliner Grundschule in Spandau.
- 11-jähriger Junge angegriffen und verletzt.
- Not-OP im Krankenhaus erforderlich.
- Alarm bei Polizei und Feuerwehr um 11:30 Uhr.
- Seelsorger vor Ort eingesetzt.
Berlin - Nach dem Angriff auf ein Kind (12) an der Grundschule am Weinmeisterhorn in Berlin-Spandau ermittelt die Mordkommission. Vom mutmaßlichen Täter (13) fehlt noch immer jede Spur.

Nach jüngsten Angaben der Polizei vor Ort soll der 13 Jahre alte Schüler einen zwölf Jahre alten Mitschüler mit einer Stichwaffe verletzt haben.
Das Opfer wurde demnach in einem Krankenhaus operiert, sein Zustand soll stabil sein. Zunächst wurde das Opfer als 11-Jähriger angegeben, die Polizei korrigierte später das Alter.
Nach dem mutmaßlichen Täter wurde am Nachmittag mit Spürhunden gesucht, eine erste Spur in eine Grünanlage hinter der Schule verlor sich aber. "Natürlich ziehen wir in Betracht, dass er den Bereich mittlerweile verlassen hat", sagte Halweg am Abend.
Nun werde an Orten gesucht, an denen der Junge sich früher bereits aufgehalten hat. Über dem Wohngebiet war auch kurz ein Hubschrauber zu hören. Gefahr für Anwohner sah die Polizei nicht. Warum der Junge zugestochen haben soll, blieb vorerst rätselhaft.
Das Ganze sei in der Umkleidekabine vor oder nach dem Sport passiert, erzählt Katja Batinic, Mutter eines Jungen, der Zeuge wurde. "Er hat nur gesehen, dass der Junge eben reinkam, dass er zugestochen hat." Das betroffene Kind habe geschrien, ihr Sohn sei rausgerannt und habe sich auch nicht mehr umgedreht.
Tatverdächtiger sei zuvor auffällig gewesen

Es habe an diesem Tag keine Vorgeschichte gegeben, es sei aber bekannt gewesen, dass die beiden Kinder sich nicht besonders mochten, sagte sie. Der Junge sei wohl auffällig gewesen, es habe auch mit anderen Kindern Streit gegeben, aber nicht in dieser Form.
"Das war alles nur verbal." Die Eltern seien natürlich besorgt, sagte die Mutter.
Aus der Schule kam am späten Nachmittag eine Schülerin in grauem Kapuzenpulli in Begleitung ihrer Mutter. Ihren Namen wollte sie nicht nennen. Aber sie sagte, sie kenne den mutmaßlichen Täter, sei mit ihm befreundet.
Der Junge habe die Tat sogar angekündigt: Er wolle heute jemanden abstechen, so schilderte es die Schülerin. Sie habe das nicht so ernst genommen, weil der Junge früher schon einmal so etwas gesagt habe. Das Opfer habe er sich willkürlich ausgesucht. Laut Polizei erlitt es einen Stich in den Oberkörper.

Zustand des 12-Jährigen stabil
Die Polizei hielt sich aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt. Auch über die Zusammenhänge und die Vorgeschichte war offiziell zunächst wenig bekannt. Offiziell erklärte die Polizei aber zumindest so viel: Die Lehrer alarmierten die Polizei und Feuerwehr gegen 11.30 Uhr. Rettungskräfte und Seelsorger waren vor Ort, die anderen Schüler und Eltern wurden nach Hause geschickt.
Ein fremdenfeindliches oder religiöses Motiv werde ausgeschlossen. Beide Kinder seien deutsche Staatsangehörige.
Die Mordkommission habe die Ermittlungen übernommen. Da es sich bei dem verdächtigen Sechstklässler um ein Kind handelt, würden keine weiteren strafrechtlichen Ermittlungen geführt, sagte Polizeisprecher Martin Halweg.
"Natürlich werden wir auch mit den Maßnahmen der Spurensicherung hier das Ereignis aufhellen, dokumentieren", sagte der Sprecher.
Wenn der Verdächtige gefunden sei, werde er mutmaßlich zunächst ärztlich behandelt, sagte Halweg. Im weiteren Verlauf werde er wohl einer geeigneten Pflegestelle zugewiesen.
Rettungskräfte und Seelsorger waren vor Ort, die anderen Schüler und Eltern wurden nach Hause geschickt. In Berlin dauert die Grundschule in der Regel sechs Jahre.
Erstmeldung: 14.45 Uhr, zuletzt aktualisiert: 22.07 Uhr
Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa