Polizeihund Juno: So lange arbeitet der Vierbeiner schon für die Beamten

Hamburg - Sie sind beeindruckend, schnell, kräftig, effizient - die Schutzhunde der Polizei. Im Ernstfall sind sie für die Beamten ein Puffer, für ihre Hundeführer sind sie zugleich der beste Freund. TAG24 hat das Duo Juno und Talli für einen Tag begleitet.

Talli (32) ist seit knapp anderthalb Jahren die Hundeführerin von Juno.
Talli (32) ist seit knapp anderthalb Jahren die Hundeführerin von Juno.  © TAG24/Tobias Bruns

Die Vierbeinerin zittert am ganzen Körper, sie hechelt, Speichel läuft aus dem Maul. Sie wirkt gehetzt, ist dabei aber beeindruckend fokussiert. Die Diensthündin heißt Juno, ist 2,5 Jahre alt und wurde schon als Welpe von der Stadt Hamburg angeheuert.

Ihre Leine hält Talli, Diensthundeführerin Chantal Rietdorf. Sie ist nicht minder fokussiert, denn sie weiß: Wird Juno jetzt losgelassen, kann sie Freund und Feind, Polizist und Straftäter, nur noch schwer auseinanderhalten.

Das Duo befindet sich in einem verlassenen Haus in Hamburg-Spadenland. Im ersten Stock versteckt sich ein Einbrecher. "Hier ist die Polizei. Wir haben einen Hund dabei", ruft Talli in die heruntergekommene Behausung. Eine Antwort bleibt aus. Das ist das Zeichen für Juno. Die Hündin rast los, durchsucht Zimmer für Zimmer, das Tapsen der Pfoten auf dem staubigen Boden entfernt sich.

Sie ist eigentlich ein Vorzeigehund, doch es gibt ein Problem: Abby sucht ein Zuhause
Hunde Sie ist eigentlich ein Vorzeigehund, doch es gibt ein Problem: Abby sucht ein Zuhause
Senior-Hund klammert sich an sein letztes Spielzeug – und sucht ein Zuhause
Hunde Senior-Hund klammert sich an sein letztes Spielzeug – und sucht ein Zuhause

"Jetzt geht sie hoch", sagt Talli. Die Hündin hat Fährte aufgenommen: Adrenalin, Angstschweiß, Täterspuren. Die Anspannung ist spürbar. Dann hören die Beamten Juno bellen, Sekunden später gellen Schreie durch das Haus. "Sie hat ihn", sagt Talli.

Die Polizisten eilen nach oben, dort hat die Diensthündin den Einbrecher festgemacht. Die Zähne haben sich tief in den Stoff gegraben. Verletzt wird der Mann dabei nicht, er trägt einen Armschutz. Der vermeintliche Einbrecher ist ein Ausbilder, das Szenario eine Übung.

Der Trainer schreit weiter, um die Szene für den Schutzhund möglichst realistisch darzustellen.

Talli: "Da wo Mensch und Technik an ihre Grenzen kommen, wird der Hund eingesetzt"

Mit einem Biss in den Arm wird der Täter festgemacht, auf Kommando lässt Juno sofort wieder los.
Mit einem Biss in den Arm wird der Täter festgemacht, auf Kommando lässt Juno sofort wieder los.  © TAG24/Tobias Bruns

Als Talli Juno packt und der vermeintliche Einbrecher von ihrem Kollegen fixiert wird, lässt die Hündin auf Kommando sofort los. Sie lässt den "Einbrecher" nicht aus den Augen und beißt in Sekundenbruchteilen wieder zu, als sie den Befehl bekommt, nachzufassen.

Der Ausbilder lässt den Armschutz los, den Juno wenig später mächtig stolz aus dem Übungsobjekt trägt. Sie hat ihren Job gut gemacht.

Das ganze Szenario war Teil einer der Fortbildungen, an der die aktuell 37 Hamburger Diensthunde samt Hundeführer regelmäßig teilnehmen. Sie sollen auf den Ernstfall vorbereiten. "Da wo Mensch und Technik an ihre Grenzen kommen, wird der Hund eingesetzt", erklärt die 32-Jährige.

Dackel ist so fett, dass er Panzer genannt wird: So sieht er nach einigen Wochen Diät aus
Hunde Dackel ist so fett, dass er Panzer genannt wird: So sieht er nach einigen Wochen Diät aus
Mann sorgt sich, wie Papagei auf Welpe reagiert: Ihr erstes Aufeinandertreffen verblüfft alle
Hunde Mann sorgt sich, wie Papagei auf Welpe reagiert: Ihr erstes Aufeinandertreffen verblüfft alle

Wenn die Diensthundeführer auf Streife sind, hören sie den Funk und schreiten ein, wenn sie den Einsatz der Hunde für sinnvoll erachten. Oder wenn sie von den Kollegen hinzugerufen werden. Sie jagen flüchtige Verbrecher, stürmen Gebäude, suchen Tatwaffen oder Sprengstoff.

Juno lebt in einem Haushalt mit zwei Katzen und einem Pudel

Diensthunde leben bei ihren Hundeführern

Der Beißkorb sitzt noch, trotzdem ist die Erscheinung des Diensthundes imposant.
Der Beißkorb sitzt noch, trotzdem ist die Erscheinung des Diensthundes imposant.  © TAG24/Tobias Bruns

"Juno ist sehr arbeitswillig, sehr fokussiert. Ich muss sie gar nicht erst einstimmen. Das geschieht zwischen uns von alleine. Das macht es mir einfacher, mit einem Hund zu arbeiten, der Lust auf den Einsatz hat", so Talli.

Nach der Fortbildung geht es für eine Gassi-Runde in den Volkspark. Die Hündin wirkt völlig verändert. Es werden Stöckchen gesammelt, das Frauchen wird immer wieder zum Spielen aufgefordert. Das Einsatzmittel ist plötzlich der liebevolle, beste Freund des Menschen.

"Unsere Beziehung ist intensiv. Wir verbringen sehr viel Zeit zusammen, da entsteht natürlich eine absolute Nähe. Jeder Diensthundeführer würde sagen, dass er seinen Hund liebt", sagt die Beamtin, die vor ihrer Zeit bei der Polizei in einer Tierklinik arbeitete.

Und dennoch bleibt der treue Partner ein Einsatzmittel. "Ich muss den Hund in Lagen schicken, in denen er verletzt werden könnte. Das macht es manchmal nicht ganz einfach, aber das gehört dazu. Dazu habe ich mich entschieden", sagt Talli.

Diensthunde leben bei ihren Hundeführern. So entsteht eine enge Bindung, die allerdings auch anspruchsvoll ist. Denn die Fellnasen sind eben auch Einsatzmittel und in bedrohlich wirkenden Situationen kann es dann für das Gegenüber gefährlich werden. So muss jeder Besuch von Freunden, jeder Spaziergang, jeder Urlaub, jede Situation analysiert werden.

An diesem Tag bleibt die Lage in Hamburg ruhig. Gut für das Duo, denn so sind sie keiner Gefahr ausgesetzt. Auch wenn Juno sicher gern noch ein Haus gestürmt hätte.

Titelfoto: Bildmontage: TAG24/Tobias Bruns (2)

Mehr zum Thema Hunde: