Taschenlampen-Bombe: Erstes NSU-Opfer berichtet über Anschlag in Nürnberg

München - Er wäre womöglich beinahe das erste Todesopfer des "Nationalsozialsozialistischen Untergrunds" (NSU) geworden: Mehmet O.

Der Überlebenden des Nürnberger Taschenlampen-Anschlags, Mehmet O. (l.) und sein Anwalt Engin Sanli treffen im bayerischen Landtag ein.
Der Überlebenden des Nürnberger Taschenlampen-Anschlags, Mehmet O. (l.) und sein Anwalt Engin Sanli treffen im bayerischen Landtag ein.  © Peter Kneffel/dpa

O. wurde bei einem Sprengstoffanschlag in Nürnberg 1999 schwer verletzt.

Am Montag hat er erstmals öffentlich ausgesagt - im zweiten NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags.

Er berichtete ausführlich von dem Tag des Anschlags - und dass er bei den Ermittlungen damals wiederholt selbst als Verdächtiger behandelt worden sei.

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"Ich wurde immer beschuldigt", sagte O. - und berichtete, dass er jahrelang unter den Folgen des Anschlags gelitten habe.

Die Hintergründe des Anschlags sind erst seit 2013 klar: Damals sagte der später wegen Beihilfe verurteilte Carsten S. im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht aus.

Dabei berichtete S. über frühere Andeutungen der NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt über einen Anschlag in Nürnberg: dass sie "eine Taschenlampe" in einem Geschäft hingestellt hätten.

Erst nach der Aussage von S. konnten die Ermittler einen Anschlag auf die Nürnberger Gaststätte "Sonnenschein" vom Juni 1999 den NSU-Terroristen zuordnen.

Damals hatten die Täter eine als Taschenlampe getarnte Rohrbombe in der Gaststätte abgelegt. O., der sie fand und betätigte, wurde bei der Explosion verletzt.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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