Von Frank Christiansen
Düsseldorf - Die Mitgliederzahl der neuen rechtsextremen Active Clubs in Nordrhein-Westfalen liegt derzeit noch im "unteren zweistelligen Bereich". Das hat das NRW-Innenministerium auf Anfrage der SPD-Fraktion berichtet.
Es handele sich um ein Netzwerk der gewaltorientierten extremen Rechten. Im vergangenen Jahr hatten sich drei Clubs in NRW (AC Niederrhein, AC Nordrhein und AC Ostwestfalen) gegründet.
Die NRW-Sicherheitsbehörden hatten im Lagebild Rechtsextremismus auf die neuen Organisationen hingewiesen. Die Active Clubs verbänden Rechtsextremismus mit Gesundheit, Fitness, Kraft- und Kampfsport.
Vor allem neonazistisch orientierte Rechtsextremisten fühlten sich davon angesprochen, hieß es.
Das von den Clubs ausgehende Gewalt- und Bedrohungspotenzial sei "erheblich", steht nun in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage. Die Club-Mitglieder agierten konspirativ und vernetzten sich international.
Aktuell lägen in NRW keine Erkenntnisse zu konkreten Gefährdungen vor. Dennoch seien bereits Delikte der leichten Kriminalität wie Beleidigung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung im Zusammenhang mit den Clubs zu verzeichnen.
Innenminister Reul: Heute weniger Glatze und Springerstiefel, dafür mehr Gaming und Active Clubs
Beworben würden diese über die Sozialen Medien. Als wichtigste Plattform habe sich dabei Telegram entwickelt. Mitglieder der Active Clubs versuchten, sich mit dem neonazistischen Spektrum, rechtsextremistischen Parteien und der rechtsextremen Musikszene zu vernetzen. Der Verfassungsschutz bemühe sich verstärkt um Aufklärung.
NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) hatte bereits bei der Vorstellung des "Lagebilds Rechtsextremismus" vor einer Verjüngung und Modernisierung der rechtsextremen Szene gewarnt. "Heute weniger Glatze und Springerstiefel, dafür mehr Kurzvideos, Gaming und Active Clubs", hatte er gesagt.
Die Zahl der rechtsradikal motivierten Straftaten war im vergangenen Jahr in NRW um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5640 Taten stark angestiegen. Davon waren fast 80 Prozent Propaganda-Delikte.
Die Zahl der rechtsextrem motivierten Gewalttaten stieg im gleichen Zeitraum um 33 Prozent auf 154 Fälle. Das rechtsextreme Personenpotenzial war in NRW für 2024 erstmals seit fünf Jahren wieder auf mehr als 4000 Anhänger beziffert worden.