Polizeischüler mit Turban sorgt bundesweit für Shitstorm: So reagieren die Kollegen

Bremen - Darf ein angehender Polizist im Dienst einen Turban tragen? Der Fall des 21-jährigen Polizeianwärters Jaspinder Singh sorgte kürzlich für hitzige Diskussionen - nicht nur in den Medien, sondern auch auf Social Media. Während einige seinen Ausschluss forderten, zeigten andere Verständnis. Doch wie ist die Lage jetzt?

Bei der Vereidigung in Bremen fiel Polizeianwärter Jaspinder Singh (21) mit seinem Turban zwischen seinen Kollegen auf.
Bei der Vereidigung in Bremen fiel Polizeianwärter Jaspinder Singh (21) mit seinem Turban zwischen seinen Kollegen auf.  © Radio Bremen

Es war ein bundesweiter Aufschrei: Bei der feierlichen Vereidigung am 21. Mai in Bremen trat Singh erstmals öffentlich auf - mit einem dunkelblauen Turban, der in seiner Religionsgemeinschaft, dem Sikhismus, ein Symbol für Disziplin und Pflichtbewusstsein ist.

Seitdem wird kontrovers darüber diskutiert, ob religiöse Kopfbedeckungen mit dem Neutralitätsgebot der Polizei vereinbar sind.

Wie eine Pressesprecherin der Polizei Bremen am heutigen Freitag gegenüber TAG24 mitteilte, ist der junge Polizeianwärter weiterhin dabei und absolviert ganz regulär sein duales Studium sowie die Ausbildung. "Er konzentriert sich momentan nur darauf", so die Sprecherin.

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Singh sei zudem noch nicht im Außendienst, sondern durchlaufe derzeit die üblichen Theorie- und Praxisphasen.

Weiter hieß es: "Intern gibt es keinerlei Probleme, alles ist ruhig, und die Kollegen sehen die Sache entspannt."

Die Frage, ob Singh während des Dienstes einen Turban tragen darf, ist allerdings weiterhin offen. "Der Senat arbeitet an einer Entscheidung, aber es gibt noch nichts Konkretes", so die Polizeisprecherin.

Was sagt der Bremer Senat zum Turban?

Derzeit arbeitet der Senat an einer Rechtsverordnung, um für alle Beteiligten Rechtssicherheit zu schaffen. (Archivbild)
Derzeit arbeitet der Senat an einer Rechtsverordnung, um für alle Beteiligten Rechtssicherheit zu schaffen. (Archivbild)  © Senator für Inneres Bremen

Es sei wohl das erste Mal, dass in der Polizeiausbildung in Bremen eine religiöse Kopfbedeckung Thema ist. Doch auch aus dem Senat gibt es Rückendeckung für den angehenden Polizisten.

Karen Stroink vom Pressereferat des Senators für Inneres und Sport erklärte gegenüber TAG24: "Wir respektieren die Religionsfreiheit aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und stehen für eine vielfältige Polizei, die unsere Gesellschaft widerspiegelt."

Gleichzeitig machte sie aber auch deutlich, dass es Situationen gibt, in denen religiöse Kopfbedeckungen wie der Turban aus Sicherheitsgründen nicht getragen werden können - etwa beim Einsatz mit Helm oder Atemschutz.

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Zudem betonte sie die Wichtigkeit eines neutralen Auftretens staatlicher Institutionen, um "das Vertrauen aller Bürger zu wahren".

Damit solche Fälle in Zukunft besser geregelt sind, arbeitet der Senat gerade an einer neuen Rechtsverordnung. Diese soll genau festlegen, wann religiöse Symbole im Polizeidienst erlaubt sind und wann nicht.

"Wir sind uns bewusst, dass dies ein sensibles Thema ist, bei dem verschiedene wichtige Rechtsgüter sorgfältig abgewogen werden müssen", so Stroink.

Bis es so weit ist, gilt: Singh bleibt weiterhin in der Ausbildung und wird nicht aus dem Polizeidienst ausgeschlossen. Ob er im späteren Dienst einen Turban tragen darf oder nicht, wird sich dann zeigen.

Titelfoto: Radio Bremen

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