Doch kein Aufatmen für Kardinal Woelki: Prozessbetrug steht im Raum

Von Christoph Driessen

Köln - Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation Eckiger Tisch und mehrere Anwälte haben den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68) wegen versuchten Prozessbetrugs angezeigt.

Die Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen Rainer Maria Woelki (68) wurden im vergangenen Monat eingestellt.
Die Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen Rainer Maria Woelki (68) wurden im vergangenen Monat eingestellt.  © Roberto Pfeil/dpa

Sie werfen ihm vor, in einem Klageverfahren einer Missbrauchs-Betroffenen gegen das Erzbistum Köln wichtige Informationen aus Akten ignoriert zu haben.

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" und der WDR hatten berichtet.

Ein Sprecher des Erzbistums kündigte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen an.

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In dem Verfahren klagt eine 58-jährige Frau auf 830.000 Euro Schmerzensgeld. Sie ist die frühere Pflegetochter eines Priesters, der 2022 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Erzbistum ziehe sich aus der Verantwortung

Die Betroffenenorganisation Eckiger Tisch zeigt den Kölner Kardinal wegen versuchten Prozessbetrugs an. (Symbolfoto)
Die Betroffenenorganisation Eckiger Tisch zeigt den Kölner Kardinal wegen versuchten Prozessbetrugs an. (Symbolfoto)  © Monika Skolimowska/dpa

Der Mann hatte nach Feststellung des Kölner Landgerichts von 1993 bis 2018 neun Mädchen teils schwer sexuell missbraucht. Die Pflegetochter war in den 70er- und 80er-Jahren Opfer geworden.

Das Erzbistum Köln bestreitet in dem Verfahren, dass es für die Taten des Priesters in Mithaftung genommen werden kann. Das Gericht tendiert bisher auch zu dieser Meinung.

Nächste Woche Dienstag (1. Juli) soll eine Entscheidung verkündet werden.

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Matthias Katsch vom Eckigen Tisch sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Erzbistum wolle sich hier aus der Verantwortung stehlen. "Es ist völlig eindeutig, dass das Erzbistum damals in der Aufsicht über den Priester versagt hat, dass es die Warnzeichen nicht wahrgenommen hat, dass es weggeguckt oder nicht richtig hingeschaut hat."

Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte, er könne den Eingang der Strafanzeige bisher nicht bestätigen.

Titelfoto: Bildmontage: Roberto Pfeil/dpa, Monika Skolimowska/dpa

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