Doch kein Aufatmen für Kardinal Woelki: Prozessbetrug steht im Raum
Von Christoph Driessen
Köln - Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation Eckiger Tisch und mehrere Anwälte haben den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68) wegen versuchten Prozessbetrugs angezeigt.
Alles in Kürze
- Kardinal Woelki wegen Prozessbetrugs angezeigt
- Vorwurf: Ignorierte Informationen in Missbrauchsverfahren
- Erzbistum Köln bestreitet Mithaftung für Priestertaten
- Opfer fordert 830.000 Euro Schmerzensgeld
- Gerichtsentscheidung zur Mithaftung steht bevor

Sie werfen ihm vor, in einem Klageverfahren einer Missbrauchs-Betroffenen gegen das Erzbistum Köln wichtige Informationen aus Akten ignoriert zu haben.
Der "Kölner Stadt-Anzeiger" und der WDR hatten berichtet.
Ein Sprecher des Erzbistums kündigte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen an.
In dem Verfahren klagt eine 58-jährige Frau auf 830.000 Euro Schmerzensgeld. Sie ist die frühere Pflegetochter eines Priesters, der 2022 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden war.
Erzbistum ziehe sich aus der Verantwortung

Der Mann hatte nach Feststellung des Kölner Landgerichts von 1993 bis 2018 neun Mädchen teils schwer sexuell missbraucht. Die Pflegetochter war in den 70er- und 80er-Jahren Opfer geworden.
Das Erzbistum Köln bestreitet in dem Verfahren, dass es für die Taten des Priesters in Mithaftung genommen werden kann. Das Gericht tendiert bisher auch zu dieser Meinung.
Nächste Woche Dienstag (1. Juli) soll eine Entscheidung verkündet werden.
Matthias Katsch vom Eckigen Tisch sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Erzbistum wolle sich hier aus der Verantwortung stehlen. "Es ist völlig eindeutig, dass das Erzbistum damals in der Aufsicht über den Priester versagt hat, dass es die Warnzeichen nicht wahrgenommen hat, dass es weggeguckt oder nicht richtig hingeschaut hat."
Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte, er könne den Eingang der Strafanzeige bisher nicht bestätigen.
Titelfoto: Bildmontage: Roberto Pfeil/dpa, Monika Skolimowska/dpa