Ermittlungen nach Chamäleon-Fund: Ist "Lucifers" Retter in Wahrheit der Täter?

Von Elke Richter

München - Zunächst schien es, als habe ein tropisches Chamäleon der Aufmerksamkeit eines Passanten sein Leben zu verdanken. Doch nun gibt es Zweifel. Ist der Finder in Wahrheit gar kein Retter - sondern Täter?

Das gerettete Pantherchamäleon wurde in der Münchner Auffangstation für Reptilien bestens umsorgt.
Das gerettete Pantherchamäleon wurde in der Münchner Auffangstation für Reptilien bestens umsorgt.  © Jennifer Vogl/Auffangstation für Reptilien, München e.V./dpa

Nach Recherchen der Münchner Auffangstation für Reptilien ist der vermeintliche Finder vermutlich zugleich der Besitzer des farbenfrohen, aber erkrankten Tieres. Die Tierschützer erstatteten deshalb Anzeige. "Ein begründeter Anfangsverdacht ist da, dem wird jetzt nachgegangen", bestätigte ein Sprecher der Polizeiinspektion Germering.

Das Pantherchamäleon - inzwischen "Lucifer" genannt - war vor gut zwei Wochen auf dem Wertstoffhof in Eichenau nahe München gefunden worden. Zunächst hieß es, der Finder sei auf Kratzgeräusche aus einer Styroporbox aufmerksam geworden, als er Kartons abgeliefert habe. I

n der Box habe er das wärmeliebende Reptil entdeckt, das eigentlich im tropischen Madagaskar beheimatet und deshalb "in letzter Sekunde" vor den tiefen Temperaturen im Freien gerettet worden sei.

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Doch nun teilte die Reptilienauffangstation mit, dass es an dieser Version erhebliche Zweifel gebe.

Münchner Auffangstation für Reptilien kümmert sich um ausgesetztes Pantherchamäleon

Internet-Anzeige macht Chamäleon-Finder zum Verdächtigen

Das Auge wurde inzwischen erfolgreich operiert.
Das Auge wurde inzwischen erfolgreich operiert.  © Auffangstation für Reptilien, München e.V.

Die Tierschützer waren nach eigenen Angaben bei einer Internetrecherche auf eine Anzeige für ein Terrarium für Chamäleons gestoßen. "Grund des Inserats: Aufgabe des Hobbys." Auf den Fotos war auch ein blaues Pantherchamäleon zu sehen - mit der gleichen auffälligen Erkrankung am Auge wie "Lucifer", der inzwischen erfolgreich operiert wurde.

Der Auffangstation zufolge stimmten zudem die Kontaktdaten der Anzeige mit den Daten des angeblichen Finders überein. Nachdem Kontaktversuche ins Leere gelaufen seien, hätten die Tierschützer Anzeige erstattet.

Die Polizei bestätigte deren Eingang. Derzeit liefen die Ermittlungen, schilderte der Sprecher. Zuständig für die Vernehmung des Mannes sei die Polizeiinspektion im knapp 50 Kilometer entfernten Landsberg am Lech, in deren Gebiet der Mann wohne.

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Der Polizeisprecher betonte zudem eine Selbstverständlichkeit: Bis zum Abschluss der juristischen Aufarbeitung besteht für den Finder die Unschuldsvermutung. Sollte der ursprüngliche Halter des Tieres ermittelt werden, droht ihm bei einer Verurteilung wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eine Geldstrafe.

Titelfoto: Jennifer Vogl/Auffangstation für Reptilien, München e.V./dpa

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