Protokoll von U-Ausschuss verrät: Unregelmäßigkeiten bei Abnahme von Magdeburger Weihnachtsmarkt

Von Christopher Kissmann

Magdeburg - Im Untersuchungsausschuss zum Anschlag in Magdeburg sind Unregelmäßigkeiten bei der Abnahme des Weihnachtsmarkts bekannt geworden.

Amok-Fahrer Taleb A. (50) nutzte eine Lücke in den Sicherheitsvorkehrungen und fuhr mit einem Auto auf den Markt.  © Heiko Rebsch/dpa

Eine zuständige Teamleiterin aus dem Ordnungsamt war an dem Vor-Ort-Termin am 21. November vor der Eröffnung nicht vollständig beteiligt. Die Gruppe habe sich für die Prüfung vor Ort geteilt, sagte die Mitarbeiterin der Landeshauptstadt Magdeburg.

Eine Gruppe sei von ihr und eine andere vom Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Paul-Gerhard Stieger, herumgeführt worden.

In einem der dpa vorliegenden Protokoll des Ordnungsamtes stellte die Mitarbeiterin zur Abnahme jedoch fest: "Festlegungen aus dem Sicherheitskonzept werden so weit erkennbar eingehalten."

Terror Rechte Terror-Teenies sitzen in U-Haft: Experten schlagen Alarm

Teilgenommen haben an der Abnahme Vertreter der Stadt, der Betreibergesellschaft und der Polizei. Bei dem Termin sollten etwa sicherheitsrelevante Fragen geklärt werden.

Auf kritische Nachfragen der Abgeordneten sagte die Mitarbeiterin, jedes Amt habe in seiner eigenen Fachkompetenz den Markt anschauen sollen. Sie habe sich darauf verlassen, dass sie entsprechende Hinweise erhalte, wenn etwas nicht in Ordnung sei.

"Es wurde nichts an mich herangetragen." Mehrere Abgeordnete zeigten sich irritiert davon, dass die Mitarbeiterin die Situation vor Ort nicht energischer überprüfte.

Anzeige

Standen die Betonblöcke richtig?

Wurde bei der Platzierung und behördlichen Abnahme der Betonklötze nicht richtig aufgepasst? (Archivbild)  © Matthias Bein/dpa

Kurz vor Weihnachten war Taleb A. (50) aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt.

Der Täter sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann war zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren.

Kritisch hinterfragt wurde im Ausschuss auch die Positionierung der Betonblöcke. Ob diese bei der Abnahme im November überprüft wurde, blieb zunächst unklar.

Terror Anschlags-Verdacht: Mutmaßliche Russen-Spione in Deutschland festgenommen

Es sei nicht bemängelt worden, dass Betonblöcke falsch stünden, sie habe diese auch nicht gezählt, sagte die Mitarbeiterin. Als ihr im Ausschuss auf einem Bildschirm ein Plan mit Betonblöcken gezeigt wurde, sagte sie, sie habe die Übersicht damals nicht so präzise sehen können mit ihrer Technik im Büro.

Die Verwaltungsfachangestellte bewertete das Sicherheitskonzept insgesamt als schlüssig. Von den anderen Ämtern aus der Stadt habe es keine Änderungswünsche gegeben.

Mehr zum Thema Terror: