Tierheime reden von "dramatischer Lage": Vor allem eine Sache beschäftigt sie

Schwerin - Im Zuge der Corona-Pandemie landen im Nordosten mehr Tiere in den Tierheimen.

Zwei Schäferhunde sitzen im Zwinger eines Tierheims und warten auf neue Besitzer.
Zwei Schäferhunde sitzen im Zwinger eines Tierheims und warten auf neue Besitzer.  © Christoph Schmidt/dpa

Gar von einer "dramatischen Lage" spricht Kerstin Lenz vom Landesverband des Tierschutzbundes.

Sie erhalte täglich Anfragen vor allem von Hundehaltern, die ihre Tiere abgeben wollten, sagte Lenz, die auch zuständig für das Tierheim Demmin ist. Die Heime seien aber voll. Andernorts äußerte man sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zwar weniger drastisch. Aber auch Regina Groß vom Tierheim in Schlage bei Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) berichtete von mehr Anfragen. Viele Menschen hätten sich während der Pandemie Tiere zugelegt und wollten diese nun loswerden.

"Ich hab ganz, ganz viele Nachfragen. Aber ich kann natürlich auch nicht alle aufnehmen", sagte Groß. Ihr Tierheim sei trotz allem nicht komplett voll. Sie habe einen Vertrag mit der Stadt Rostock und dem umliegenden Landkreis, erhalte aber auch Anfragen aus Wismar oder Schwerin.

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Es handele sich auffällig häufig um Hunde, die vor ein bis zwei Jahren angeschafft worden seien. Die Halter kämen trotz Hundeschule mit den inzwischen großen Tieren nicht klar.

Sogenannte Ebay-Hunde seien schon mehrmals gewandert. "Wir sind dann meistens schon Station vier, fünf."

Spitzt sich die Lage noch weiter zu?

Zur Corona-Pandemie haben sich viele Menschen ein neues Haustier angeschafft.
Zur Corona-Pandemie haben sich viele Menschen ein neues Haustier angeschafft.  © Federico Gambarini/dpa

Lenz sagte, als während der Corona-Pandemie alle zu Hause waren, hätten sich viele Menschen Hunde angeschafft. Sie wisse von einer Händlerin, die an einem Tag zehn Labrador-Welpen verkauft und 27.000 Euro verdient habe. "Das war unnormal", sagte sie mit Blick auf die damalige Nachfrage.

Wegen der allgemein steigenden Kosten befürchtet sie, dass sich bald noch mehr Halterinnen und Halter von ihren Tieren trennen könnten. Sie sparten sich schon zunehmend Hundetrainer, und Tierärzte hätten bereits Preissteigerungen angekündigt.

Die Landespolitik hat aus Lenz' Sicht kürzlich eine große Chance für mehr Tierwohl verpasst.

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Vorschläge des Tierschutzbundes für die neue Hundehalterverordnung für gefährliche Hunde seien nicht berücksichtigt worden, etwa dass sich potenzielle Halter vorher mit den Tieren beschäftigen müssen.

Titelfoto: Christoph Schmidt/dpa

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