Als Wegweiser: Mount-Everest-Tote werden einfach liegengelassen

Himalaya - Jedes Jahr versuchen es Hunderte: Die Besteigung des Mount Everest. Viele schaffen es bis zur Spitze des höchsten Bergs der Erde, einige müssen umkehren. Wiederum andere schaffen es nie mehr runter - und das buchstäblich: Ihre Leichen werden oftmals einfach liegengelassen.

Das Himalaya-Gebirge wird auch das Dach der Welt genannt - und ist wohl der höchste Friedhof der Erde.
Das Himalaya-Gebirge wird auch das Dach der Welt genannt - und ist wohl der höchste Friedhof der Erde.  © Foto: Sina Schuldt/dpa

Nicht nur Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner (78) weiß, dass es jahrelangesm Training bedarf, um das höchste Dach der Welt zu besteigen. Doch selbst die akribischste Vorbereitung ist für die Katz, wenn plötzlich das Wetter umschlägt. Seit 1953 sind schätzungsweise über 300 Abenteurer beim Versuch gestorben, den Mount Everest zu besteigen.

Die übrigen knapp 11.000 Alpinisten kraxeln seither an deren Überresten vorbei.

Darunter eine traurige Berühmtheit: Ein identitätsloser Bergsteiger, der wegen seiner übrig gebliebenen Neon-Stiefel nur "green boots" genannt wird.

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Er versuchte sich vermutlich 1996 am Aufstieg.

18 Jahre lang diente seine Leiche als eine Art Wegweiser auf 8.500 Metern Höhe.

Everest-Bezwinger ist angewidert

Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary (†89, l.) und sein damaliger Begleiter Tenzing Norgay (†71) werden in der Himalaya-Region noch immer gefeiert.
Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary (†89, l.) und sein damaliger Begleiter Tenzing Norgay (†71) werden in der Himalaya-Region noch immer gefeiert.  © Prakash MATHEMA / AFP

Seine Überreste verschwanden - zusammen mit David Sharp. Sharp erfror wohl 2006 in "green boots" kleiner Höhle - während rund 40 andere Kletterer unbeachtet an ihm vorbeizogen.

Sir Edmund Hillary (†89), der erste Everest-Bezwinger, war angewidert von der fehlenden Hilfsbereitschaft seiner Kuppel-Kumpels.

"Wenn Sie jemanden in großer Not haben und immer noch stark und energisch sind, dann haben Sie wirklich die Pflicht, alles zu geben, um den Mann runter zu bekommen, und der Weg zum Gipfel wird sehr zweitrangig", sagte er dem New Zealand Herald.

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Die Sherpas - das indigene Volk der Region, dass die Expedition begleitet - bezeichnen den Gipfelaufstieg auch als "Leichengasse". Der Grund: Die Bergung kostet wohl umgerechnet 35.000 Euro. Helikopter können nicht landen, Bergungsteams müssten zu Fuß den höchsten Friedhof der Welt besteigen, Ausgang ungewiss.

Mittlerweile trägt der Klimawandel zur Höhenrettung bei: "Wegen der steigenden Temperaturen schmelzen Gletscher und Eispanzer am Everest immer schneller, deshalb kommen nun Leichen von Bergsteigern zum Vorschein, die viele Jahre eingeschlossen waren", berichtet Ang Tshering Sherpa (69), ehemaliger Präsident der Nepal Mountaineering Association.

2017 tauchte die Hand eines toten Alpinisten aus dem Eis oberhalb von Camp 1 auf.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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