Köln - Hat Kardinal Rainer Maria Woelki (68) im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln fahrlässig gehandelt? Das soll nun Papst Leo XIV. entscheiden.
Vorausgegangen ist eine kirchenrechtliche Anzeige, die der Betroffenenbeirat sexualisierter Gewalt der Deutschen Bischofskonferenz gegen den 68-Jährigen eingereicht hat.
In dem Schreiben, das dem WDR und dem Kölner Stadt-Anzeiger vorliegen soll, werden schwere Vorwürfe gegen den Geistlichen erhoben.
Unter anderem heißt es etwa, man habe jegliches Vertrauen verloren, dass Missbrauchstaten unter der Leitung Woelkis ohne Rücksicht auf die Täter aufgeklärt würden. Stattdessen würde die Aufarbeitung vor allem dem Selbstschutz des Kardinals dienen.
Insgesamt sei das Verhalten Woelkis demnach "nicht nur unerklärlich. Sein offensichtlicher Mangel an Einsicht in eigenes Fehlverhalten und schwere Versäumnisse sind auch schmerzhaft und retraumatisierend."
Betroffene fordern Papst Leo XIV. auf, Untersuchungen einzuleiten
Mit dem Schreiben richtet sich das offizielle und unabhängige Kirchengremium, das 2022 von den deutschen katholischen Bischöfen ins Leben gerufen wurde, an Papst Leo XIV. und fordert den Vatikan erstmals direkt dazu auf, Untersuchungen einzuleiten.
Dabei stützen sich die Betroffenen auch auf das Meineids-Verfahren, das die Kölner Staatsanwaltschaft gegen den 68-Jährigen geführt hat.
Die Ermittlungen wurden allerdings gegen Zahlung einer Geldsumme in Höhe von 26.000 Euro eingestellt. Für Woelki war damit klar: Das abgeschlossene Verfahren sei ein Beleg dafür, dass er unschuldig sei und nicht gelogen habe.
Eine Farce für die Betroffenen: "Als Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz erstatten wir daher in aller Form Anzeige gegen Kardinal Woelki und bitten um die Einleitung einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung", heißt es dazu.