Flutkatastrophen in Deutschland: Die heftigsten Überschwemmungen aller Zeiten!

Flutkatastrophen ereilen Deutschland seit Jahrhunderten. Diese 8 Überschwemmungen sind auf tragische Weise in die Geschichtsbücher eingegangen.

Hier findest Du mehr Informationen zum Thema Hochwasser.

Extremwetter können großen Schaden anrichten.
Extremwetter können großen Schaden anrichten.  © Sven Hoppe/dpa

Die Pegel vieler Flüsse steigen und wecken traurige Erinnerungen an vergangene Überschwemmungen in Deutschland.

Regionen in Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen, Rumänien und Deutschland erleben derzeit Überschwemmungen eines solchen Ausmaßes, das selbst Jahrhunderthochwasser wie 1997 an der Oder übertreffen könnten. Diese Vb-Wetterlage bringt extreme Regenmengen und Unwetter.

Auch wenn die Einordnung als "Jahrhunderthochwasser" stets für jeden Fluss einzeln erfolgt, ist doch ersichtlich, dass sich diese Überschwemmungen an Elbe, Oder, Donau oder Rhein in den vergangenen Jahren zunehmend oft ereigneten.

Oder-Pegel sinkt - Hochwasserlage bleibt dennoch weiter angespannt
Hochwasser Oder-Pegel sinkt - Hochwasserlage bleibt dennoch weiter angespannt

Der folgende Überblick gibt mehr Einblicke in das Ausmaß der schlimmsten Überflutungen in Deutschland samt der Opferzahlen und Folgen für die Regionen.

Die 8 schlimmsten Überschwemmungen in Deutschland

Wenn ein Hochwasser Deutschland heimsucht, liegen die Ursachen meist in einem Starkregen, einem langen Dauerregen oder der Schneeschmelze. Sturmfluten und Hochwasser führen zu Überschwemmungen, die oft Menschenleben kosten und den betroffenen Regionen einen immens hohen wirtschaftlichen Schaden zufügen.

Die Elbe führte in den vergangenen Jahren mehrfach Hochwasser.
Die Elbe führte in den vergangenen Jahren mehrfach Hochwasser.  © Robert Michael/dpa

1. Die Magdalenenflut 1342

Das Magdalenenhochwasser an Elbe, Mosel, Moldau, Weser, Werra, Lahn, Unstrut, Rhein, Main und Donau führte im Juli 1342 zu einer verheerenden Überschwemmung.

Diese Flüsse Mitteleuropas überschwemmten das umliegende Land. Vielerorts wurden Wasserstände bis dato unbekannten Ausmaßes erreicht. Zwar gibt es keine präzisen Pegelstand-Angaben, aber die Folgen dieser Naturkatastrophe sind sehr wohl überliefert.

Tausenden Menschen kostete dieses Hochwasser nicht nur in Deutschland das Leben. Ganze Dörfer und Städte wurden zerstört. Da die Böden durch die Wassermassen unbrauchbar gemacht wurden, folgten dieser Flut auch noch eine Hungersnot.

Die 1346 beginnende Pestepidemie in Europa verschlimmerte das Elend der Menschen zusätzlich.

2. Das Jahrhunderthochwasser am Rhein 1926

Viele Todesopfer forderte die Flut, die vom Dezember 1925 bis Januar 1926 das Rheingebiet heimsuchte. Zwar gibt es keine konkreten Angaben zu Todesopfern, aber in Europa hat es aufgrund ungewöhnlich lang anhaltender und starker Regenfälle einige Tote gegeben.

Entlang des Rheins bahnten sich die Wassermassen ihren Weg. In Köln wurde ein Pegelstand von 10,69 Metern gemessen, wobei der Normalwert bei ungefähr 3,48 Metern liegt.

Mit Booten wurden die Menschen aus der teils überfluteten Altstadt gerettet. Das über Tage andauernde "Neujahrshochwasser" von 1926 löste den Katastrophenfall aus, der in die Geschichtsbücher einging.

3. Das Donau-Hochwasser 1954

Besonders das bayrische und österreichische Alpenvorland litten unter den Wassermassen.
Besonders das bayrische und österreichische Alpenvorland litten unter den Wassermassen.  © wikipedia

Vom 7. bis 11. Juli 1954 stand nicht nur die Stadt Passau unter Wasser. In Bayern wurden Tausende Menschen evakuiert.

Auch Österreich traf es schlimm. Aufgrund starker Regenfälle und der Schneeschmelze zerstörten die Wassermassen große Gebiete entlang der Donau.

In Deutschland traf es den Südosten Bayerns besonders hart. Darunter litten landwirtschaftliche Flächen genauso wie die Infrastruktur. In Passau betrug der Pegelstand ganze 12,20 Meter.

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Am Ende mussten 80 Menschen ihr Leben lassen.

4. Die Hamburg-Sturmflut 1962

Innensenator Helmut Schmidt (SPD) verleiht Dankmedaillen an 400 Soldaten für ihren Einsatz bei der Flutkatastrophe.
Innensenator Helmut Schmidt (SPD) verleiht Dankmedaillen an 400 Soldaten für ihren Einsatz bei der Flutkatastrophe.  © picture alliance / dpa

Diese schwere Sturmflut setzte in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 Norddeutschland unter Wasser. Der Orkan "Vincinette" erreichte eine Geschwindigkeit von 130 km/h. Die Elbe stieg auf einen Pegel von 5,70 Meter über Normal Null an.

Große Wassermassen und gebrochene Deiche sorgten für die größte Sturmflut der Stadtgeschichte Hamburgs. Allein in Hamburg gab es 315 Tote. Fast ein Fünftel des Stadtgebiets war von der schlimmsten Sturmflut seit 1825 betroffen.

Tausende Hamburger verloren ihr Dach über den Kopf. Der Innensenator Helmut Schmidt wurde zum Krisenmanager der Stunde. Zupackend koordinierte er die laufenden Rettungs- und Hilfsmaßnahmen.

Selbst die Bundeswehr und die Nato eilten in dieser schweren Stunde der Stadt und seinen Bewohnern zur Hilfe.

5. Die Oderhochwasser 1997 in Brandenburg, Tschechien und Polen

Bundeswehr, Bundesgrenzschutz und viele andere Organisationen waren an den Hilfsmaßnahmen an der Oder beteiligt.
Bundeswehr, Bundesgrenzschutz und viele andere Organisationen waren an den Hilfsmaßnahmen an der Oder beteiligt.  © Imago / Jochen Eckel

Im Juli 1997 sorgte wieder eine Vb-Wetterlage in Tschechien, Polen und Deutschland für schlimmste Überschwemmungen. An der Oder herrschten Pegelstände von über 6 Metern.

Allein in Deutschland entstand ein Schaden von 330 Millionen Euro. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen und verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Zehntausende Soldaten und zivile Helfer packten zusammen an und füllten Sandsack um Sandsack.

Insgesamt mussten über 30.000 Menschen aus den überschwemmten Gebieten evakuiert werden. 465.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wurde überflutet.

Der damalige Umweltminister Brandenburgs Matthias Platzeck übernahm die Koordination und stemmte sich gegen die Oderflut. Von den Medien wurde er wegen seines Engagements zum "Deichgraf" ernannt.

6. Das Jahrhunderthochwasser an der Elbe 2002

Sogar die Dresdner Altstadt inklusive des Zwingers wurden vom Wasser heimgesucht.
Sogar die Dresdner Altstadt inklusive des Zwingers wurden vom Wasser heimgesucht.  © Sebastian Kahnert/dpa

Ungewöhnlich starke Regenfälle über Sachsen und Tschechien, sowie feuchte Böden machten das Elbe-Hochwasser 2002 zu einer der schlimmsten Überschwemmungen in Deutschland.

Der Elbpegel stieg in Dresden auf 9,40 Meter an. Alle Elbbrücken in Dresden, bis auf die Autobahnbrücke der A4, waren gesperrt. Teile der historischen Altstadt waren überschwemmt. Auch das Flussgebiet der Mulde und der Weißen Elster waren stark vom Wasser betroffen.

Sachsen traf es am schlimmsten, doch auch Tschechien und Bayern litten unter den Wassermassen. Am 21. August 2002 erreichte die Flutwelle auch Norddeutschland.

In Sachsen starben 21 Menschen, in ganz Mitteleuropa ließen bei diesem Hochwasser mindestens 45 Menschen ihr Leben. Mit 11,6 Milliarden Euro Gesamtschaden bleibt dieses Hochwasser eine der teuersten Naturkatastrophen der deutschen Geschichte.

Spätestens nach dieser Katastrophe wächst die Erkenntnis, dass begradigte Flussläufe, versiegelte Flächen, abgeholzte Wälder und zerstörte Auen zu den Ursachen solcher extremen Entwicklungen zählen.

7. Elbehochwasser 2013

Auch die Neiße südlich von Görlitz ist 2013 über die Ufer getreten.
Auch die Neiße südlich von Görlitz ist 2013 über die Ufer getreten.  © Paul Glaser/dpa

Nach den verheerenden Erlebnissen 2002 wird zwar in das Meldesystem und den Bau von Deichen und anderen Schutzmaßnahmen investiert, doch die Flüsse haben augenscheinlich noch nicht genug Raum zurückbekommen.

11 Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser ereignet sich die nächste Flutkatastrophe an der Elbe.

Am 6. Juni 2013 herrschte in Dresden mit 8,78 Metern der höchste Pegelstand. In Passau wurde mit einem Pegelstand von knapp 13 Metern ein trauriger Rekord aufgestellt.

Letztlich forderte diese Überschwemmung 9 Tote in Deutschland. Der wirtschaftliche Schaden belief sich auf etwa 12 Milliarden Euro. Diese interaktive Karte der Stadt Dresden zeigt die Ausmaße des Elbe-Hochwassers. Es wurde nicht für möglich gehalten, dass in so kurzer Zeit zwei so extreme Hochwasser die Elbe und andere Flüsse zum Übertreten bringen.

Betroffen waren vor allem Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Mitteleuropa trafen die Wassermassen sieben Länder.

8. Flutkatastrophe an Ahr und Rhein 2021

An dieser Brücke in Altenahr-Kreuzberg türmt sich der Schutt.
An dieser Brücke in Altenahr-Kreuzberg türmt sich der Schutt.  © Boris Roessler/dpa

Die Flut im Ahrtal war so heftig wie erschütternd. Obwohl dem Deutschen Wetterdienst am späten Nachmittag des 14. Juli 2022 klar war, dass eine Flutkatastrophe zu erwarten ist, war das Ausmaß dieser Überschwemmungen schwer vorherzusehen. Schnell wurde Kritik laut, dass die Bevölkerung zu spät öffentlich über die nahende Gefahr informiert worden sei.

Aufgrund von heftigen Starkregenfällen (über 150 mm Niederschlag in kurzer Zeit) verwandelten sich kleine Flüsse zu reißenden Fluten. Allein der Pegel des Flusses Ahr stieg von einem auf sieben Meter. Viele Regionen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz fielen dem Wasser zum Opfer.

Mit 180 Toten, nahezu komplett zerstörten Ortschaften und einem Sachschaden von annähernd 40 Milliarden Euro gilt diese Flutkatastrophe als eine der schlimmsten Überschwemmungen in Deutschland.

Ende Dezember 2023 ist die Elbe am Terrassenufer erneut über die Ufer getreten.
Ende Dezember 2023 ist die Elbe am Terrassenufer erneut über die Ufer getreten.  © Sebastian Kahnert/dpa
Teile der Altstadt von Passau wurden im Juni 2024 überflutet.
Teile der Altstadt von Passau wurden im Juni 2024 überflutet.  © Armin Weigel/dpa

Klimawandel und die Zunahme von Flutkatastrophen

Ein Naturschutzprojekt soll den Leipziger Auwald retten.
Ein Naturschutzprojekt soll den Leipziger Auwald retten.  © Hendrik Schmidt/dpa

Der Klimawandel zeigt sich sehr deutlich am Thema Wasser. Entweder es ist zu wenig oder zu viel. Die Klimakrise macht deutlich, wie sehr der Mensch in die regulierenden Abläufe der Natur eingreift.

So bieten etwa intakte Auwälder einen guten Schutz gegen Hochwasser in Deutschland. Doch gerade einmal ein knappes Zehntel der naturnahen Auen sind noch intakt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, soll zum Beispiel der Leipziger Auwald renaturiert werden.

Extremwetter wie langer Dauerregen oder kurzweiliger Starkregen kommen aufgrund des Klimawandels immer häufiger vor. Die zunehmenden Treibhausgase lassen die Durchschnittstemperatur steigen. Die wärmere Luft sorgt für mehr Niederschläge. Dazu kommt die täglich steigende Flächenversiegelung, die es den Niederschlägen unmöglich macht, zu versickern. Flussbegradigungen schaden dem Hochwasserschutz ebenso.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Hochwasser nicht an Landesgrenzen stoppt und deshalb ein gemeinsames länderübergreifendes Vorgehen unabdingbar ist.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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