Gewässer zugefroren: Eisvogel jetzt noch seltener
Taucha/Leipzig - Nur selten bekommt man ein Exemplar mal mit eigenen Augen zu sehen: Eisvögel sind besonders selten und stehen unter Artenschutz. Seit 2021 ist der Bestand der schillernd blauen Vögel in Mitteldeutschland drastisch zusammengebrochen, etwa 80 Prozent der Eisvögel im Leipziger Stadtgebiet sind verschwunden. Schuld war der frostige Winter.

Jens Kipping (57) vom Büro BioCart erstellt Artenschutzgutachten, seit Jahren hat der Diplom-Ingenieur auch den Eisvogel im Visier.
"Mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad war der Februar 2021 besonders kalt", sagt Kipping. Die Gewässer waren zugefroren und die Eisvögel konnten nicht mehr nach Nahrung fischen. Ein Großteil der Vögel ist verhungert oder Richtung Westen in mildere Gebiete abgewandert.
"Der Name 'Eisvogel" ist demnach ein paradoxer Name. Kälte vertragen die Tiere nämlich gar nicht", weiß Jens Kipping.
2020 hatte der Eisvogel ein wahres Rekordjahr. "Vor zwei Jahren haben wir im Leipziger Stadtgebiet 57 bestehende Reviere gezählt, so viele wie noch nie", sagt Jens Kipping. Dieses Jahr zählte Kipping noch fünf Reviere, nur vier Vogelpaare hatten Nachwuchs.
Insgesamt leben in Sachsen zwischen 500 und 700 Brutpaare.


Doch Jens Kipping gibt Entwarnung: "Bei so kalten Wintern ist es ein völlig normales Phänomen, dass sich die Bestände stark dezimieren."
Es würde allerdings bis zu drei Jahre dauern, bis sich der Eisvogel wieder vollends erholt.
Titelfoto: Montage: imago images/BIA + imago images/blickwinkel