Nach Terror bei jüdischem Fest in Australien: Neue Details über Attentäter veröffentlicht

Von Lars Nicolaysen

Sydney - Die beiden Attentäter des Terrorangriffs auf ein jüdisches Fest in Sydney waren nach Darstellung des australischen Premierministers Anthony Albanese anscheinend von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beeinflusst. "Es scheint, dass (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war", sagte Albanese dem Radiosender ABC Sydney.

Australiens Premierminister Anthony Albanese erklärte in einem Interview, dass die Attentäter wohl durch den IS beeinflusst worden waren.
Australiens Premierminister Anthony Albanese erklärte in einem Interview, dass die Attentäter wohl durch den IS beeinflusst worden waren.  © Mick Tsikas/AAP/dpa

Die Philippinen bestätigten mittlerweile, dass die beiden Täter - Vater und Sohn - einen Monat vor dem Attentat dort eingereist sind, wie Regierungssprecherin Claire Costa sagte. Ziel der Reise sei Davao auf der Insel Mindanao gewesen, wo IS-Gruppen aktiv sind.

Nach Angaben der Einwanderungsbehörde in Manila stammt der Vater aus Indien und hat einen Wohnsitz in Australien, der Sohn wurde demnach in Australien geboren.

In Davao hätten die beiden eine "militärähnliche Ausbildung" erhalten, berichtete der Fernsehsender ABC unter Berufung auf Quellen der Sicherheitsbehörden. Die Philippinen sind eines der wenigen Länder mit einer anhaltenden Präsenz des IS, wie die australische Zeitung "Sydney Morning Herald" schreibt.

Attentat in Australien: Auch Holocaust-Überlebender unter Todesopfern
Terror Attentat in Australien: Auch Holocaust-Überlebender unter Todesopfern

Unklar blieb zunächst, was genau Vater und Sohn in Davao gemacht haben. Sie hätten sich dort vom 1. bis zum 28. November aufgehalten und seien dann über Manila zurück nach Sydney geflogen, sagte Dana Sandoval, eine Sprecherin der Einwanderungsbehörde in Manila.

Der 50-jährige Vater benutzte ihren Worten zufolge für die Einreise seinen indischen Reisepass, der 24-jährige Sohn seinen australischen Pass.

Militante Gruppen mit IS-Nähe auf Mindanao

Nach dem Anschlag am Sonntag herrscht noch immer Trauer und Fassungslosigkeit in Australien.
Nach dem Anschlag am Sonntag herrscht noch immer Trauer und Fassungslosigkeit in Australien.  © Mark Baker/AP/dpa

Der Islamische Staat (IS) ist auf den Philippinen über lokale dschihadistische Gruppen wie die Maute-Gruppe, Abu Sayyaf, Dawlah Islamiyah und die Bangsamoro Islamic Freedom Fighters aktiv. Der Kampf um die Stadt Marawi im Jahr 2017 markierte den Höhepunkt des IS-Einflusses auf Mindanao im Süden des südostasiatischen Inselstaates.

Verschiedene militante Gruppierungen aus den Inselprovinzen Mindanaos schlossen sich damals zu einer Kampftruppe zusammen, die zeitweise das wirtschaftliche Zentrum der einzigen islamischen Stadt der Philippinen besetzte.

Bei dem Anschlag am Sonntag am berühmten Strand Bondi Beach töteten die beiden Angreifer 15 Menschen. Der Vater wurde von Einsatzkräften am Tatort erschossen. Sein Sohn wurde angeschossen und festgenommen - er liegt nach wie vor mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.

Terroranschlag in Australien: So reagiert die NRW-Polizei bei Chanukka-Feiern
Terror Terroranschlag in Australien: So reagiert die NRW-Polizei bei Chanukka-Feiern

Nach bisher unbestätigten Medienberichten soll er mittlerweile aus dem Koma erwacht sein. Er habe seit Langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von IS-Unterstützern gehabt, berichtete ABC weiter.

Suche nach einem Manifest

Der Ort des Anschlags: der Bondi Beach im australischen Sydney.
Der Ort des Anschlags: der Bondi Beach im australischen Sydney.  © Ma Ping/XinHua/dpa

Premierminister Albanese hatte zuvor gesagt, der australische Inlandsgeheimdienst habe den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Terrorzelle des IS überprüft.

Der "Sydney Morning Herald" warf die Frage auf, warum dem Vater 2023 eine Waffenlizenz erteilt wurde, obwohl der Sohn bereits 2019 ins Visier von Anti-Terror-Ermittlungen geraten sei.

In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich mehrere Sprengsätze und zwei selbst gemachte IS-Flaggen, wie der Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, Mal Lanyon, sagte. Man arbeite weiterhin daran, die Hintergründe des Anschlags aufzuklären.

Zudem berichtete der "Sydney Morning Herald", Ermittler seien überzeugt davon, dass Vater und Sohn ihre Glaubensbekenntnisse vor dem Attentat vom Sonntag in einem Manifest niedergeschrieben hätten.

Ein solches sei aber bisher nicht gefunden worden.

Titelfoto: Mark Baker/AP/dpa

Mehr zum Thema Terror: