Sachsen-Anhalter macht Therapie mit Huskys: Wie vier Pfoten Unmögliches möglich machen

Von Inga Hahn

Bad Lauchstädt - Wenn Eberhardt Krappmann (60) aus Bad Lauchstädt "auf Arbeit" geht, ist der Therapeut nie allein. Krappmann hat immer mindestens einen seiner 15 Huskys im Gepäck. Im Team helfen Vier- und Zweibeiner Kindern, Alten und Menschen mit Behinderung - nicht selten auch, indem einer der Vierbeiner seinem zweibeinigen Gegenüber durchs Gesicht leckt.

Hundepsychologe und Kynotherapeut Eberhardt Krappmann (60) auf seinem Grundstück mit seinen Huskys und Schwester Petra Romisch.
Hundepsychologe und Kynotherapeut Eberhardt Krappmann (60) auf seinem Grundstück mit seinen Huskys und Schwester Petra Romisch.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Schon am Morgen seien die Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung "Am Stadtwald" in Braunsbedra aufgeregt, wenn die Huskys zu Besuch kämen, erzählt Ergotherapeutin Jaqueline Spriewald. Sie dürften die Tiere von Krappmann streicheln, kuscheln, mit ihnen Kunststücke machen und auch füttern - wer will, füttert mit einer Paste, die der Hund einem Rentner aus dem Gesicht leckt.

Zu denen, die nicht mehr zu den Hunden kommen, bringt sie die Tiere einfach hin, erzählt Spriewald. "Ich gehe dann mit ihnen in die Zimmer und mache Einzeltherapie. Dabei liegen die Hunde dann auch regelmäßig mit im Bett." Das käme "mega an", so die Ergotherapeutin. Zu erkennen sei das in den glücklichen Gesichtern der Männer und Frauen.

Immer wieder bringen die Huskys Menschen zu Dingen, die sie im Alltag nicht schafften, berichten Spriewald und Krappmann. Während es im Seniorenheim das Löffelhalten, Armstrecken oder Vorbeugen ist, gibt es in Schulen Kinder, die mit den Huskys Vorlesen lernten. So lesen Kinder mit einem Lesehund, "statt mit Oma, die ständig korrigiert", erklärt Krappmann.

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In nur wenigen Wochen würden die Kinder sicherer und irgendwann sei das Vorlesen vor der Klasse kein Problem mehr - am liebsten in Begleitung des Lesehundes.

Huskys sind besonders empathisch

Der gelernte Zootechniker betreut und erfreut seit über zehn Jahren mit seinen 15 Huskys Menschen in Alters- und Pflegeheimen, Rehakliniken und Kindereinrichtungen.
Der gelernte Zootechniker betreut und erfreut seit über zehn Jahren mit seinen 15 Huskys Menschen in Alters- und Pflegeheimen, Rehakliniken und Kindereinrichtungen.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Für ihn sei von Anfang an klar gewesen, dass für seine Therapie nur Huskys infrage kommen, sagt Krappmann. Die Tiere seien sehr empathisch. Andere Rassen könne man diese Empathie zwar auch antrainieren, "aber der Husky macht das von sich aus". Und noch etwas fasziniere den Sachsen-Anhalter an den Tieren: "Huskys gehen zwar auf Menschen zu, werden aber nie unterwürfig, sie bleiben immer sie selbst, das gefällt mir."

In der Therapie nutze er das, was die Tiere von sich aus können und mögen, sagte Krappmann. So möge eines seiner Tiere zum Beispiel keine Kinder. Also nehme er das Tier nicht mit, wenn er in Krippen, Kindergärten oder Schulen fährt.

Für seine Vierbeiner seien die Therapiestunden "harte Arbeit", erzählt der 60-Jährige. Nicht umsonst gäbe es die Vorschrift, dass die Tiere nur 45 Minuten am Tag und nicht öfter als dreimal in der Woche arbeiten dürfen.

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Für Krappmann sei irgendwann klar gewesen, dass er nichts lieber machen möchte als die Therapie mit Huskys. Seine Tiere lässt er nicht allein, sagt er. Zu seinem letzten runden Geburtstag sei er sogar mit allen Hunden zusammen nach Schweden gefahren.

Mit den Hunden zu arbeiten, mache dem Bad Lauchstädter jeden Tag Spaß, sagt Krappmann. Anderen Menschen mit dieser Arbeit helfen zu können, sei schön. "Wenn jemand sagt, ich kann das nicht mehr, und kann es dann doch. Was will man mehr?"

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa

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